Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
schütteln.
    »Ja, gibt's das denn?! Hast du den gesehen? Schau dir das an.« Ein am Bordstein vorbeidröhnender, mit einem Rennauspuff bestückter Corsa hatte ihn mit einer Wassersalve erwischt.
    »Keine zwanzig Jahre, der Arsch!« schimpfte Novotny erbittert.
    »Komm, Paul, jetzt bleib schon beim Thema: Was kann die beiden verbinden?«
    Der Kommissar wischte sich Tropfen aus dem Gesicht. »Na, was schon? Entweder eine Abhängigkeit oder eine Macke. Das ist zumindest nach meiner Erfahrung das Geläufigste.«
    »Ein Mann im Hintergrund mit Messer-Macke – oder was?«
    »Vielleicht.«
    »Und wie heißt er?«
    »Engel. Vielleicht Engel … Aber nur vielleicht. Du hast mir doch gesagt, daß er der Alleininhaber des Ladens ist.«
    »Das weißt du doch auch, Paul.«
    »Das weiß ich nicht. So ist er nur eingetragen. Aber weißt du, wo die Firma gegründet wurde? Dreimal kannst du raten …«
    »Liechtenstein?«
    »Tatsächlich. Vaduz. Die ›Bio-Plasma‹ in Bernhagen ist nichts als die deutsche Tochter. Aber nochmals: Der Eigentümername Engel schließt ja nicht aus, daß es noch irgendwelche anderen Figuren gibt. Ganz stille Schwarzgeldteilhaber, Leute, die die Finger drin haben, ohne auffällig zu werden. Aber gehen wir mal davon aus, Engel wäre der Regisseur. Du hast mir doch von diesem Förster-Dienst erzählt. Was wissen die? Alles, was wir erfahren haben, ist relativ harmlos. Zwei oder drei Immobilienvergleichsverfahren, eine ziemlich schiefe Geschichte mit einer Erschließungsgesellschaft in Paderborn, und damit hat es sich dann auch schon … Und was brachte dein komischer Förster-Dienst?«
    »Einiges mehr. Einiges, das ein bißchen exotischer wirkt. Hast du was über Hochstett rausgekriegt?«
    Novotny zuckte mit den Schultern: »Hat sich bei der Bundeswehr ausbilden lassen, schmiß denen ganz schnell den Krempel vor die Füße, was ja auch lohnend ist. Ging nach seiner Entlassung an die Uni Tübingen als Assistent, anschließend in einen Pharmaladen in der Schweiz. Von dort hat ihn Engel wohl auch geholt.«
    »Engel«, murmelte Rio, »Thomas Engel … Wo steckt der Hund bloß? Jedenfalls – ich fahr' jetzt in die Redaktion. Und dann schick' ich dir gleich eine Fotokopie unseres Förster-Materials. In Ordnung?«
    Novotny nickte, legte zwei Finger an die Schläfe und rannte in den Regen hinaus …
    Wie immer kam Cleo zu spät. Vera sah schon wieder auf die Uhr: Zwanzig nach vier. Sie warf noch ein letztes Kissen in die Sofaecke, ging in die Küche, um das Teewasser abzuschalten, doch gerade als sie den Arm ausstreckte, sah sie, wie draußen vor dem Fenster Cleo mit aufgespanntem Schirm um die Hausecke bog.
    Wieso bekam sie plötzlich Herzklopfen? Wie nennt man so etwas? Freudige Erwartung etwa? Vielleicht …
    Schon immer hatte Vera sich zu der Sorte Frauen gezählt, die von sich sagen, sie würden sich besser mit Männern als mit Frauen verstehen. Dies galt für ihr Germanistikstudium wie für ihre kurze, sehr unglückliche Episode als Lehrerin; vor allem aber für die drei Jahre beim Fernsehen: Meist waren es Männer gewesen, für die sie Freund- und Partnerschaft empfand. Und nun die Ausnahme: Cleo. Eine Ausnahme von solcher Eindringlichkeit, daß sie sich selbst fragte, wie sie bisher ohne Freundinnen ausgekommen war.
    Nun, Cleo war ein Sonderfall, und das sicher seit der Geburt. Ihre Selbstsicherheit wirkte schon beinahe kindlich. Sie pfiff darauf, ob die Leute lachten, grinsten oder über sie redeten. Sie hielt sich mit nonchalanter Souveränität alle möglichen Liebhaber. Dabei war sie bei Gott nicht hübsch. Groß und rundlich war Cleo, trug wie ein Indioweib das Haar glatt zu einem Zopf zurückgekämmt, behängte den fülligen Leib mit bedruckten afrikanischen Stoffen. Mal Schwarz-gelb, dann wieder in Lila-grün und Weiß, segelte sie durch die Intellektuellen-Partys – und in Veras Leben. »Ach, Häschen! Das Leben besteht aus Augenblicken. Du mußt dir nur die Richtigen einfangen.«
    Selbst Rio bekam bei Cleos Anblick andächtige Augen: »Ein unglaubliches Weib …«
    Vera nahm das Teegeschirr, trug es ins Wohnzimmer und ging zur Tür, um zu öffnen.
    Da stand sie also und schwenkte ein Konditorpäckchen vor ihrer Nase. »Weiß schon, weiß schon, du willst nichts Süßes. Aber Föhlinger Petit Fours sind nun mal die besten im Kaff. Von seiner Erdbeertorte ganz zu schweigen.«
    Sie stürmte herein, ließ sich in einen der Sessel am Teetisch fallen und machte sich sofort mit aufgeregten Händen

Weitere Kostenlose Bücher