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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erreichen wollten, daß ich möglichst rasch wieder von der Bildfläche verschwinde, knöpften sie sich Vera vor.«
    »Die? Plural?«
    »Ja – die!«
    »Und wer soll das sein?«
    Rio zuckte nur die Schultern. Genau da lag der Haken. Alles, was er an Menschenkenntnis besaß, widersprach der Annahme, daß dieser nervöse, bis zur Hysterie unsichere Hochstett der Drahtzieher sein könnte. Wer aber dann? Engel natürlich … Oder gab es noch einen Dritten? Einen Finanzier von ›Bio-Plasma‹, zum Beispiel …
    »Nun hör mal zu, Rio …« Novotny wischte sich Bierschaum vom Mund, ohne daß er seinen dunklen, bohrenden Kriminalistenblick auch nur eine einzige Sekunde von Rios Gesicht ließ. »Selbst wenn ich die ganze Sache aus dieser Perspektive betrachte, bleibt doch völlig abwegig, daß irgendein ›Bio-Plasma‹-Manager oder gar Engel selbst sich eines derartig bescheuerten Typen für derartige knifflige Operationen bedient. Und bescheuert war er … Um das zu erkennen, reicht es ja schon, das Protokoll der Vernehmung zu lesen, die Wendland mit Vera durchführte. Und all das andere, was du mir noch dazu erzählt hast … Schön, der Mann mag ein Killer sein, aber für Psychopathen ist im Auftragsgeschäft kein Platz. Die werden nicht geheuert. Das garantier' ich dir.«
    »Kannst du aber nicht. Gut, ich begreife ja, was du meinst …« Rio beugte sich vor: »Paul, wenn der Auftraggeber nun mal Spaß an Psychopathen hat?«
    »Was soll denn das wieder heißen?«
    »Daß er selbst einer ist. Nichts weiter.«
    Novotnys Daumen und Zeigefinger massierten die Nasenwurzel. Er schwieg.
    Von der Theke klang eine Lautsprecherstimme und überdeckte das Geklapper von Tellern und das leise Stimmengemurmel im Raum: »Herr Novotny! Herr Novotny, bitte ans Telefon!«
    Es dauerte keine zwei Minuten, dann war der Kommissar wieder zurück. Er setzte sich, zeigte sein übliches gleichmütiges Gesicht und griff nach seinem Glas. Er trank und fragte: »Und Boder? Was ist mit Lars Boder?«
    »Was soll schon mit ihm sein? Das gleiche wie mit den anderen. Das gleiche wie mit Cenitza und Dagmar Reichenbach … Er wußte zuviel und wurde umgelegt.«
    Novotny blieb stumm wie ein Stein.
    »Da wir schon von Boder sprechen, Paul – was ist denn mit den Plasmaproben, die ich euch gegeben habe?«
    »Die werden gerade getestet. Aber was anderes, Rio: In Bernhagen haben sie das Wohnmobil von Veras Messerhelden gefunden. Wendland hat es gerade durchtelefoniert. Ein Westfalia-Modell. Geklaut.«
    »Der Erkennungsdienst hat es doch untersucht?«
    »Da gab's nicht viel zu untersuchen. Der Messertyp hat es in einer Waldlichtung abgefackelt. Und Fingerabdrücke halten sich nun mal nicht auf Asche und verbranntem Schrott …«
    »Er scheint also tatsächlich ziemlich profimäßig vorzugehen.«
    »Das sagt Wendland auch.«
    »Wendland, Wendland! Verdammt noch mal, und du?«
    »Ich? Vera hat den Kerl gesehen. Sie war mit ihm zusammen. Wenn sie uns nur ein einziges vernünftiges Detail nennen könnte … Einsfünfundsiebzig, zierlich und doch kräftig, Tänzerbewegungen, wahrscheinlich graue Augen … Schon das ›wahrscheinlich‹ kann einen verrückt machen. Schlanke Hände und bescheuert. Damit hat es sich.«
    »Nein: Kieks-Stimme«, sagte Rio.
    »Ach, die hat er doch verstellt!«
    »Live is short, let's pray«, zitierte Rio die Aufschrift auf dem T-Shirt des Sadisten. »Stimmt. Das Leben ist kurz. Aber zu beten kann er schon mal anfangen. Ich schnapp ihn mir, ehe er woanders abkratzt …«
    Sie zahlten. Der Kommissar holte sich seinen Regenmantel aus der Garderobe. Als sie die ›Greifen-Stuben‹ betreten hatten, hatte es leicht geregnet, jetzt schüttete es.
    »Bockmist! Hast du keinen Schirm?«
    Rio grinste: »Noch nicht mal einen Mantel.« Sie traten zurück unter das Vordach, das den Eingang schützte. Die Autos, die vorbeifuhren, platschten durch die Wasserlachen.
    »Komm, leisten wir uns noch 'nen Kaffee.«
    »Ich muß weg. Ich wär' auch schon zu meinem Wagen gesprintet, wär' mir nicht noch was eingefallen: Weißt du, was du da vorhin gesagt hast, das war gar nicht so schlecht, Rio … Wenn wir mal probeweise davon ausgehen, dieser Messerdepp wäre tatsächlich in allen drei Fällen der Täter, dann bekommt der Mann, der ihn losschickt, auch ein interessantes Persönlichkeitsprofil.«
    »Du meinst, daß die beiden irgend etwas verbindet?«
    Novotny nickte – um plötzlich, wie von der Tarantel gebissen, hochzufahren und die Faust zu

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