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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Die feinen, chromblitzenden Turbinen dort in der sterilen Welt der Bernhagener Fabrik hatten Hunderttausende von Plasmabeuteln gefüllt … Nicht nur das Glück, auch der Tod hat seine Lotterie! Wieso sollte ausgerechnet er die schwarze Zahl gezogen haben?
    »Weißt du, Rio, mein Rat ist, die Sache mit ruhigem Kopf anzugehen. Ganz rational. Es besteht wirklich kein Grund zur Besorgnis. Trotzdem wäre es natürlich gut – das denke ich mir wenigstens –, wenn du dich einer Kontrolle unterziehen könntest. Versprichst du mir das?«
    Rio holte so tief Luft, daß er das Gefühl hatte, seine Lungen müßten zerspringen.
    »Ja, Danilo«, sagte er leise. Und: »Danke …«
    Er sagte es, weil ihm sonst nichts mehr einfiel.
    Dann legte er den Hörer auf den Apparat zurück und betrachtete das Plastikgehäuse, als hätte er noch nie ein Telefon gesehen.
    Nach einer Weile stand er auf und ging zu seinem Schrank, um den Mantel herauszuholen. Aber da war kein Mantel. Er hatte ihn zu Hause gelassen. Er verließ die Redaktion, ohne irgend jemandem Bescheid zu sagen.
    Es gab noch einen Artikel zu schreiben. Über eine Firma, die sich ›Bio-Plasma‹ nannte – und über einen Herrn, der Thomas Engel hieß. Auch das war nicht wichtig. Überhaupt nichts war wichtig …
    Die Stadt. Die Straßen. Ludwigstraße, Sendlinger Tor, Altstadt-Ring, hinunter zum Bahnhof, zurück in den Norden …
    Ruhig bleiben, Rio … Es besteht kein Grund zur Besorgnis. Endlich hinter der TH eine Telefonzelle! Er fuhr den Wagen den Bürgersteig hoch und scherte sich einen Teufel darum, daß fünfzig Meter weiter unten eine Polizistin die Nummern anderer Falschparker in ihr Buch schrieb. Er rannte zur Zelle, riß die Tür auf, hatte Mühe, die verdammten Münzen in den Zähler einzuwerfen. Und da war er!
    »Novotny.«
    »Paul?« Rios Stimme war spröde wie verkohltes Papier. »Paul, wie hieß der Arzt, mit dem du gesprochen hast, dieser Arzt in der Max-Ludwig-Klinik?«
    »Wie kommst du jetzt auf den?«
    »Wie hieß er, Paul?«
    »Weißmann.«
    »Paul, bitte, tu mir einen Gefallen. Einen persönlichen Gefallen: Ruf ihn an. Sofort. Bitte!«
    »Und?«
    »Frag ihn nach diesen verdammten Beuteln. Diese Beutel aus der Zwölftausender-Reihe. Du weißt schon … Frag ihn, ob damals, vor vier Jahren, Anfang September, auch einer an die Dachauer Klinik geliefert worden ist.«
    »Hör mal, was ist denn los mit dir? Wieso? Ist ein neuer Fall aufgetaucht?«
    Ein neuer Fall? dachte Rio und fühlte, wie sich sein Herz zusammenzog. »Tu es, Paul, bitte. Und tu's sofort. Ich ruf dich wieder an …«
    Er ließ den Wagen stehen, wo er war. Sollten sie ihn aufschreiben, sollten sie ihn abschleppen, er mußte laufen. Und er lief. Die Autos rauschten an ihm vorbei. Der Wind trieb ihm Papierschnitzel entgegen, Staub brannte auf seiner Haut.
    Irgendwo las er ›Café‹ und trat ein. Ein ziemlich langer, schlauchartiger Raum. Gleich vorne, rechts der Tür, standen drei Flipperkästen, über die sich drei junge Männer krümmten. Die Apparate klingelten und summten. Dann ein paar Tische, die fast ausschließlich von Mädchen besetzt waren. Sie hatten Bücher und Kolleghefte dabei und unterhielten sich halblaut. Wahrscheinlich TH-Studentinnen.
    Er ging zur Bar, setzte sich und bestellte eine Fanta. Er nahm einen Schluck, schob die Limo zur Seite und verlangte von dem Dicken in dem offenstehenden Hemd hinter der Theke einen Red Label.
    Der schüttelte nur den Kopf.
    »Dann geben Sie mir einen anderen Whisky. Einen doppelten.«
    Der Whisky kam, und Rio hatte Schwierigkeiten, das Glas an den Mund zu bekommen. Zu sehr zitterten seine Hände. Nein, das war kein Zittern mehr, das war etwas, das tief aus seinem Inneren kam, seinen Körper, seine Seele, sein Selbst durchschüttelte, so daß er den Whisky kaum an den Mund bekam. Er setzte das Glas hastig wieder ab, als er bemerkte, daß der Dicke ihn beim Gläserpolieren aus den Augenwinkeln heraus beobachtete.
    Er zog sich die Zeitung heran. Aber die Buchstaben tanzten. Er zwang sich, einen Artikel zu lesen, doch sein Gehirn spielte nicht mit. Es nahm nicht auf, was die Augen meldeten. Langsam, ganz langsam klang die Adrenalin-Attacke ab, seine Hand wurde ruhiger, ruhig genug, daß er den Whisky trinken konnte. Er leerte das halbe Glas, den Rest nahm er in kleinen Schlückchen.
    Am Ende der Theke stand ein Telefon. Immer wieder blickte er hinüber. Schließlich fragte er den Wirt: »Haben Sie auch eine Kabine?«
    »Ja, hinten. Neben der

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