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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sportlich … was weiß ich. Natürlich eine Super-Ibiza-Bräune im Gesicht. Vielleicht macht es das aus. Rennt in Jeans und Jeanshemd rum; sogar Jesus-Latschen hatte der an den Füßen, während sein Anwalt schniekefein im Anzug mit Weste ankam. Die Vernehmung fand im Büro des Staatsanwalts statt. Der Mann heißt Schröder, Waldemar Schröder, ist noch keine fünfunddreißig, aber tüchtig und scharf wie ein Terrier. Wendland und ich gaben uns auch jede Mühe, doch es nützte alles nichts.«
    »Und?«
    Novotny schüttelte den Kopf: »Bei dem Kerl kommst du einfach nicht weiter … Aalglatt ist der. Weiß von nichts, sieht nichts, hört nichts, interessiert ihn auch nicht. Seine eigentlichen wirtschaftlichen Interessen liegen seit Jahren in Spanien. Für das Bio-Plasma-Management und die Details hat man schließlich seine Angestellten, nicht wahr? Die werden teuer genug bezahlt. Außerdem, Herr Staatsanwalt: Was wollen Sie eigentlich? Ich bin doch seit Jahren kaum noch in Bernhagen! Und Herr Dr. Hochstett ist als Wissenschaftler schließlich über alle Zweifel erhaben. Unsere Unterlagen beweisen zudem einwandfrei, daß die fraglichen Produkte gar nicht nach München geliefert wurden.«
    »Dieses Schwein …« Rio murmelte es zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Novotny nickte. »Ja. Dieses Schwein. Er schiebt alles auf Boder. Boder habe die betreffende Charge verkauft, sagt er. Skrupellos, ohne jedes Gewissen und nur mit dem einen Ziel, ihn, Engel, zu schädigen und die Firma in Verruf zu bringen.«
    »Hab' ich doch alles schon mal gehört …«
    »Es interessiert dich also nicht?« Paul Novotny hatte einen Parkplatz erspäht und bog ab. Weiter unten, vor dem amerikanischen Konsulat, hatte sich eine Gruppe Demonstranten versammelt. Sie schwenkten irgendwelche Transparente. Sie schrien auch, mußten schreien, denn sie hatten die Münder weit offen, doch nichts war zu hören. Die Scheiben des Audi waren geschlossen. Nur die Klimaanlage summte leise. »Wir kriegten ihn noch nicht mal zum Schwitzen. Was soll ich dir sagen – der Kerl hat eine Selbstsicherheit …«
    »Du sollst mir gar nichts mehr sagen, Paul.« Rio saß da, die Hände im Schoß, und blickte geradeaus. Wieder erwachte in seinem Bewußtsein das Bild des Feindes. Doch er trug weder Gesicht noch Namen. Er hieß nicht Engel, o nein, und er hatte auch nichts, nicht das Geringste mit all den miesen Gedanken, Methoden und Tricks zu tun, die Menschen erfanden, um sich zu betrügen oder umzubringen. Dieser Feind war Millionen Jahre älter als der Mensch. Und er kannte nur ein Ziel: sich zu vermehren. Er verlor es nie aus dem Auge, bediente sich der unglaublichsten Tarnungen und hatte alle Zeit der Welt, um dieses Ziel zu erreichen. Fünf, zehn oder fünfzehn Jahre, was machte es schon aus …
    Retro-Viren arbeiten so langsam, daß man sie zunächst gar nicht bemerkt; sie verstecken sich, warten, täuschen die Abwehr, schlüpfen in die Körperzelle, verändern ihren Code, und statt Zellerneuerung produzieren sie Tod am laufenden Band. Er hatte sich den Vorgang vor Augen geführt, sich Bücher besorgt, sich stundenlang der Faszination überlassen, die vom Bild des Gegners ausstrahlte: eine stachlige, winzige Proteinhülle. Zäpfchen zum Andocken an die Helfer-Zellen, so geschickt angeordnet, daß die Zelle nicht merkt, wer da kommt, das Bläschen, das sich ausstülpt, das Enzym, das die Zellwand aufspaltet …
    »Hörst du mir zu oder nicht?«
    Rio schüttelte den Kopf. »Ich hör' dir nicht zu. Tut mir leid, Paul … Aber zu was bist du Polizist? Wie heißt es so schön: Walten Sie Ihres Amtes, Herr Kommissar! Aber laß mich mit diesem ganzen Schiet in Frieden.«
    »Das sagst du im Ernst …«
    »Das kann ich auch sagen, Paul.«
    »Ich hab' dich anders eingeschätzt.«
    »Ich bedauere tief, wenn ich dich enttäusche. Wie hast du mich denn eingeschätzt?«
    Darauf gab Novotny keine Antwort. Da war nur dieser merkwürdige Blick. »Ich hab' mit dem Doktor gesprochen, deinem Doktor …«
    »Du machst dir eine Menge Mühe meinetwegen.«
    »Herzog ist der Ansicht …«
    »Ja, ja, die Herzog-Theorie … Keine Sorge. Es gibt noch so viel Überlebende … Nein, nicht mal das Wort ›Überlebende‹ will er akzeptieren. Es kommt nur auf dich an, und so weiter und so weiter. Kenn' ich …«
    »Und es ist was dran, hörst du?!«
    »Quatsch ist das!«
    Paul Novotny fuhr in seinem Sitz herum, packte Rio, ehe der sich wehren konnte, an beiden Schultern, schüttelte ihn, zwang

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