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Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Hauptmanns hinweggekommen, aber das geschah nicht. Das wiederum ließ sie an Kranich denken, der Ereals Leiche bewacht hatte. Selbst Kondor hatte sie nach ihrer Zeitreise am Wächterhügel gefunden. Kein gewöhnliches Pferd wäre dazu imstande gewesen.
    Und nun wollte Nachtfalke die Bresche im D’Yer-Wall nicht verlassen, als stünde er dort Wache und warte auf Altons Rückkehr.
    Sie schloss die Augen gegen die Trauer, die sie bei solchen Gedanken überfiel, aber sie sah nur Bilder von Nachtfalke am Wall, wie er sich nach etwas sehnte, das nicht mehr geschehen würde. Sie erinnerte sich, wie Alton im Spiegel des Mondes ausgesehen hatte. Ja, er war offensichtlich krank gewesen, aber nicht tot. Und er hatte direkt am Wall gelegen.
    Ihr letzter Gedanke vor dem Einschlafen war, dass Nachtfalke vielleicht recht hatte, dass er womöglich einen Grund hatte zu warten.

    In ihrem Traum spielte sie am Springbrunnen eines Platzes auf einem großen Besitz, zusammen mit einem anderen Jungen, was die Erwachsenen in der Nähe gewaltig ärgerte. Dennoch tadelte sie niemand, und selbst die Wachsoldaten ließen zu, dass die Kinder zwischen ihnen hindurchrannten. Selbstverständlich hatten die Soldaten keine andere Wahl, denn sie mussten Habachtstellung einnehmen, ganz gleich, was geschah, bis ihr Vorgesetzter ihnen einen anderen Befehl erteilte.
    Und auf keinen Fall würde jemand etwas gegen den Lieblingssohn des Kaisers unternehmen.
    Sie, Alessandros und Hadriax, spielten mit kleinen Segelbooten in den Brunnen und wurden dabei klatschnass. Ihre Kinderfrau schimpfte, aber sie hatte wenig Erfolg, wenn es darum ging, ihre Begeisterung zu dämpfen.
    Alessandros schob sein Boot ins Brunnenbecken. Es war ein wahres Wunder voller Einzelheiten, bis hin zur Takelage und der Galionsfigur – eine Seejungfrau – ; die Winterarbeit eines der besten Schiffsbauer im ganzen Kaiserreich.
    »Ich werde um die ganze Welt segeln«, erklärte er.
    »Ich auch«, sagte Hadriax.
    »Klar wirst du das. Wir werden die Welt beherrschen.«
    Hadriax strahlte ihn an – sein bester Freund. Tatsächlich der einzige Freund, mit dem man ihm zu spielen erlaubte. Hadriax war ein Findelkind, aber man duldete ihn, weil Alessandros ihn gern hatte. Der Kaiser störte sich nicht an seiner Herkunft, doch er hielt Hadriax für kaum mehr als ein Haustier, einen Spielgefährten für einen einsamen kleinen Jungen, der von zu vielen Erwachsenen umgeben war. Hadriax war in den Haushalt aufgenommen worden, und man gab ihm zu essen und zu trinken, man kleidete und unterrichtete ihn, und alles nur, weil er Alessandros Gesellschaft leistete.
    Alessandros’ Segelboot wurde von einer Windbö erwischt
und trieb auf den dicken Wasserstrahl zu, den die Brunnenfigur ausstieß. Der Junge fürchtete, dass das Boot untergehen und zerstört werden könnte, und sprang ins Brunnenbecken, um es zu retten. Der Boden des Brunnenbeckens war rutschig, und er verlor das Gleichgewicht. Er ging unter, stieß mit dem Kopf gegen den Brunnenrand, rutschte unter Wasser, konnte nichts mehr sehen, nicht mehr atmen, schlug um sich … es wurde dunkel. Dunkel …
    Und dann Sonnenschein und Hadriax’ Gesicht, Hadriax’ Versuche, ihm das Wasser aus Magen und Lunge zu pumpen …
    Weil er seinen Erben gerettet hatte, verlieh der Kaiser Hadriax einen Orden und die Grafschaft Fextaigne. Vor dem gesamten Hof, besser gekleidet als je zuvor, schwor Hadriax, dem künftigen Kaiser von Arcosia für immer die Treue zu halten, für immer sein Freund und Beschützer zu bleiben. So einfach war er von einem Findelkind zu einem Adligen geworden. Und in all den Jahren hatten seine Freundschaft und seine Loyalität nie nachgelassen.
    O Hadriax, ich wünschte, du wärst hier. Ich hatte dich so gern!
     
    Karigan erwachte erschrocken, und die Worte lagen ihr noch auf den Lippen. Traum oder Erinnerung? Sie war durcheinander. Im linken Arm hatte sie heftige Schmerzen und rieb ihn, bis es besser wurde.
    Verschlafen stand sie auf. Sie hatte das deutliche Gefühl, dass sie zum Wall musste. Warum? Sie schüttelte den Kopf. Selbstverständlich wegen Alton. Das war es. Wenn auch nur die geringste Aussicht bestand, dass er immer noch lebte …
    Sie zog ihre Jacke an und fuhr sich mit einem Kamm durchs Haar. Sie würde den König bitten, sie zum Wall reiten zu lassen. Das konnte er ihr doch sicher nicht verweigern.

    Sie trat aus ihrem schönen Zimmer hinaus in den Flur, der vollkommen leer war, wenn man von den allgegenwärtigen

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