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Die Botschaft Der Novizin

Die Botschaft Der Novizin

Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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orientieren. Wenn sie sich erhob und geradeaus lief, musste sie auf die Tür stoßen. Sie war nach außen zu öffnen.
    Unter Aufbietung all ihrer Kräfte schwang sie die Beine über den Pritschenrand. Erst als sie mit den Füßen die Bodendielen berührte, kehrte ihre Sicherheit zurück. Sie hatte einen Halt gefunden. Rasch trat sie auf die Tür zu, die sie mit ausgestreckten Armen erreichte, öffnete diese und wartete, bis sie im großen Saal etwas erkennen konnte.
    Letzteres fiel ihr leicht, da der Raum in ein gedämpftes Licht getaucht war, welches von einer Laterne ausging, die auf einem der Bücherstapel stand. Schatten flackerten über die Wände, geworfen von einer Gestalt, die sich über Bücher und Handschriften beugte und diese in rascher Folge durchblätterte.
    Weder der Bibliothekar noch Suor Immacolata konnte dies sein, denn keiner von ihnen hätte eine Laterne benutzt. Isabella blieb stehen und beobachtete den Mann, dessen Bewegungen ihr mit jeder Verbeugung, mit jedem Kopfschütteln vertrauter erschienen.
    »Was tut Ihr hier?«, sagte sie, noch bevor sie die Worte gedacht hatte, und erschrak selbst vor ihrem eigenen Mut.
    Der nächtliche Besucher fuhr auf und starrte in den Raum hinein, jedoch in eine ganz andere Richtung. Erst jetzt wurde Isabella bewusst, dass er sie vermutlich nicht sehen konnte, da er vom Licht seiner eigenen Laterne geblendet war und sie selbst im Dunkeln stand. Doch auch sie konnte ihn nur undeutlich erkennen, da er einen Überwurf mit Kapuze trug und diese einen Schatten über sein Gesicht warf. Als wollte er nicht erkannt werden, deckte er sofort die Laterne ab. Sie ließ die Tür los, die sie die ganze Zeit über festgehalten hatte. Diese schwang zu und verursachte ein helles Geräusch. Sofort wandte sich der Kopf des Mannes in ihre Richtung. Dabei wäre ihm die Lampe beinahe aus der Hand gerutscht. Isabella zuckte zusammen – und konnte plötzlich nachvollziehen, welche Ängste den Bibliothekar plagten. Wäre die Laterne dem Fremden entglitten, stünde das Haus bereits in Flammen.
    Restlicht beleuchtete das Gesicht des Mannes undeutlich, doch dessen hätte es nicht bedurft. Sie ahnte bereits, wen sie vor sich hatte.
    »Was tut Ihr hier, Padre Antonio ?«, fragte sie erneut in die Stille hinein, und diesmal erhielt sie eine Antwort.
    »Dasselbe könnte ich Euch fragen, Educanda Isabella«, gab der Mann mit der Kapuze zurück und richtete sich jetzt ganz auf. Seine Stimme klang tiefer als sonst, was Isabella der Höhe des Saals zuschrieb, und doch presste er die Worte regelrecht aus dem Mund. »Schließlich erwartet man eine sittsame Schülerin nicht an diesem Ort vorzufinden.Warum seid Ihr nicht im Kloster?« Isabella stutzte. Der Pater wusste doch, dass sieaus dem Kloster verstoßen worden war. Warum fragte er? Der nächtliche Besucher schien sie noch immer nicht sehen zu können, denn er ließ den Blick hin und her pendeln, so als suche er nach dem Gesicht hinter der Stimme.
    »Ich bin mit Erlaubnis Messer Contarinis hier. Ob Ihr das Recht besitzt, in seinen Manuskripten und Büchern zu wühlen, möchte ich bezweifeln.«
    Endlich schien er sie entdeckt zu haben, denn das Pendeln hatte aufgehört und er sah unverwandt zu ihr herüber. »Ich suche Antworten, Educanda. Antworten auf Fragen, die sich mir ... die sich uns beiden stellen.« Seine Stimme kam ihr merkwürdig bekannt und dennoch fremd vor. Eine Stimme, die aus der Vergangenheit in die Gegenwart hineinleuchtete, wie die Laterne die Dunkelheit vertrieb – und die Welt doch nicht ganz erhellte.
    »Ich wüsste nicht, welche das wären. Was könnten Mann und Frau, Priester und Schülerin schon gemeinsam haben?«, gab sie spöttisch zurück, wusste jedoch sofort, was er meinte. Seine förmliche Art, sie mit »Educanda« anzusprechen, irritierte sie. Als hätte es zwischen ihnen nie eine Annäherung gegeben.
    »Ich suche nach einem Hinweis auf den Inhalt der Amphore, auf den Klosterschatz, das Manuskript.« Seine Worte klangen nicht ganz ehrlich. Sie waren mit einem Ton unterlegt, der fordernd und zugleich beklagend klang.
    »Hier werdet Ihr jedenfalls nicht finden, was Ihr sucht.« »Woher wollt Ihr das wissen?« Der Fremde legte eine Pause ein, in der er sie unverwandt anstarrte. Im Dämmerlicht des Saals schien er zu wachsen, und seine Haltung wurde mit einem Mal drohend. »Hat der Bibliothekar es Euch nicht gesagt, dass all die Informationen, die ich über das Marienevangelium erhalten habe, von ihm stammen? Er wollte

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