Die Bourne Intrige
Raum – so wie er jeden Raum in dieser und in allen anderen Festungen in der Umgebung kannte. Es gab nur einen Zugang, und er war fünf Schritte davon entfernt.
Plötzlich tauchte eine Gestalt in der offenen Tür auf, und er feuerte vier gezielte Schüsse ab, die die Gestalt hin und her wirbelten.
Es war Soraya, die als Erste hinauseilte, nachdem Chalthoum den toten Amerikaner durch die Tür gewuchtet hatte. Sie schwang ihre Schleuder in dem Kugelhagel und zielte mit ihrer Ladung Kalk auf den Kopf des Schützen. Als ihn der ungelöschte Kalk im Gesicht traf und mit seinen Körperflüssigkeiten in Berührung kam – dem Schweiß auf seiner Haut und der Tränenflüssigkeit in seinen Augen –, setzte eine chemische Reaktion ein, die eine unerträgliche Hitze entstehen ließ.
Der Schütze schrie auf, ließ die Pistole fallen und rieb sich instinktiv mit beiden Händen sein brennendes Gesicht, um sich von dem ätzenden Stoff zu befreien. Doch das machte es nur noch schlimmer. Soraya hob seine Waffe auf und schoss ihm in den Kopf, wie man einem lahmenden Pferd den Gnadenschuss gibt.
Ihr leiser Pfiff signalisierte Chalthoum und Yusef, dass sie aus der Grabkammer kommen konnten. »Einer weniger«, sagte sie. »Bleiben noch drei.«
»Sind Sie okay?«, fragte Moira, als sie aus der Badewanne stieg und Humphry Bamber auf die Beine half.
»Ich glaube, das sollte besser ich Sie fragen«, antwortete er und blickte mit einem Schaudern auf den zerschmetterten Kopf des Angreifers. Im nächsten Augenblick drehte er sich um und erbrach sich in die Toilette.
Moira drehte am Waschbecken das kalte Wasser auf, tränkte ein Handtuch damit und legte es ihm in den Nacken. Er nahm das Tuch und hielt es ihr an den Nasenrücken, während sie das Badezimmer verließen.
Sie legte ihm den Arm um die Schultern. »Gehen wir dorthin zurück, wo Sie sicher sind.«
Er nickte wie ein hilfloser kleiner Junge, während sie durch das Büro gingen. In der Tür blickte sie noch einmal zu den Computern an der Wand zurück.
»Was haben Sie herausgefunden? Was hat Noah in seiner Version von Bardem?«
Bamber löste sich von ihr, ging zu dem Laptop, der an die übrige Ausrüstung angeschlossen war, und zog die Kabel heraus. Er klappte das Gerät zu und klemmte es sich unter den Arm.
»Sie werden’s nicht glauben, wenn Sie’s nicht selbst sehen«, sagte er, während sie aus dem Büro eilten.
»Treadstone interessiert mich nicht, und auch nicht, was Alex Conklin vorhatte«, sagte Peter Marks.
Willard wirkte unbeeindruckt. »Aber ich nehme doch an, dass Sie daran interessiert sind, die CI vor diesen Philistern zu retten.« Es war fast so, als hätte er Marks’ Antwort vorhergesehen.
»Natürlich.« Marks drehte sein leeres Glas um, als Willard ihm noch einmal aus der fast leeren Whiskyflasche einschenken wollte. »Das klingt so, als hätten Sie eine Lösung für das Problem, dass Black River in gewisse Mordfälle in Washington verwickelt ist, vor allem auch in die Ermordung der DCI .«
»Der DCI ist M. Errol Danziger.«
»Erinnern Sie mich nicht«, sagte Marks missmutig.
»Ich muss aber. Er ist der Dreihundert-Kilo-Gorilla im CI-Laden, und glauben Sie mir, er wird euch junge Gentlemen fertigmachen, wenn man ihn nicht aufhält.«
»Was ist mit Ihnen?«
»Ich gehöre zu Treadstone.«
Marks starrte den älteren Mann mit düsterer Miene an. Ob es an dem Whisky lag, den er getrunken hatte, oder an der tristen Realität, der er ins Auge schauen musste – ihm war jedenfalls hundeübel. »Reden Sie weiter.«
»Nein«, erwiderte Willard mit Nachdruck. »Entweder Sie sind dabei oder nicht, Peter. Und bevor Sie antworten, muss ich Sie darauf hinweisen, dass es dann kein Zurück mehr gibt. Wenn Sie einmal drin sind, können Sie nicht mehr raus, egal, was passiert.«
Marks schüttelte den Kopf. »Was hab ich denn für eine Wahl?«
»Man hat immer eine Wahl.« Willard schenkte sich den letzten Rest von dem Whisky ein und nahm einen kräftigen Schluck. »Was man nicht hat – und das gilt für mich genauso wie für Sie –, das ist eine Möglichkeit zurückzuschauen. Von diesem Moment an gibt es keine Vergangenheit mehr. Wir gehen nach vorne, nur nach vorne, mitten in die Dunkelheit hinein.«
»Herrgott«, sagte Marks, und ihn überlief ein kalter Schauer. »Das klingt, als würde ich einen Pakt mit dem Teufel schließen.«
»Sehr lustig.« Willard lächelte und zog wie aufs Stichwort ein dreiseitiges Dokument heraus, das er vor dem jüngeren Mann
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