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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Alanus an ihrer Seite würde ihr so schnell nichts passieren.
    Dachte sie jedenfalls.
    Wie um sie Lügen zu strafen, waren draußen vor der Tür plötzlich Schritte, Gelächter und das Klimpern eines Schlüsselbundes zu hören. Mechthild durchfuhr es eiskalt. Unter den Stimmen war zumindest eine, die sie auf Anhieb erkannte, und das bedeutete nichts Gutes.
    »Sieht so aus, als bekämen wir Besuch«, stellte Alanus mit stoischer Gelassenheit fest. »Mal sehen, was sich dieser Remigius noch so alles einfallen lässt. Für eine Überraschung ist der Herr Großinquisitor ja immer gut.«
    »Allerdings«, erwiderte Mechthild und rückte näher an Alanus heran. »Doch egal, was passiert – uns beiden werden sie so schnell nichts anhaben können.«
    Dann drückte sie Alanus einen Kuss auf die Wange und ließ den Kopf auf seiner Schulter ruhen.
    Der Tag der Entscheidung konnte beginnen.

Laudes
     
    [Klosterkirche, 7:15 h]
     
     
    Worin Bruder Hilpert den Segen des Allmächtigen erfleht und einen Hinweis von unschätzbarem Wert erhält.
     
    Wie durch ein Wunder teilte sich der Nebel, und durch das Chorfenster strömte gleißendes Licht. Es war ein Morgen, wie er schöner nicht hätte sein können, so hell wie am allerersten Tag. Das bunt schillernde Glas erstrahlte in all seiner Pracht, weshalb der Lobgesang der Fratres besonders inbrünstig ausfiel.
    Nur einer, so schien es, war mit den Gedanken nicht bei der Sache, und obwohl sich Bruder Hilpert redlich mühte, kehrten seine Gedanken immer wieder zu der bevorstehenden Kapitelsitzung zurück. In knapp zweieinhalb Stunden war es so weit, die Entscheidung zum Greifen nah. Nach außen hin kalt wie ein Fisch, ließ der Bibliothekarius den Blick über die Reihen seiner Mitbrüder schweifen. An der Tatsache, dass der Elemosinarius fehlte, schien sich niemand sonderlich zu stören, doch war das sicherlich nur Fassade. Dafür kannte Bruder Hilpert seine Schäfchen zu gut. Wenn er sich über etwas im Klaren war, dann darüber, dass jede seiner Bewegungen aufmerksam registriert wurde. Insbesondere von seinem Widersacher, der sich seiner Sache absolut sicher zu sein schien.
    In diesem Punkt sollte er sich jedoch irren. Bruder Hilpert konnte es kaum erwarten, ihm die Stirn zu bieten, je eher, desto besser. Die Beweislage war erdrückend, eindeutiger ging es wirklich nicht. Vielleicht war es gerade dieser Umstand, der den Bibliothekarius in Unruhe versetzte, weshalb er das Ende des Morgenlobes kaum abwarten konnte.
    Nur noch ein wenig Geduld, und dann war es so weit.
    »Kompliment, Bruder – wenn man bedenkt, was Euch bevorsteht, legt Ihr eine geradezu bewunderungswürdige Haltung an den Tag«, zischte ihm der Großinquisitor unmittelbar nach dem Ende der Laudes ins Ohr, während ein Großteil der Fratres bereits auf dem Weg nach draußen war. »So schnell macht Euch das keiner nach.«
    Bruder Hilpert neigte lächelnd das Haupt. »Keine Ursache«, retournierte er süffisant. »Schließlich habe ich ja auch ein reines Gewissen.«
    Die Hände vor der Brust gefaltet, blieb Remigius von Otranto abrupt stehen. Der Ausdruck, mit dem er Bruder Hilpert musterte, ließ an Verachtung nicht zu wünschen übrig, und während er sich mit dem Zeigefinger am Mundwinkel kratzte, lachte er amüsiert auf. »Ich weiß ja nicht, worauf sich Eure Selbstsicherheit gründet, Bruder – aber haltet Ihr das nicht für ein wenig übertrieben?«
    »Was denn?«
    »So zu tun, als sei überhaupt nichts geschehen.«
    Bruder Hilpert ließ sich nicht aus der Reserve locken und sah sich mit an Impertinenz grenzender Gelassenheit um. Der Mann, nach dem er Ausschau hielt, hatte die Kirche indes bereits verlassen. »Mein Kompliment, Remigius«, äffte er den Tonfall des Großinquisitors nach. »In der Kunst des Gedankenlesens scheint Ihr ja über ein Höchstmaß an Erfahrung zu verfügen.«
    Die Provokation wirkte. »Eins weiß ich genau –«, zischelte ihm Remigius boshaft ins Ohr, »der Hochmut, den Ihr an den Tag legt, wird Euch ziemlich bald vergehen.«
    »Und Euch der Eure«, zahlte Bruder Hilpert mit gleicher Münze heim, legte die Hand auf die Klinke und ließ den Dominikaner mit zuckersüßem Lächeln passieren. »Auf bald, Bruder.«
     
    *
     
    »Na, dem habt Ihr’s aber gezeigt«, konstatierte der Infirmarius mit sichtlichem Vergnügen, als die Mönchspforte hinter Remigius ins Schloss gefallen war. »Alle Achtung.«
    Im Glauben, niemand habe etwas von dem Zwist mitbekommen, fuhr Bruder Hilpert erstaunt

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