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Die braune Rose

Die braune Rose

Titel: Die braune Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sprechen. Heute noch.« Bert Schumacher zog den Fuß zurück. Die Zehe brannte unerträglich, als habe der Tritt ihm das Zehgelenk zermalmt. »Ich will Ihnen alles erklären. Ich will mit Ihnen gegen die Dummheit der Umwelt kämpfen, für Harriet und für mich. Ich gehöre jetzt zu Ihnen, voll und ganz. Ich werde mich zu allem bekennen, was Harriet und mich glücklich macht.«
    Marianne lauschte wieder nach hinten. Im Badezimmer lief das Wasser ab. Harriet rief: »Mutti! Mutti! Ich kann den Kamm nicht finden.« Sie hörte, wie sie mit nackten nassen Füßen auf dem Fliesenboden herumpatschte.
    »Zwei Straßen weiter ist ein Lokal«, sagte Marianne schnell. »Es heißt ›Am Neckarstrand‹. Warten Sie dort. Sobald ich kann, komme ich.«
    *
    Die Aussprache war nicht lang. Marianne hatte Harriet gesagt, sie müsse für den Rechtsanwalt noch einen Brief zu einem Klienten bringen. Er sei so wichtig und eilig, daß man ihn nicht der Post anvertrauen wolle.
    Unterdessen saßen sich Marianne Koeberle und Bert Schumacher in einer Ecke des Lokals ›Am Neckarstrand‹ gegenüber.
    »Was wollen Sie also?« fragte Marianne hart. Sie rührte das Weinglas nicht an.
    »Ich werde weiterstudieren und mein Examen machen. Und dann werde ich Harriet heiraten.«
    »Und wie lange wird das dauern? Sie sind im dritten Semester. Neun Semester haben Sie noch vor sich, dann die Pflichtassistentenzeit. Sagen wir es klar: Es dauert noch gut sechs Jahre. Wissen Sie, welch eine lange Zeit sechs Jahre sind? Wissen Sie, wieviel schöne Mädchen Ihnen in diesen sechs Jahren begegnen werden? Wissen Sie, wie Sie oder Harriet sich in diesen Jahren verändern können? Es sind zweiundsiebzig Monate, Bert, die Sie und Harriet warten wollen. Was kann in dieser Zeit alles geschehen!«
    »Sie haben kein Vertrauen zu den Menschen«, sagte Bert Schumacher leise. Marianne nickte heftig.
    »Das stimmt. Woher sollte ich es nehmen?«
    »Aus der Liebe.«
    »Mich hat noch niemand geliebt. Auch Harriet wurde mir aufgezwungen, oder glauben Sie, ich hätte mich freiwillig diesem Negersergeanten hingegeben? Nicht, weil er ein Neger war … das ist nicht wichtig … aber ich war noch zu jung, ich wußte gar nicht, was diese Art von Liebe ist, ich hatte Angst. Und von diesem Tage an, als es geschehen war, gab es überhaupt keine Liebe mehr … sechzehn Jahre lang … Bis ich Harriet aus Konstanz holte. Erst von diesem Tag an weiß ich, was Liebe ist. Aber wieder ist es eine andere Liebe, die Liebe einer Mutter, die Liebe eines Raubtieres, das ihr Junges beschützt. Ja, ich könnte jeden zerreißen, der mir Harriet angreift … auch Sie, Bert!«
    »Ich weiß, Koeberle.«
    »Ich glaube einfach nicht an diese Liebe, mit der alle um mich herum ihre Schwächen und Leidenschaften motivieren, mit der sie sich herausreden, hinter der sie sich verstecken, in die sie hineinschlüpfen wie in einen schußsicheren Panzer. Was ist denn Liebe?« Marianne atmete heftig. »Sie werden keine Ruhe lassen, bis Harriet Ihnen gehört, so gehört, wie ein Mann eine Frau gerne haben möchte. Und dann? Dann wird eines Tages das Sattsein kommen, das ewige Einerlei der gleichen Haut, des gleichen Körpers, des gleichen Flüsterns, der gleichen Bewegung … man wird es über haben wie jeden Tag Linsensuppe oder Eierkuchen. Und dann? Wissen Sie darauf eine Antwort, Bert?«
    »Ja.« Bert Schumacher umklammerte sein Weinglas. »Ich werde Harriet immer lieben.«
    »Immer Eierkuchen –«
    »Harriet ist kein Gericht … Sie ist ein Teil meines Lebens!« schrie Bert.
    Marianne machte Anstalten, sich zu erheben. Bert hielt ihre Hand fest und zog sie auf den Sitz zurück.
    »Wie soll ich Ihnen beweisen, daß ich immer zu Harriet halten werde. Ich habe mein Elternhaus verlassen, ich habe meine Mutter, als sie mir an der Universität auflauerte, einfach stehenlassen, ich habe Heidi Pachtner mitgeteilt, daß ich sie verachte und verabscheue, ich habe einen Brief meines Vaters, den er beim Universitätsprofessor abgab, zurückgehen lassen … mein Gott, was soll ich denn noch tun?«
    »Zurück zu Ihren Eltern gehen.«
    »Nur mit Harriet!«
    »Sie sind wirklich verrückt, Bert.«
    »Ich weiß, ich bin es.« Bert Schumacher nickte mehrmals. »Aber dieser Irrsinn ist ein Kampf um Harriet. So, wie Sie sich ein Raubtier nennen, die ihr Junges verteidigt, so werde auch ich bis zur Selbstaufgabe zu Harriet stehen.«
    »Kommen Sie morgen vormittag zu uns –«, sagte Marianne. Sie stand auf und verließ schnell das

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