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Die braune Rose

Die braune Rose

Titel: Die braune Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erreicht, an dem sie umzukippen drohte. »Ich hasse ihn! Ich will ihn nicht mehr sehen! Ich löse die Verlobung! Hier … und hier … und hier …« Sie warf den Ring auf die Erde, eine Kette, die ihr Bert geschenkt hatte, und ein Armband, das Pachtner ihr zur Verlobung gekauft hatte. Sie kullerten über den Boden und rollten unter den dicken Bauernschrank. »Er denkt noch immer an die Schwarze! Jawohl, daran denkt er! An nichts anderes denkt er, nur an dieses schwarze Aas, dieses glatte, biegsame, geile Luder –«
    »Ist das wahr, Bert?« fragte Pachtner. Wieder war die Situation eine andere als erwartet. Wenn der Grund dieser lächerlichen Brauttragödie wirklich Harriet-Rose hieß, erkannte Pachtner vorbehaltlos eine Beleidigung seiner Tochter an. Er war allergisch gegen schwarze Haut, seitdem er im Gefangenen-Camp in Darmstadt von einem Negersoldaten mehrmals in den Hintern getreten worden war, ein Erlebnis, das er mit dem Stadtrat Eduard Koeberle teilte. Pachtner hatte diese Tritte nie verwunden. Wo ihm Schwarz begegnete, sah er seitdem rot. »Stimmt das?« fragte er noch einmal.
    Bert Schumacher antwortete nicht. Er wandte sich vom Fenster ab und verließ wortlos den Raum. Heidi knirschte laut mit den Zähnen, Pachtner schnaufte wieder durch die Nase.
    »Siehst du, daß es stimmt, Paps?« schrie Heidi. »Er stößt mich weg, weil er an die Schwarze denkt. Er liebt nur sie … sie … sie … Oh, ich habe es geahnt! Schon als er kam und sich doch verloben wollte. Nur die Fabrik will er retten! Ich bin ihm völlig gleichgültig.«
    Pachtner setzte seinen Jägerhut auf. »Ich werde draußen noch einmal mit ihm sprechen.«
    »Nein! Ich will nicht! Ich hasse ihn!«
    »Wir wollen allen gesellschaftlichen Skandal vermeiden, Püppchen.«
    »Ich pfeife auf die Gesellschaft! Ich will Rache, Paps! Er hat die Tür vor mir verschlossen. Verschlossen! Wie eine aussätzige Hure stand ich draußen.«
    Ernst Pachtner zögerte einen Augenblick. Dann tat er es doch, was er zunächst für nötig hielt. Er machte ein paar Schritte auf Heidi zu und gab ihr eine Ohrfeige. »So!« sagte er rauh. »Das war seit über zehn Jahren wieder die erste. Meine Tochter redet nicht so! Und meine Tochter benimmt sich auch nicht wie eine … eine Hure, wenn sie allein ist! Verstanden? Du bist also zu ihm gegangen?«
    »Ja!« schrie Heidi zitternd vor Wut.
    »O Himmel! Wie eine heiße Katze! Meine Tochter! Bietet sich an wie warme Brötchen. Ich muß mich bei Bert entschuldigen! Für dich! Ich! Von wem hast du das bloß?«
    »Von dir.«
    Pachtner zögerte wieder. Eine zweite Ohrfeige war fällig, auch wenn Heidi die Wahrheit sprach. Aber es steht einer Tochter nicht an, so mit ihrem Vater zu sprechen. Auch gemeinsame Geheimnisse heben gewisse Unterschiede nicht auf. Aber er hob nicht wieder die Hand; er rannte aus der Hütte und suchte draußen nach Bert Schumacher. Hinter dem Winterholzstapel traf er ihn. Er rauchte nervös eine Zigarette.
    »Mein Junge«, sagte Pachtner mit jovialer Vorsichtigkeit. »Laß uns mal unter Männern das alles durchkauen. Das können wir besser. Zugegeben, Heidi hat sich nicht so benommen, wie sie es als schamhaftes Mädchen sollte, aber seien wir ehrlich – von Mann zu Mann – warum hast du –«
    Es wurde eine recht lange Unterhaltung. Nach dieser Aussprache kehrte Pachtner ernst in die Jagdhütte zurück.
    »Los! Sachen packen!« sagte er rauh zu Heidi, die am Kamin saß und in die Asche starrte. »Wir fahren ab!«
    »Und Bert?«
    »Der ist schon vorausgefahren.«
    »Es ist also … also aus …?«
    »Ja.«
    »Für immer?«
    »Endgültig.«
    Heidi senkte den Kopf. Und plötzlich weinte sie.
    Pachtner stand herum und kam sich reichlich dumm vor.
    »Laß das Heulen!« schrie er. »Pack die Sachen!«
    Nun hat sie, was sie wollte, und flennt, dachte er. Es ist doch ein hysterisches Pack, dieses Weibervolk.
    Und selbst, als sie nach einer Stunde abfuhren, weinte Heidi noch immer.
    Das erste, was Pachtner in der Stadt tat, war der Auftrag an die Versandabteilung, die Furnierlieferungen an Schumacher u. Co. sofort wieder einzustellen.
    *
    Eines Morgens stand Bert Schumacher wieder vor der Tür des kleinen weißen Hauses in den Neckarauen. Er hatte seine beiden Koffer neben sich stehen und breitete die Arme aus, als Marianne nichtsahnend öffnete.
    »Da bin ich wieder«, sagte er.
    Marianne Koeberle sah ihn stumm an, von oben bis unten. Dann schloß sie ebenso stumm die Tür. Bert Schumacher atmete tief. Er nahm seine

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