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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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unter denen die Aasfresser wüteten. Enrico war eine schmale Gestalt, die in einigem Abstand hinter Lorenzo rannte, seinen Befehl verweigernd. Der Reiter war fast bei Lorenzo angekommen und zielte mit der Armbrust, die er nicht mehr auf Urso hatte abdrücken können, auf ihn. »Lauf, lauf, lauf!«, schrie ein gerötetes Gesicht direkt vor ihren Augen, und sie erkannte, dass sie beinahe stehen geblieben wäre. Sie hörte das Keuchen und Ächzen der Fliehenden um sie herum. Das Pferd des Angreifers rannte immer noch auf sie zu, doch jetzt hing Lorenzo halb daran, während Enrico auf dem Boden kniete und seine Armbrust erneut spannte. Lorenzo saß jetzt im Sattel und raste zu Enrico hinüber, streckte die Hand aus. Enrico warf ihm die gespannte Armbrust zu, Lorenzo galoppierte um ihn herum, doch da war Enrico selbst schon am Laufen, auf die Stelle zu, an der der erschossene Reiter vom Pferd gestürzt sein musste. Lorenzo sprengte auf das Kampffeld zu, die Armbrust im Anschlag. Enrico richtete sich auf, eine neue Armbrust in der einen Faust und einen neuen Vorrat Bolzen in der anderen. Gebückt eilte er zu ihnen zurück. Die anderen Reiter waren aufmerksam geworden, die Aasfresser trennten sich in einem eleganten Manöver, und ein Rudel galoppierte jetzt zu ihnen herüber, galoppierte Lorenzo entgegen …
    »Zusammenbleiben, zusammenbleiben!«, brüllten die Wölfe. Jemand neben Magdalena hustete und spie einen Strahl Flüssigkeit aus. Magdalena fasste ihn unter einen Arm und zerrte ihn weiter. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb, trommelte vor Anstrengung und wirbelte vor Angst um Lorenzo und Radegundis. Enrico schloss keuchend zu ihnen auf. Die Reiter wichen Lorenzo aus, vier von ihnen galoppierten weiter sowie ein plötzlich reiterloses Pferd. Die anderen drei rissen ihre Gäule herum, um Lorenzo zu verfolgen. Dann konnte Magdalena nichts mehr sehen, weil Enrico direkt vor ihr war und Felicità packte und an sich drückte, ohne im Laufen zu stocken, und brüllte: »Ins Schilf, ins Schilf, es gibt nur einen Weg hindurch!«

Kapitel 37.
    A ntonio Bandini schrie und spuckte vor Wut, doch weder Konrad von Landaus Landsknechte noch T. G. ’s Leute ließen sich aufhalten. Bandini hatte sofort erkannt, dass die Banditen, zu denen Lorenzo Ghirardi sich gesellt hatte, sich unter die Bauern gemischt hatten, in deren brennendem Dorf er heute seinen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte. Vermutlich hatten sie diese sogar zum Mitkommen gezwungen. Jetzt suchten sie Deckung, indem sie zusammen mit ihnen rannten, und das konnte einen zur Weißglut treiben – doch dass man als Konsequenz daraus Schuldige und Unschuldige gleichermaßen niedermachte … Selbst Gott wollte Sodom und Gomorrha verschonen, wenn Lot nur zehn Gerechte dort gefunden hätte, und hatte es sich angelegen sein lassen, Lot und seine Familie zu retten, als sich außer ihnen niemand anbot.
    »Sammeln, sammeln!«, schrie er und hetzte in gestrecktem Galopp über das Feld. Niemand hörte auf ihn. Die Menschen, die kreischend zwischen den wirbelnden Pferdehufen, fliegenden Wurfäxten und zustoßenden Spießen herumstolperten und zu dem Waldstück auf dem Damm zu entkommen versuchten, schreckten vor ihm genauso zurück wie vor den anderen. Ihm war klar, dass sie ihn in eine Reihe mit den menschlichen Ungeheuern stellten, und ihm war auch klar, dass sie seine Bemühungen, den Angriff einzustellen, nicht erkannten. Mitgegangen, mitgefangen … Bandini schrie so laut, dass er dachte, sein Kopf müsse zerspringen, doch es war vergeblich. Undeutlich sah er Pietro Trovatore und Buonarotti, die sich abseits hielten und immer wieder anhielten, um auf eine reglose Gestalt im Gras hinunterzublicken. Bis jetzt war Buonarotti noch kein einziges Mal abgestiegen. Es gab nichts mehr zu retten. Niccolò versuchte mit Bandini Schritt zu halten und wiederholte mit überschnappender Stimme Bandinis Befehle. Als ob er die Fruchtlosigkeit von Bandinis Tun verkörperte, konzentrierte sich Bandinis Hass schon nach wenigen Augenblicken auf ihn, und er war nicht mehr weit davon entfernt, sich umzudrehen und Niccolò vom Pferd zu schießen. Da sah er den einsamen Angreifer.
    Er sprengte auf seinem Pferd heran, verfolgt von drei von Bandinis Leuten. Er achtete nicht auf sie. Er kreuzte den Pfad des Anführers der Flüchtlinge, und dieser blieb plötzlich stehen. Der Reiter verringerte seine Geschwindigkeit nicht. Der Mann auf dem Boden warf ihm etwas zu, eine mannslange Stange mit etwas an

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