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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Dörflern zu beschaffen. Corto nickte Magdalena zu.
    »Das gilt auch für Sie und Ihre beiden Schwestern. Am Feuer ist es warm.«
    »Was geschieht mit diesem Mann?«, fragte Magdalena und nickte zu dem Gefangenen hin. »Ich verbiete dir, ihn zu quälen.«
    »Keine Sorge«, sagte Corto. »Wir geben ihm nicht, was er verdient.«
    Macello, der das Band immer noch zwischen Zeige- und Mittelfinger hielt, machte eine gezierte Geste mit der rechten Hand und verbeugte sich vor Magdalena. Als er sich wieder aufrichtete, hielt er die Handfläche vor seinen Mund und leckte mit der Zunge darüber; am Ende des Mittelfingers angekommen, schnappte er die Zähne plötzlich zusammen. Es klickte. Magdalena zuckte nicht mit der Wimper; Schwester Immaculata stieß einen Laut aus. Der Gefangene lächelte.
    »Fabio, Urso, bringt ihn rein«, sagte Corto. »Enrico, gib Lorenzo deine Armbrust. Lorenzo, du bleibst hier draußen stehen und wimmelst alle ab, die reinwollen.«
    »Ich gebe ihm meine Armbrust nicht«, sagte Enrico.
    »Du gibst sie ihm, oder du stehst selber draußen Wache«, sagte Corto.
    Enrico bleckte die Zähne, dann drückte er Lorenzo die Armbrust so hart in den Arm, dass der Schaft eine Schramme über seine Rippen schlug.
    »Gut gemacht, Enrico«, lobte der Gefangene. »Es war einmal ein Mann mit Grundsätzen, nicht wahr?«
    Enrico kletterte als Erster in den Wagen, vermutlich um sich selbst davon abzuhalten, Macello die Kehle durchzubeißen. Fabio und Urso stemmten den Gefangenen hoch. Corto hielt die Plane auf.
    »He«, sagte Lorenzo plötzlich. »Das Gewehr. Wieso konntest du damit ohne Lunte schießen?«
    Der Gefangene drehte sich um und beugte sich über die Rückwand zu Lorenzo herab. Urso packte ihn an der Schulter, aber er ignorierte den Griff. Sein lächelndes Gesicht befand sich nur wenige Zoll weit von Lorenzos eigenem Gesicht entfernt.
    »Frag Corto, Kleiner«, sagte der Gefangene. »Du kannst erkennen, ob er dir vertraut, wenn er’s dir verrät.« Seine Hand zuckte nach vorn. Urso schnappte sein Handgelenk, aber er hatte Lorenzo nur das schwarze Band in den Halsausschnitt seines Hemdes gestopft. »Trag es mit Würde, Kleiner«, lächelte er. »Nicht jeder hat die Ehre, so eines zu besitzen.« Urso zerrte ihn zurück, und die Plane schlug zu und verhüllte den Blick darauf, was die vier Männer und der Gefangene taten.
    Lorenzo stemmte die Armbrust in die Hüfte und zog das Band heraus. Seine Gedanken kämpften sich durch einen zähen Strudel. Hier stand er, eine gespannte Armbrust in der Hand. Clarice befand sich nur wenige Dutzend Schritte entfernt am Feuer. Was hinderte ihn daran, zu seinem Pferd zu schleichen, aufzusitzen, zum Feuer zu sprengen, Verruca oder wer auch immer in Clarices Nähe war zu erschießen, die junge Frau zu sich aufs Pferd zu zerren und in die Nacht hinein davonzusprengen? Die Chancen standen hervorragend, mit ihr zu entkommen. Er hörte die Stimmen aus dem Trosswagen, ohne verstehen zu können, was sie besprachen. Das Fackellicht fiel auf das Band, das von so dunkler Farbe war, dass es das Licht förmlich aufsaugte. Es hing von seinen Fingern herunter wie ein Riss im Gewebe der Realität. Wenn er sich beeilte, konnte er die Sättel der anderen Pferde unbrauchbar machen und die Pferde selbst mit Lederriemen fesseln – bis sie wieder einsatzfähig waren und Reiter tragen konnten, die ihn verfolgten, würden er und Clarice schon fast am Fuß der Berge sein. Es konnte klappen; es war die beste Gelegenheit, seit er sich in Cortos Wolfspack eingeschlichen hatte. Corto würde den anderen Entführten nichts antun – nun, da sie seine einzige Geldquelle wären, schon gar nicht. Er würde vermutlich auch Wort halten und Magdalena und die beiden anderen Schwestern ziehen lassen. Das Band war an beiden Enden ausgefranst; man hatte es von einem größeren Stück abgetrennt. Lorenzo hatte plötzlich die Vorstellung, wie eine Anzahl Männer vor einem Stoffballen stand, wie jeder von ihnen eine Länge des Bandes abrollte, mit dem Messer abschnitt und es sich um den Arm, das Bein oder um die Stirn band.
    Er blickte auf und sah die gebückte Gestalt Francesco Giallos in der Nähe stehen. Der Kaufmann beobachtete ihn. Als Lorenzo ihn nicht anschnauzte, glitt er näher. Seine Blicke waren auf das Band geheftet. Lorenzo musterte ihn. Giallo deutete auf das Band.
    »Wissen Sie, was das ist?«, fragte seine ängstliche Stimme.
    »Ein Truppenabzeichen«, sagte Lorenzo.
    Giallo nickte. »Die Männer, die Sie

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