Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
sie auf fremden Inseln aussetzte.
Sie seufzte tief und ließ ihre Hand sinken. Sofort legte Robert den Arm um sie und sah auf sie hinunter. »Es tut mir so leid, meine Liebste. Aber es geht nicht anders.«
»Das behauptest du schon, seit wir von Martinique abgereist sind«, sagte Vanessa erstickt. »Und ich habe es dir vom ersten Moment an nicht geglaubt.«
»Ich hole dich so bald wie möglich wieder ab, Vanessa. Der Krieg kann nicht ewig dauern. Auf Martinique habe ich erfahren, dass meine Leute schon große Erfolge haben und der Frieden nicht mehr weit sein kann.« Es war eine Lüge, er hatte nichts dergleichen gehört, aber jetzt, als er die Worte aussprach, merkte er, wie er sich selbst an diese Hoffnung klammerte.
Vanessa trat einen Schritt zurück. »Das musst du nicht, Robert. Du musst mich nicht abholen.«
»Aber …«
Ihre Stimme zitterte, als sie weitersprach. Sie war in den letzten Tagen wütend gewesen, aber nun war sie so unendlich traurig, dass sie am liebsten gestorben wäre. Allein schon, um ihn damit zu bestrafen. Was bildete er sich eigentlich ein? Dass sie hier saß und wartete, bis es ihm genehm war, sie abzuholen? Oder noch schlimmer, nie wieder von ihm hörte und sich in ihren schrecklichsten Phantasien ausmalte, wie er tot im Wasser trieb? Sie zerrte sich den Ring vom Finger und drückte ihn Robert in die Hand.
»Du hast mich verraten, Robert. Du hattest schon die längste Zeit die Absicht, mich hier zu lassen, ich hatte das nur nicht erkannt. Und du hast mich belogen, als du von einem gemeinsamen Leben gesprochen hast!«
Robert schnappte nach Luft. »Wie kannst du so etwas sagen? Es gibt nichts, was mir ernster wäre!«
»Aber so, wie du das im Sinn hattest, ist es für mich ohnehin undenkbar. Ich werde nicht daheim sitzen, Kinder großziehen, die du großzügig bei deinen Landurlauben zeugst, und dazwischen monate- oder sogar jahrelang darauf warten, dass du ab und zu vorbeikommst.« Sie schluchzte trocken auf. »Das ist kein Leben, wie ich es mir vorstelle. So nicht, Robert! Und jetzt lässt du mich auch noch hier verrotten wie ein gestrandetes Schiff, das keiner mehr haben will!«
»Sei nicht so einfältig und selbstsüchtig, Vanessa! Was glaubst du denn, was ich dabei empfinde? Unsägliche Freude?« Robert wurde langsam ungeduldig. Er hatte gehofft, noch einen letzten, süßen Abschiedskuss zu bekommen, und jetzt begann sie wieder mit ihrer dummen Streiterei! »Nimm sofort den Ring zurück!«
In der Zwischenzeit hatten die Männer schon Vanessas große Reisetruhe an Land gebracht und in die Nähe der Häuser getragen. Sie hatte nicht alles mitgenommen, sondern einige Dinge an Bord der Independence gelassen. Auf der Insel konnte sie alles erwerben, was sie zum Leben benötigte.
»Du musst jetzt fort, Robert. Es wird in zwei Stunden hell, und dann läufst du Gefahr, dass man euch sieht und verfolgt.« Sie drehte sich um und ließ ihn einfach stehen.
Robert sah ihr nach, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, sie zu verprügeln, und dem Drang, sie in die Arme zu reißen. Dann marschierte er los und erreichte sie mit wenigen langen Schritten. Vanessa wurde herumgeschleudert, als wäre sie eine Puppe, ihr Protest verhallte unbeachtet, und eine Eisenklaue schien ihre Hand zu halten, während Robert ihr den Ring wieder über den Finger streifte. »Den wirst du tragen, hast du mich verstanden?«, herrschte er sie an. »Du wirst dir nicht einfallen lassen, ihn jemals wieder abzunehmen! Und du wirst auf mich warten! Und wenn ich dann komme, um dich abzuholen, will ich eine anschmiegsame und vernünftige Frau, ist das klar? Und keine, die ständig widerspricht!«
Vanessas Empörung ging in einem Kuss unter, der sie noch wie bei einem Sturm schwankend und nach Luft ringend zurückließ, als Robert schon längst zum Boot gelaufen und hineingesprungen war.
Die Männer schoben es rasch ins Wasser. Vanessa sah undeutlich, dass sie herüberwinkten, und dann waren sie auch schon auf dem Meer.
Sie blieb stehen und wartete, bis der letzte Schein des weißen Segels in der Dunkelheit verschwunden war. Ihr war, als müsse ihr das Herz brechen vor Traurigkeit und Angst um ihren Capitaine, und ein wildes, schmerzvolles Schluchzen entrang sich ihr, bevor sie sich wieder in der Gewalt hatte.
»Er kommt bestimmt zurück, Madame. Habt keine Sorge. Ihr seht ihn wieder.«
»Ich will ihn aber nicht wiedersehen, diesen Barbaren, diesen Lügner …«
»Nein, Madame, natürlich nicht. Aber in einer
Weitere Kostenlose Bücher