Die Braut des Herzogs (German Edition)
hätte.
Statt dessen erschien auf seinen Lippen ein kleines Lächeln, etwas melancholisch, eine Spur bitter.
Er blickte ihr gerade ins Gesicht: »Was zahlen sie dir dafür?« fragte er mit mildem Tonfall: »Wieviel ist es ihnen wert, daß du seine Adresse herausfindest?«
Olivia fragte sich, wen er wohl meinen könnte? Was sollten diese Fragen bedeuten? Sie fragte ihn das.
»Aber das ist doch ganz einfach«, erklärte er ihr kalt: »Ich habe mir nur Gedanken gemacht, wie die Tochter eines, nun sagen wir: wenig begüterten Landadeligen, es schafft, sich nach der neuesten Mode zu kleiden und in einem derart aufwendigen Stil zu leben. Allein die Unterstützung von Lady Darlington konnte das ja wohl nicht sein.« Er war aufgestanden und stand nun, die Hände am Rücken verschränkt vor Olivia, wandte sein Gesicht jedoch nicht ihr zu, sondern blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Olivia starrte ihn an. Sie konnte sich keinen Reim aufdas Gehörte machen. Sollte Wellbrooks erraten haben, daß sie von ihrer Stiefmutter unterstützt wurde? Was konnte der Grund dafür sein, daß ihn dieser Umstand derart in Aufregung versetzte?
»Stiefschwester!« rief der Herzog plötzlich, und seine Stimme triefte vor Hohn: »Ist euch nichts Besseres eingefallen, dir und deinen Auftraggebern? Doch nicht Stiefschwester! Lord Sudbury ist einer meiner besten Freunde, Miss. Und da weiß ich selbstverständlich, daß er keine Frau hat und …« er unterbrach kurz und wandte sich mit einem Ruck Olivia zu: »… auch keine Stiefschwester, Miss Redbridge.«
Sie wollte etwas einwenden, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen: »Laß dir eines sagen, meine Teuerste. Natürlich weiß ich, wo Mat ist, ich habe es die vergangenen acht Jahre meistens gewußt. Und ich weiß es auch heute. Aber welche Mittel ihr euch auch ausdenkt: ich werde ihn nie an dich oder deinesgleichen verraten!« Er wandte sich wieder von ihr ab.
»Verraten?« wiederholte Olivia entgeistert, »… ihn an meinesgleichen verraten?«
»Es ist ja ein Wunder, daß man nicht versucht hat, mich zu kaufen. Oder habt ihr befürchtet, mein Preis wäre zu hoch?« erkundigte er sich, mühsam die Beherrschung wahrend.
»Wovon sprichtst du, um Himmels willen?!« rief Olivia, ernstlich entsetzt. »Kaufen? Was soll denn kaufen heißen?«
»Nun«, antwortete der Herzog schneidend: »Die einen verkaufen ihren Körper, die anderen ihre Freunde, die Heimat.«
Olivia war auch aufgesprungen. Sie hielt den Herzog am Rockärmel fest: »Du erklärst mir jetzt sofort, wovon du sprichst«, forderte sie energisch: »Ich kann dir keineswegs folgen.«
Der Herzog blickte auf sie herab, Wehmut in den Augen:
»Was war ich doch für ein gottverdammter Narr«, sagte er leise, ganz in Gedanken. »Ich habe mir doch tatsächlich eingebildet, du würdest mich ebensosehr lieben, wie ich dich. Ich war bezaubert von deinem natürlichen Wesen. Alles an dir erschien mir so anmutig, so ungekünstelt, so von Herzen kommend – ja, du hast mich einfach überwältigt.«
Olivia blickte gebannt zu ihm auf und unterbrach ihn nicht. Plötzlich schüttelte er ungeduldig ihre Hand ab, mit der sie noch immer seinen Arm umklammert hielt und sagte heftig: »Und dabei war alles nur vorgetäuscht … um sich in mein Vertrauen zu schleichen. Gratuliere, meine Liebe, fast wäre es dir gelungen.«
Olivia war weit davon entfernt ihn zu verstehen. »Wenn du so von mir denkst«, sagte sie, in ihrem Stolz zutiefst verletzt, »so besteht kein Grund mehr, unsere Verlobung aufrechtzuerhalten. Betrachten wir sie als gelöst …«
Hier unterbrach sie der Herzog, indem er ihre beiden Oberarme mit festem Griff umklammerte: »Zu spät, meine Teuerste«, sagte er spöttisch. »Die Verlobung wird in der morgigen Ausgabe der Gazette bekanntgegeben. Ich denke nicht daran, mich wegen dir in der Öffentlichkeit lächerlich zu machen!«
Der Griff um ihre Oberarme wurde fester, fast hatte es den Anschein, als wollte er sie schütteln: »Nein, meine Gute. Du hast dir die Suppe eingebrockt, nun löffle sie auch wieder aus. Du wirst die Sache durchstehen, und du wirst mich heiraten. Aber es wird kein Honiglecken für dich sein, das verspreche ich dir!«
Olivia war wie vor den Kopf geschlagen. Es erschien ihr wie ein Alptraum, aus dem es kein Erwachen gab. Ihr einziger Gedanke war: Fort! Fort von hier, weg vom Herzog und seinen unverständlichen Beschuldigungen. Heftig riß sie sich los und stürmte zur Tür. Sie eilte die Stufen hinunter,
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