Die Braut des Herzogs (German Edition)
gefühlskalter Tyrann, der glaubt, alle Welt drehe sich nur um ihn!«
»Und das«, sagte MacAlister, als er am selben Abend seine Frau über das Gespräch informierte, »ist mehr Kritik in einem einzigen Gespräch, als er in den letzten zehn Jahren insgesamt zu hören bekommen haben dürfte. Ich kann mir nicht vorstellen, daß seit dem Tod seines Vaters irgend jemand so mit ihm gesprochen hat.«
Seine kleine Frau zog nachdenklich die Stirne in Falten: »Weißt du, Andy, Wellbrooks ist dein Freund, und ich mag ihn gerne, aber so unrecht hat Miss Redbridge nicht mit ihren Vorwürfen.« Dem konnte ihr Gatte nur zustimmen.
»Allerdings«, überlegte Maria weiter, »wenn sie Wellbrooks wirklich durchschaute, wenn sie erkannte, wie verwöhnt und arrogant er ist, dann hätte sie doch auch erkennen müssen, wie ungeschickt es ist, ihm all diese Fehler auf den Kopf zuzusagen! Denkst du, Andy, daß er sie nun in aller Öffentlichkeit bloßstellen und sie in seiner furchtbar anmaßenden Art schneiden wird, um sich an der Armen zu rächen?«
Andrew schüttelte den Kopf und meinte, daß er das nicht befürchte, denn: »So unglaublich es klingt, aber auch der gute Julian ist geneigt, Miss Redbridge recht zu geben. Mir scheint sogar, daß ihn so manche Selbstvorwürfe plagen.«
Diesen Gedanken fand er so erheiternd, daß sich auf seinem Gesicht ein breites Grinsen zeigte.
»Doch nicht Wellbrooks!« rief Maria ungläubig.
Ihr Ehemann fand die ganze Geschichte inzwischen so komisch, daß er sich auf die Schenkel klopfte und vor Lachen kaum fähig war zu sprechen: »O Gott, es ist wirklich zu komisch. Aber es ist, wie ich dir sagte. Ich bin überzeugt, Ju sitzt jetzt zu Hause und fragt sich, ob er nicht wirklich der arroganteste Kerl ist, der ihm je untergekommen ist. Und ich wette um vieles, daß ihm in den letzten Jahren nichts mehr so imponiert hat, wie diese Lady, die ihm frank und frei ihre Meinung ins Gesicht geschleudert hat. Obwohl …« er unterbrach, von einem neuen Lachanfall geschüttelt, »er es auch verstanden hätte, wenn sie ihn von einem Diener auf die Straße hätte setzen lassen.«
Diesen Gedanken fand nun auch Ihre Ladyschaft sehr amüsant, und sie verbrachten die nächsten Minuten sehr angenehm damit, sich gegenseitig mit den verschiedenen Selbstvorwürfen zu erheitern, die ihren Freund plagen mochten, und wie dieser nun Besserung geloben und wie er sich daraufhin in Gesellschaft verhalten würde.
»Oh, diese Miss Redbridge ist genau die Frau, die Wellbrooks braucht«, äußerte Maria schließlich einsichtig. »Sie wird ihm eine großartige Ehefrau sein.«
Andrew stimmte ihr freimütig zu. Der Gedanke, daß die Verlobung gelöst worden war, schien keinen der beiden in ihrer Ansicht zu stören.
XVI .
Am Abend desselben Tages besuchte Olivia in Begleitung ihrer Tante eine musikalische Soiree und konnte mit Aufatmen feststellen, daß Wellbrooks nicht unter den Gästen weilte.
Auch auf den Veranstaltungen der nächsten Tage war weit und breit nichts von ihm zu sehen. Olivia war froh darüber. Langsam legte sich ihre Nervosität, und sie hörte auf, den ganzen Abend verstohlen die Eingangstüre im Auge zu behalten, in der ständigen Furcht, der Herzog könnte erscheinen.
Wie Lady Darlington erleichtert feststellen konnte, schien nichts von dem verhängnisvollen Streit zwischen dem Herzog und ihrer Nichte an die Öffentlichkeit gedrungen zu sein. Olivia war weiterhin von ihren Bewunderem umgeben, und auch die strengsten Damen der Gesellschaft fuhren fort, ihr wegen ihres Schützlings Komplimente zu machen.
Doch nicht nur der Herzog blieb in den nächsten Tagen unsichtbar. Auch nach George Romsey mußte man vergeblich Ausschau halten. Den Grund seiner Abwesenheit kannte Olivia allerdings. Zwei Tage nach seinem mißglückten Heiratsantrag hatte ein Bote einen wunderschön arrangierten Blumenstrauß am Grosvenor Square abgegeben. Die beiliegende Karte wareng beschrieben. Sie enthielt George Romseys Entschuldigung für sein überstürztes Verhalten. Er teilte in wohlgewählten Worten mit, daß er eine Einladung von Bekannten aus Brüssel erhalten und sich entschieden habe, dieser Folge zu leisten. Er wolle sich hiermit von Olivia verabschieden, wünschte ihr noch das Allerbeste für ihren weiteren Aufenthalt in der Hauptstadt und schloß mit der Beteuerung, daß er sie für immer unauslöschlich in seinem Gedächtnis behalten werde.
Sie hatte schon mit Unbehagen an eine Wiederbegegnung mit Romsey gedacht und
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