Die Braut des Herzogs (German Edition)
Vorkommnisse, Sir«, meldete MacAlister im Ton eines aufrechten Soldaten. Er nahm neben seinem Freund Platz und sagte mit anerkennendem Grinsen: »Du hättest Mat erleben sollen. Er hat bereits eine große Schar Zuhörer um sich gesammelt – vor allem Leute, die ihn für einen französischen Landsmann halten. Er erzählt ihnen gerade etwas über seine angebliche Flucht. Hoffentlich bringt ihn diese Maskerade auch wirklich seinem Ziel näher.«
In diesem Moment betrat Mylady die Loge, und da auch kurz darauf der Vorhang wieder hochging, war keine Gelegenheit mehr für eine Fortführung des Gesprächs.
Es war kurz nach Mitternacht, als der Herzog mit seiner Begleitung das Haus von Lady Rivington betrat. Er überließ es Maria, sich bei der sofort herbeigeeilten Gastgeberin für ihr verspätetes Erscheinen zu entschuldigen, und begab sich in den Ballsaal. Sein Blick suchte ein bestimmtes Gesicht mit rotblonden Locken und strahlend blauen Augen. Er brauchte sich nicht lange umzuschauen und fand Olivia, die in den Armen eines stattlichen jungen Mannes einen schwungvollen Walzer tanzte. So als hätte sie sein Kommen geahnt, blickte sie in diesem Augenblick wie beiläufig zur Tür. Da sah sie den Herzog im Türrahmen stehen. Er bemerkte das Aufleuchten in ihren Augen und verbeugte sich leicht, als Zeichen des Grußes. Dann schlenderte er weiter, um einige Bekannte zu begrüßen. Als jedoch die Musik zu Ende war, stand er an Olivias Seite, um sie zum nächsten Tanz zu führen. Sie versank in einen anmutigen Knicks, als er sie begrüßte, und sagte mit einem bedauernden Lächeln: »Es tut mir leid, Sir, aber ich habe den nächsten Tanz bereits einem anderen Herrn versprochen.«
Bei diesen Worten näherte sich auch schon der Vicomte de Valliseau, und es schien, als wollte er dagegen Protest einlegen, daß ihm jemand seine Tanzpartnerin abspenstig machen wollte. Dann überlegte er es sich jedoch anders, verbeugte sich leicht und erklärte, es sei ihm eine Ehre, sein Recht an den Herzog abzutreten.
Seine Gnaden musterte ihn überrascht, überlegte kurz, welchen Grund dieser Mann wohl haben könnte, sich bei ihm angenehm zu machen, und reichte Olivia den Arm. »Wie nett von Ihnen, mein Freund«, sagte er mit spöttischem Unterton, an den Vicomte gewandt.
»Ein leidenschaftlicher Verehrer von Ihnen, Miss Redbridge?« erkundigte er sich dann, als er Olivia aufs Parkett geführt hatte.
Olivia warf ihm einen kurzen, prüfenden Blick zu. Irrte siesich, oder hatte da wirklich Eifersucht in seiner Frage mitgeschwungen?
»Ein Bekannter, den ich sehr schätze, Sir«, antwortete sie. Aus der Miene ihres Tanzpartners war nicht zu erkennen, ob ihn diese Antwort störte.
Er fragte sie statt dessen, ob sie sich bereits mit London vertraut gemacht habe, welche Sehenswürdigkeiten, außer der Westminster Abbey, sie schon besucht habe und was ihr an der Stadt am besten gefiele. Da sie bereits eine ganze Menge gesehen hatte, wußte sie viel zu erzählen. Sie hatte schon zahlreiche Kirchen besichtigt, einige Museen besucht und liebte die Großzügigkeit der Parkanlagen.
»Natürlich ist der Hyde Park zum Ausfahren am besten geeignet, aber am liebsten gehe ich im St. James’ Park spazieren«, teilte sie ihm mit. »Dieser erscheint mir mit dem großen See so naturbelassen, und all die verschiedenen Wasservögel, man fühlt sich fast aufs Land versetzt.«
»Waren Sie schon einmal im Richmond Park?« wollte Seine Gnaden wissen. »Ich würde Sie gerne dorthin führen, Miss Redbridge«, sagte er, als Olivia verneinte. »Wenn Sie den St. James’ Park aufgrund seiner ländlichen Atmosphäre lieben, dann wird Ihnen der Richmond Park ganz besonders gefallen. Würden Sie mir die Freude machen, mit mir dorthin auszureiten?«
Olivia, über diese Einladung hocherfreut, sagte gerne zu. Und so verabredeten sie sich gleich für den kommenden Tag um halb zehn Uhr vor dem großen Parktor.
Der nächste Morgen versprach einen strahlend schönen Spätfrühlingstag. Die Sonne schien schon überraschend stark, als Olivia knapp vor neun Uhr durch das Haustor trat und blinzelnd gegen den Himmel blickte, der sich in einem leicht dunstigen, hellen Blau präsentierte. Das Hausmädchen, das gerade dabei war, die breiten weißen Stufen zur Straße hinunter zu kehren, blickte erstaunt auf die junge Dame, die zu so früher Stunde, fertig für einen Ausritt gekleidet, im Tor erschienen war. Sie knickste, ohne ihren bewundernden Blick von Olivia zu wenden,die in ihrem
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