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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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übergeben, nicht wahr?« vergewisserte sie sich.
    »Ja.«
    Sie rückte ein wenig von ihm ab und musterte ihn eingehend. Ein dürres Blatt fiel aus ihrem Haar, und ihr Gesicht war voller Schrammen und schmutzverschmiert. Er konnte sich eines Lächelns nicht erwehren – Nichola sah aus, als hätte sie bei einem Tauzieh-Wettbewerb verloren.
    »Ich bin kein Beutegut.«
    Er stimmte ihr aus vollem Herzen zu. »Nein, das seid Ihr bestimmt nicht.«

 
4
     
    Nach einer langen Woche in der Gesellschaft von Lady Nichola war Royce ganz sicher, daß er mehr als nur geduldig war. Aber als sie ihr Ziel erreichten, hätte er trotzdem gute Lust gehabt, sie auf der Stelle zu erwürgen.
    Diese Göre hatte alles versucht, um die Reise so unerfreulich wie nur möglich zu machen, und außerdem war sie ihm noch dreimal entwischt, ohne jedoch besonders weit zu kommen.
    Das Frauenzimmer weigerte sich rundweg, die Sinnlosigkeit ihrer Fluchtversuche einzusehen, dazu war sie zu dickköpfig. Aber das war er auch. Jedesmal, wenn er sie wieder eingefangen hatte, zwang er sie, ihre Unterlegenheit einzusehen, und immer wieder sprach er das eine Wort »schachmatt« aus, das sie so sehr in Wut versetzte. Aber in Wirklichkeit wollte er sie gar nicht erniedrigen – er handelte nur zu ihrem Besten. Wenn sie ein Dasein unter normannischer Herrschaft heil überstehen wollte, mußte sie wesentlich fügsamer werden, denn nicht jeder war so freundlich und nachgiebig wie er.
    Royce wollte nicht, daß man Nichola weh tat – der bloße Gedanke daran, daß jemand sie schlecht behandeln könnte, versetzte ihn in Rage.
    Immer wieder dachte er daran, daß sie seinen Schutz brauchte, deshalb bemühte er sich auch, ihr beizubringen, wie sie sich verhalten mußte, wenn sie London erreicht hatte. Nichola jedoch war nicht in der Stimmung, auf irgend etwas zu hören, was er sagte. Immer wenn er meinte, sie würde sich endlich fügen, lehnte sie sich erneut auf und setzte zu einem Gegenschlag an. Er ließ ihr das schlechte Benehmen durchgehen, weil er wußte, daß sie in der letzten grauenvollen Woche nur wenig Schlaf bekommen hatte, und glaubte, sie wäre zu benommen und verwirrt, um klar denken zu können.
    Sie kamen am Nachmittag in London an, und es waren kaum Gäste in dem Palast zu sehen, als Royce hindurchmarschierte und Nichola hinter sich her zerrte. Er forderte zwei Wachmänner auf, William zu berichten, daß seine Kriegsbeute eingetroffen sei, während er persönlich dafür sorgte, daß Nichola in einem ordentlichen Zimmer untergebracht wurde.
    Sie versuchte mit dem Fuß nach ihm zu treten und stolperte, und er mußte sie tatsächlich ein gutes Stück mit sich schleppen, bis er das Gefühl hatte, daß sie wieder zur Vernunft gekommen war.
    Ich kann mich glücklich schätzen, wenn ich sie endlich loswerde, sagte Royce sich selbst immer wieder, bis er fast daran glaubte.
    Aber eben nur fast.
    Sein zweiter Offizier, der einige Jahre älter war als er selbst, gesellte sich in dem Augenblick zu ihnen, als Royce die Tür zu Nicholas Unterkunft öffnete. Der zweite Offizier hieß Lawrence und hatte braunes Haar und haselnußbraune Augen, war beinah so groß wie sein Lehnsherr, aber längst nicht so kräftig und muskulös. Lawrence hatte Royce in vielen Schlachten zur Seite gestanden, war kampferprobt, vertrauenswürdig und seinem Herrn in absoluter Treue ergeben. Außerdem war er ihm ein guter Freund.
    »Es ist gut, Euch wiederzusehen, Mylord«, sagte Lawrence zur Begrüßung und schlug Royce in seiner Begeisterung auf die Schulter. Diese Geste wirbelte im wahrsten Sinne des Wortes Staub auf, und Lawrence lachte. »Ihr scheint ein Bad nötig zu haben, Baron.«
    »Das stimmt«, erwiderte Royce. »Es ist schön, hier zu sein.« Er betrachtete Nichola mit einem ebenso finsteren Blick wie sie ihn und fügte hinzu: »Endlich.«
    Nichola verstand die Anspielung sofort. Natürlich war sie schuld daran, daß die Reise so lange gedauert hatte, das war ihr klar, und sie reckte trotzig ihr Kinn. Lawrence war sehr neugierig auf die Frau, und als er sich ihr ganz zuwandte, setzte sein Herz einen Schlag aus. Großer Gott, sie war eine Schönheit, und ihre Augen nahmen ihn sofort gefangen. Ein so ungewöhnliches, strahlendes Blau hatte er noch nie gesehen.
    Diese Frau war keineswegs eingeschüchtert oder scheu, ihr Blick war direkt und wirkte stet.
    Royce amüsierte sich im stillen über die Reaktion seines Vasallen – sie war ebenso offensichtlich wie seinerzeit die des

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