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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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mißhandelt?«
    »Nein.«
    »Weshalb haltet Ihr ihn dann für so unerträglich?«
    »Er ist ungehobelt, hochnäsig und ...« Nichola hielt verwirrt inne, als sie sah, wie erheiternd ihre Erklärung für Matilda war. Was war so lustig daran, wenn sie einen hochgeschätzten Ritter des Königs auf diese Art beleidigte?
    »Wenn Royce Euch in dem Kloster zurückgelassen hätte, hätte meine liebe Nichte schlimme Verbrennungen davongetragen, ehe einer der ehrenwerten Ritter ihr zu Hilfe gekommen wäre. Ihr seht, es war Gottes Wille, daß Ihr hier wart, um das Kind vor ernstem Schaden zu bewahren, oder wollt Ihr das vielleicht abstreiten?«
    Der Ton der Königin ließ gar keinen Widerspruch zu. »Ich will es nicht abstreiten«, murmelte Nichola, aber in ihrem Herzen wußte sie, daß Matilda irrte. Es war gewiß nicht Gottes Wille, daß sie hier war. Das war Williams Entscheidung gewesen, nichts weiter.
    »Verratet mir, was Ihr seht, wenn Ihr Royce betrachtet.«
    Das hielt Nichola für eine äußerst seltsame Aufforderung, und sie hatte keine Lust, über Royce zu sprechen. Aber es wäre eine grobe Unhöflichkeit, nicht zu antworten, und deshalb sagte sie: »Einen ausgesprochen dickschädeligen Mann.«
    »Und?«
    »Einen eitlen Mann«, fügte Nichola hinzu.
    Matilda sah sie erstaunt an. »Eitel, sagtet Ihr?«
    Nichola nickte. »Mir ist klar, daß es Euch nicht gefällt, wenn man über die Fehler Eurer Gefolgsmänner spricht, aber Royce ist eitel. Er weiß genau, wie er auf andere wirkt.«
    »Erklärt mir genau, wie Ihr über sein Aussehen denkt«, bohrte die Königin weiter.
    Nichola erkannte an Matildas entschlossenem Blick, daß sie keine Ruhe geben würde, bis sie eine zufriedenstellende Antwort erhielt. Trotzdem hatte sie nicht vor, die Wahrheit zu beschönigen, wenn sie schon ihre Meinung äußern mußte. »Er sieht auf finstere Art gut aus, und das weiß er auch. Ich gebe zu, daß mir seine grauen Augen gut gefallen. Ich müßte ja blind sein, wenn es nicht so wäre, Mylady. Und er hat ein sehr ausgeprägtes Profil.«
    »Das ist Euch also auch aufgefallen«, bemerkte Matilda, noch immer lachend.
    »Ja«, sagte Nichola seufzend. »Dann hat er mir eine seiner Lektionen erteilt, und ich vergaß sofort sein gutes Aussehen. Ich wollte ihn nur noch anschreien. Würdet Ihr mir bitte verraten, warum Ihr ständig lächelt? Ich beleidige einen Eurer Barone, und ich hätte eigentlich erwartet, daß Ihr an meinen Äußerungen Anstoß nehmt.«
    Matilda schüttelte den Kopf. »Ihr erzählt mir nur das, was Ihr mit Eurem Herzen wahrnehmt.«
    »Royce bedeutet mir gar nichts«, behauptete Nichola bestimmt. »Der Mann ist ein Barbar. Er benimmt sich wie ein ...« Sie hätte beinah gesagt, wie ein Normanne, hielt sich gerade noch rechtzeitig zurück. » ... wie ein Hund.«
    Matilda nickte und ging zur Tür. »Ich schicke die Dienerinnen, damit sie Euch beim Umziehen helfen. Seid Ihr in der Lage, in die Halle zurückzukehren und diesem Wettbewerb beizuwohnen?«
    Nichola nickte. Sie wollte diese schwere Prüfung so schnell wie möglich hinter sich bringen. »Ich möchte Euch nur im voraus warnen, Mylady«, erklärte sie. »Ich werde keine gute Ehefrau sein. Egal, welcher Mann auch immer mich zur Frau bekommt – er wird ein elendes Leben mit mir haben.«
    Die Bemerkung sollte eine Drohung sein, aber Matilda verstand sie falsch und lächelte beschwichtigend. »Stellt Euer Licht nicht unter den Scheffel, meine Liebe. Ich bin sicher, Ihr habt eine Menge Qualitäten, die Euren Ehemann für den Rest seiner Tage zufriedenstellen.«
    »Aber ich meinte ...«
    Nichola hatte keine Möglichkeit mehr, den Irrtum aufzuklären, Matilda war bereits weg. Gleich darauf hasteten Mary und Heloise geschäftig herein, und Nichola hatte damit zu tun, die beiden Frauen von sich fernzuhalten. Sie war fest entschlossen, sich noch nicht umzuziehen, und sie wollte einen Moment allein sein.
    Matilda eilte währenddessen zurück in die Halle und ging zielstrebig zu dem Podest, auf dem ihr Gemahl immer noch thronte. William, der einen silbernen Pokal mit Ale in der Hand hielt, sprang auf, als sie ihn erreicht hatte.
    Seine Frau flüsterte ihm etwas ins Ohr – das einseitige Gespräch dauerte lange. Einige Male hielt sie dabei inne, um ihre Augen mit einem leinernen Tüchlein abzutupfen, und als sie ihren ausführlichen Bericht beendet hatte, lächelte William breit und küßte ihr die Hand.
    Der König übergab den silbernen Pokal an einen Knappen und bat mit einer

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