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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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»Sie sehen so kurz aus«, sagte sie zweifelnd.
    »Als Ihr nach dem Sturz unten angelangt wart, da war nicht mehr Material vorhanden.«
    Olivia hörte seine Enttäuschung, heraus und griff nach den kläglich verkürzten Kleidungsstücken. »Nein, n-natürlich nicht. Adam, Ihr habt Wunder vollbracht. Zumindest kann ich halbwegs anständig gekleidet nach Hause gehen.« Sie sah ihn mit strahlendem Lächeln an.
    Adam nickte. Das Lächeln gefiel ihm nicht. Das Mädchen stand auf der Kippe, und es brauchte nicht viel, um sie darüber hinwegzuschubsen. Vor einem solchen Absturz hatte sie noch nie gestanden. Wahrscheinlich war damit Anthonys düstere Miene erklärt. So misslaunig hatte der Herr der
Wind Dancer
schon lange nicht mehr gewirkt.
    »Zieht das Zeug an und seht, wie es sich macht«, empfahl er und wandte sich einem der Wandschränke zu.
    »Wann werden wir einlaufen, Adam?«
    »Wo denkt Ihr hin, wir laufen nicht ein.« Er drehte sich mit den Schuhen in der Hand um, die sie getragen hatte, als sie abstürzte. »Die gehen noch, aber die Strümpfe waren nur noch Fetzen. Ihr müsst ohne auskommen.«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Olivia ungeduldig und nahm sie ihm aus der Hand. »Warum laufen wir nicht ein?«
    Adam sah sie schweigend an. Er wusste nicht, ob Anthony ihr von dem tiefen, schmalen Klippeneinschnitt erzählt hatte, in dem die
Wind Dancer
ihre sichere Zuflucht hatte, und Geheimnisse wollte er nicht verraten.
    Ach, natürlich. Anthony hatte gesagt, dass man sie an Land begleiten würde, fiel Olivia nun ein. »Es gibt also eine versteckte Bucht?«, drängte sie.
    »Ich darf nichts sagen.« Er nickte ihr freundlich zu und ging.
    Wieder allein kniete Olivia sich auf den Fenstersitz und beobachtete, wie die Insel immer höher über den Horizont stieg. Wenn sie das Schiff verließ, würde sie den Piraten nie mehr wiedersehen. Es war, wie es sein musste. Wie sie es haben wollte. Wie sie es brauchte.
    Sie stand auf und ging zum Bett, um ihre geflickten Sachen zu begutachten. Sie würden ihren Zweck erfüllen. Hatte sie erst das Hemd des Piraten abgelegt und war in ihre eigenen Kleider geschlüpft, würde sie sich wieder wie früher fühlen. Was zwischen ihr und dem Piraten passiert war, würde ausgelöscht sein.
    Übergangslos fing sie zu zittern an. Schon einmal hatte sie versucht, Geschehenes auszulöschen.
    Sie warf das Hemd von sich und zog ihre Sachen an. Kleid und Unterröcke reichten ihr nur bis zur Wadenmitte, aber Adam hatte die Risse so geschickt genäht, dass sie kaum zu sehen waren. Dann steckte sie die bloßen Füße in die Schuhe. Nach der Zeit, die sie barfuß verbracht hatte … sorglos, in einer Zaubererwelt verloren … fühlten sie sich fremd, fast unnatürlich an.
    Erneut ging sie ans Fenster und kniete sich hin, um zu beobachten, wie das Schiff sich der Insel näherte. Schon war St. Catherine's Point zu erkennen. Wie oft war sie den Klippenpfad entlang zur äußersten Spitze der Landzunge hinausgewandert. Erst vor einigen Tagen hatten sie und Phoebe am St. Catherine's Hill gepicknickt. Bis zum Hügelrücken, von dem aus man den Kanal bis zur Küste Dorsets überblicken konnte, war es ein steiler Aufstieg gewesen.
    Würde sie Phoebe verraten, was ihr wirklich zugestoßen war? Fast unvorstellbar, der Frau, die schon so lange ihre beste Freundin war, etwas vorzuenthalten, jemandem, der ihr Leben bis in die intimsten Details kannte.
    Hinter ihr wurde die Tür geöffnet, und Anthony trat ein. »Ich muss jetzt die Fenster schließen und die Vorhänge zuziehen.« Sein Ton war kühl und neutral. »Du wirst leider hier drinnen bleiben müssen. Unser Ziel ist geheim. Nur die Besatzung darf es kennen.«
    Das war fast so, als würde er ihr Verrat zutrauen. Mit Zorn war viel einfacher fertig zu werden, als mit dem Ekel einer Abneigung, die sie nicht erklären konnte.
    »Euer Ankerplatz muss irgendwo unterhalb des Klippenpfades liegen, wo ich abstürzte«, erwiderte sie. »Anzunehmen, ich würde dein Geheimnis verraten, ist eine Beleidigung.«
    Er zuckte gleichmütig mit den Achseln und beugte sich über sie, um die Fenster zu schließen.
    Sofort glitt Olivia vom Fenstersitz, duckte sich unter seinem Arm durch und entfernte sich. Es war, als könne sie seine Nähe nicht ertragen. Ein Muskel zuckte in Anthonys Wange, ein Lid flatterte. Olivia, die ihre Augen abgewendet hielt, merkte es nicht.
    Er zog die Vorhänge zu, was das Licht sofort dämpfte. »Kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir den

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