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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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natürlich endete es, und bald war er wieder allein und unglücklich.
    Zwei Erscheinungen kamen zu ihm, kleine schimmernde Kreaturen. Sie entsprangen der schwarzen Verderbtheit seiner Träume, was im Vollrausch häufiger passierte.
    »Seid ihr Engel?«, fragte er verwundert.
    Statt zu antworten, kicherten sie bloß und sahen ihn verschlagen an. Sie stupsten sich gegenseitig an, kommunizierten anscheinend mittels einer Art Telepathie, und begannen, die Gegenstände auf seinem Schreibtisch zu durchwühlen. Nachdem sie sich dort etwas ausgesucht hatten, bewegten sie sich wieder fort.
    Seine Sammlung! Er hatte die Andenken vorhin aus der Vitrine genommen, weil er sie den Abend lang ansehen und berühren wollte, während er kostbaren Erinnerungen nachhing. Leider war er zu diesem Zeitpunkt schon zu betrunken gewesen, um sie gebührend zu würdigen, weshalb er es aufgegeben hatte.
    »Nein! Was stehlt ihr da, ihr Satansbraten? Gebt es zurück!«
    Doch sie beachteten ihn gar nicht. Sie ersetzten bloß das, was sie genommen hatten, durch etwas anderes, ein langes schmales Röhrchen. Dann verschwanden sie im Kaminfeuer.
    »Wartet! Was ist das?« Er versuchte, von seinem Sessel aufzustehen, um nachzusehen. Doch seine Bewegungen waren so unkoordiniert, dass er der Länge nach auf dem Teppich hinschlug und das Bewusstsein verlor.
    In den frühen Morgenstunden wachte er in einem erbärmlichen Zustand auf. Er war mitsamt dem Sessel hingefallen, denn dieser lag quer über seinen Waden. Sein Schritt war von seinem Sperma klebrig-feucht.
    Verfluchter Dreck! Ein absinthbedingter Krampf musste ihn geschüttelt haben.
    Und was war das für ein widerwärtiger Gestank? Anscheinend war Sperma nicht das Einzige, was sein Körper versehentlich von sich gegeben hatte. Er hatte sich außerdem in die Hose gemacht.
    Mühsam schaffte er es, den Sessel wieder hinzustellen, obgleich er außerstande war, selbst aufzustehen. Mit beiden Händen hielt er sich den hämmernden Schädel. Phantastische Erinnerungen an die Nacht tauchten in seinem Kopf auf, bei denen er sich fragte, welche falsch und welche real waren.
    Als er zu seinem Schreibtisch sah, fiel ihm auf, dass dort ein unbekannter Gegenstand lag. Das Röhrchen! Waren diese beiden schimmernden Pygmäen wirklich hier gewesen und hatten es für ihn dagelassen?
    Auf allen vieren kroch er zu seinem Schreibtisch und kniete sich hin, um sich das neue Objekt genauer anzusehen.
    Es war ein zusammengerolltes Pergament, vergilbt und mit einem Band verschnürt. Matt glänzende Fingerabdrücke befanden sich hier und dort auf der Rolle. Seine mitternächtlichen Besucher hatte er sich also nicht eingebildet!
    Was war das, was sie ihm gebracht hatten? Eine Schatzkarte?
    Neugierig rollte er das Pergament auf und war zunächst enttäuscht, da es sich als eine Liste von Namen und sonstigen Informationen entpuppte. Wie es aussah, handelte es sich um ein Blatt, das aus einem Verzeichnis gerissen worden war. Dann bemerkte er das Wappen oben in der Ecke. Ihm blieb das Herz stehen, bevor es wie verrückt lospochte, sobald er begriff, dass dieses Blatt aus dem Hospice des Enfants Trouvés stammte.
    Als Nächstes sprang ihm der Name »Juliette« entgegen, und er packte das Pergament fester, um es fasziniert zu studieren. Ein zweiter Name fiel ihm auf, und er stöhnte. Hatte Juliette das gesehen?
Non!
Selbst wenn sie es gesehen hätte, würden ihr die Angaben nichts sagen. Er sorgte sich vollkommen grundlos.
    Aber wie kamen diese beiden Zwerge an das Pergament, und was sollte es bedeuten, dass sie es ihm herbrachten?
    Plötzlich erinnerte er sich wieder, dass sie ihm nicht bloß etwas gegeben hatten. Sie hatten ihm auch etwas weggenommen. Rasch legte er das Dokument beiseite und blickte sich unter seinen Andenken um, die über den ganzen Schreibtisch verteilt waren.
    Zwei fehlten!
    Den Verlust von Fleurs Armband hätte er noch verkraftet, aber das andere! Er heulte vor Schmerz auf und sackte auf den Teppich. Das blaue Stoffstück war unersetzlich, sein erstes und wertvollstes Andenken überhaupt!
    Es war zu grausam für einen albernen Streich. Ihm seine Trophäen zu nehmen und an ihrer statt dieses Pergament zurückzulassen, musste eine Art Botschaft an ihn darstellen. Aber was genau sollte sie bedeuten?
    Er saß auf dem Boden und wiegte sich hin und her. Eine Stunde oder länger grübelte er über das Rätsel nach. Zwischendurch hieb er sich häufiger mit der Faust gegen den Schädel, weil sein Verstand ihm nicht

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