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Die Braut des Spuks

Die Braut des Spuks

Titel: Die Braut des Spuks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hawkins hatte sich von den anderen Gefangenen gelöst und schaute gegen das Gitter. Nur der Widerschein des Feuers tanzte über die Stäbe. Die Männer selbst konnte er nicht mehr sehen. Er hörte nur, wie ihre Schritte allmählich verklangen, und auch er senkte den Kopf.
    Ungefähr eine Minute blieb er in dieser depremiert wirkenden Haltung stehen, bevor er sich langsam zu seinen Leidensgenossinnen hin umdrehte, die sich verschüchtert zusammengedrängt hatten und ihn furchtsam anschauten.
    Brett kam sich so hilflos vor. Er hob die Schultern, ließ sie wieder sinken und sagte, weil er seinen trockenen britischen Humor noch nicht verloren hatte: »Well, Ladies, da bin ich nun. Machen wir es uns so bequem wie möglich.« Nach diesen Worten mußte er selbst lachen. Dann starrte er die Frauen an.
    Sie schauten zurück. Ihre Augen bewegten sich kaum und blieben ebenso starr wie ihre Gesichter. Sie waren verschwitzt. Bei manchen sah die Haut aus wie kaltes Hammelfett, andere wiederum wurden vom Schein des Feuers erreicht, der ihren Gesichtern einen maskenhaften Ausdruck verlieh. So unterschiedlich sie auch aussahen, eines jedoch hatten sie gemeinsam — die Angst.
    »Keine Sorge, Ladies, ich tue euch nichts. Ich bin auch nur ein Mann, versteht ihr? Ach, Scheiße!« schrie er plötzlich und sprang in die Höhe. Brett wollte das Gitter zu fassen bekommen, um daran zu rütteln. Vielleicht gelang es ihm, die Verankerung zu lockern. Das Gitter war zu hoch, nicht einmal mit den Fingerspitzen hatte er es berührt. Er sackte in die Knie, fluchte dabei und schaute sich die Frauen an. Egal wie alt sie waren. Ob junge Mädchen oder Großmütter, man hatte sie zusammengepfercht wie die Tiere und ihre Furcht bis an die Grenzen getrieben.
    Der Boden bestand aus Lehm, auf dem sich auch kleinere Steine verteilten. Hin und wieder rieselte auch Staub von den Schachtwänden als dünne Fahnen nach.
    »Versteht jemand meine Sprache?« fragte er.
    Keiner gab Antwort.
    »Noch mal, Ladies, wer von euch spricht etwas Englisch?«
    Aus der hinteren Reihe drängte sich jemand vor. Es war eine noch jüngere Frau. Sie trug ihren Schleier nicht mehr, nur ein graues, kleidähnliches Gewand. Die Augen lagen wie dunkle Kugeln in den Höhlen und waren von den Zügen eines feingeschnittenen Gesichts umgeben. Man konnte sie als eine orientalische Schönheit bezeichnen.
    »Ich spreche deine Sprache.«
    »Sehr gut?«
    »Ich glaube schon.«
    Brett Hawkins hatte seinen Mut wiedergefunden. »Na, das ist ja wunderbar«, sagte er, »da bin ich nicht so allein. Du kannst dir vorstellen, was ich will?«
    »Ja, hier raus.«
    »Natürlich, aber es ist zu hoch.« Er deutete dann gegen das Gitter. »Man müßte es aufstemmen.«
    »Wie denn?«
    »Indem ich mich auf eure Schulter stelle. Ihr müßt eine Pyramide bilden.«
    Sie schaute ihn an, sagte nichts. »Hast du nicht verstanden?«
    »Schon.«
    »Dann sag es den anderen. Noch eines, Kleine. Wie heißt du eigentlich?«
    »Chena.«
    »Gut, Chena. Bist du einverstanden, daß wir es gemeinsam versuchen? Wir müssen nur wollen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das wird nicht gehen, Fremder.«
    »Scheiße. Und warum nicht?«
    Chena gab keine konkrete Antwort. »Ich spreche zunächst mit den anderen Frauen.«
    »Ja, tu das. Und beeil dich! Ich habe keine Lust, ein Fraß für diese verdammte Göttin zu werden. Sie soll sich zur Hölle scheren, wo sie hingehört.«
    Viel Hoffnung hatte er nicht.
    Diese Frauen konnte man nicht zu den Kämpferinnen zählen. Sie hatten sich in ihr Schicksal ergeben, sie waren ja nichts anderes gewohnt. Wer aus einem Dor! wie Anat stammte, der hatte von der übrigen Welt so gut wie nichts gehört. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben.
    Nur keine Hektik, nur nichts überstürzen. Ruhig durchatmen, sich wieder finden, jetzt stand er sowieso außen vor.
    Die gefangenen Frauen wisperten und flüsterten miteinander. Es hörte sich an, als würde die Grube voller Schlangen stecken, die sich erst jetzt aus den Verstecken herausgetraut hatten. Die Frauen redeten zwar leise, dafür bewegten sie sich aber hektisch und ›sprachen‹ auch mit den Händen und Armen. Zu einem Erfolg kam Chena nicht, das erkannte Brett an ihrem Gesichtsausdruck, der immer mehr verfiel. Schließlich drehte sie sich um.
    »Muß ich noch andere fragen?«
    »Ich glaube nicht.«
    Brett senkte den Kopf.
    Für einen wahnsinnig langen Moment

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