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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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völlig unbekleidet auf dem Sofa gelegen hatte und das Telefon klingelte. Was vorher passiert war, ließ ich weg. Ich wollte Hanna nicht unnötig neidisch machen.
    Hanna lachte herzlich. »Und deshalb bist du die halbe Nacht weggeblieben?«
    »Was hättest du denn an meiner Stelle gemacht?«
    »Ich wäre einfach nackt auf dem Sofa liegen geblieben«,meinte Hanna. »Was meinst du, wie schnell der Surffreak sich wieder verabschiedet hätte.«
    »Oder auch nicht«, sagte ich. »Außerdem kann ich so was nicht. Denk doch mal, wie peinlich, nackt vor einem wildfremden Mann herumzuliegen!«
    Hanna kicherte in den Hörer. »Peinlich ist, wenn dein Freund überall rumerzählt, du hättest hysterisch weinend das Haus verlassen, weil er Besuch bekommen hat.«
    Ich schwieg betroffen. Sie hatte Recht, das war wirklich peinlich. Ich hatte eine Sauwut auf Alex. Genau in diesem Augenblick hörte ich seine Schritte vor der Tür.
    »Da kommt er«, informierte ich Hanna und legte leise den Hörer auf.
    Alex sah müde und traurig aus, als er zur Tür hereinkam. Ein bisschen so, als habe er geweint. Wenn er mich doch nur nicht bei meinen Freunden blamiert hätte, wie wunderschön könnte dann jetzt unsere Versöhnung sein. Ich seufzte.
    Da erst blickte er zu mir herüber. Seine Augen wurden groß und rund, und für einen Augenblick dachte ich, er freue sich. Dann aber zog er seine Augenbrauen zusammen und knurrte: »Wo ist dein Auto?«
    »Warum hast du überall hemmerzählt, dass wir uns gestritten haben?« knurrte ich zurück.
    »Wo warst du?«
    »Das geht dich gar nichts an.«
    »Du hast mir mit deinem kindischen Verhalten einen Wahnsinnsschrecken eingejagt, verdammt noch mal. Ich sah dich schon erfroren im Graben liegen.«
    »Dann hättest du mich eben nicht aus dem Haus treiben sollen«, sagte ich. »Bei diesem Wetter.«
    »Du hättest nicht gehen müssen. Björn ist nur ein paar Minuten geblieben.«
    »Haha«, sagte ich. »Und in den paar Minuten hat er dir alle Dias vom letzten Spanienurlaub gezeigt, was?«
    Alex sah mich prüfend an. »Wo warst du? Und wo ist dein verdammtes Auto?«
    Ich sagte nichts.
    »Du bist kindisch und boshaft«, sagte Alex. »Es hat dir Spaß gemacht, mir Angst einzujagen.« »Ja«, sagte ich.
    Alex erhob sich mit steinernem Gesicht und ging nach nebenan ins Badezimmer. Nach einer Weile hörte ich, wie er begann, sich die Zähne zu putzen. Ich blieb auf dem Bett sitzen und starrte auf das schiefe Kleine-Jungen-Herzchen, das er auf den Brief gemalt hatte. Dann sprang ich auf und rannte hinterher.
    »Nein«, schrie ich.
    Alex nahm die Zahnbürste aus dem Mund. »Nein, was?«
    »Es macht mir keinen Spaß, dir Angst einzujagen. Das wollte ich nicht, ehrlich«, fuhr ich mit gedämpfterem Ton fort, und da ich mich reumütig und verzeihend zeigen wollte, wie es Kassandras Karten empfohlen hatten, setzte ich noch etwas hinzu. »Es tut mir Leid.«
    Alex spuckte Zahnpasta ins Waschbecken und spülte sich den Mund aus. Erst dann drehte er sich zu mir um.
    »Mir tut es auch Leid«, sagte er.
    Vor Erleichterung kamen mir die Tränen. Ich schmiegte mich an seinen nackten Oberkörper.
    »Ich war bei Kassandra«, murmelte ich in seine Brusthaare. »Und das Auto steht oben bei den Altpapiercontainern. Ich konnte nichts mehr sehen, deshalb musste ich es da stehen lassen.«
    »Du Arme. Ich habe mich vielleicht wirklich blöd benommen.«
    »Nein, ich habe mich blöd benommen«, sagte ich bereitwillig.
    »Na gut.« Alex hielt mich ganz fest umschlungen. »Dann haben wir uns eben beide blöd benommen.« »Ich liebe dich«, flüsterte ich.
    Da nahm Alex mein Gesicht zwischen seine Hände und küsste sanft die Tränen von meinen Wangen.
    »Elisabeth, du Dummerchen«, sagte er. »Möchtest du meine Frau werden?«
    Und ich schrie laut und ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde lang zu zögern: »Ja, ich will!«

DIE ERSTE, DIE die Neuigkeit erfahren sollte, war Hanna.
    »Heiko hat das ganze Wochenende nicht angerufen«, brach es aus ihr heraus, kaum dass ich mich am nächsten Morgen auf meinen Schreibtischstuhl hatte fallen lassen.
    »Du hättest hinfahren sollen, wie ich es dir geraten hatte«, sagte ich. »Sicher war er nur beleidigt.«
    »Ach wo! Der war doch heilfroh, dass er sich nicht um mich kümmern musste. So hatte er freie Bahn für seine Geliebte.«
    »Vielleicht tust du ihm unrecht«, sagte ich. »Du hast nicht einen einzigen Beweis. Und man ist schließlich so lange unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen

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