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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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schon länger im Verdacht, unserer Beziehung zu schaden.
    Kassandra warf mir einen scharfen Blick aus türkisfarbenen Augen zu. »Alex' Mutter?«, wiederholte sie. »Bist du sicher?«
    »Ja«, sagte ich hastig und erhob mich. »Bestimmt ist sie damit gemeint.« Ich schob den Vorhang beiseite undsah zu unserer Terrasse hinüber. Meine ganze Wut auf Alex war über dem Kartenspiel verraucht. Jetzt war es höchste Zeit, sich reumütig und verzeihend zu zeigen.
    »Ich gehe jetzt rüber«, sagte ich. »Danke fürs Aufwärmen.«
    Kassandra starrte immer noch auf die Karten. »Da sind auch noch die drei Schwerter und das Rad des Schicksals. Möchtest du nicht wissen, was das bedeutet?«
    »Ein anderes Mal.«
    Kassandra lächelte und legte die Hände auf meine Schultern.
    »Meine guten Wünsche sind bei euch«, sagte sie.
     
    »Ich bin wieder da«, rief ich, als ich zur Tür reinkam, aber niemand antwortete mir.
    Alex war nicht da. Alle Lichter, bis auf die Nachttischlampe, waren gelöscht, und auf dem Kopfkissen lag ein gelber Zettel.
    »Mache mir Sorgen, fahre dich suchen«, stand da, und darunter war ein schiefes Herzchen gemalt, wie von einem kleinen Jungen. Bedrückt ging ich vors Haus und verfolgte die Reifenspuren von Alex' Wagen mit den Augen bis um die nächste Ecke. Es hatte wieder angefangen zu schneien, und ausgerechnet jetzt hatte Alex sich aufgemacht, um nach mir zu suchen. Ich war zu spät gekommen, hatte mich zu spät reumütig und verzeihend gezeigt, und die Strafe dafür würde nicht ausbleiben. Ach, Alex! Ich küsste das Herzchen auf seinem Brief und vergoss eine Reueträne. Sie rollte über meine Wange und fiel als winziger Eistropfen hinab in den Schnee. Wenn Alex doch wenigstens mein Auto bei den Altpapiercontainern fände, dann könnte er sichden Rest schon zusammenreimen! Er würde einfach meinen Fußspuren folgen, und auf halber Strecke würden wir einander in die Arme fallen und uns küssen, während die Schneeflocken auf unseren heißen Gesichtern zu schmelzen begännen.
    Ich seufzte sehnsüchtig, aber Alex musste an meinem Auto vorbeigefahren sein, ohne es bemerkt zu haben. Traurig schlurfte ich in die Wohnung zurück. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, klingelte das Telefon. Ich zögerte einen Augenblick, bevor ich den Hörer abhob. Immerhin war es nach elf Uhr abends, und mir war nicht unbedingt nach einem Telefonplausch zumute. Aber dann siegte die Furcht, es könne Alex sein, und meine Abwesenheit könnte ihn dazu antreiben, noch weiter in der Eiswüste nach mir zu suchen.
    »Elisabeth Jensen«, sagte ich betont lässig.
    »Gott sei Dank, dir ist nichts passiert«, sagte Hanna am anderen Ende.
    »Warum sollte mir etwas passiert sein?«
    »Alex ist sicher froh, dass du wohlbehalten wieder da bist.«
    »Alex ist gar nicht da!«
    »Dann ist er losgefahren, die Strecke absuchen«, sagte Hanna.
    Ich schluckte. »Woher weißt du das?«
    »Alex hat bei mir angerufen und mir alles erzählt!«
    »Alex hat bei dir angerufen?«
    »Ja, angeblich hat er sich solche Sorgen gemacht. Du wärst in so schrecklicher Verfassung gewesen, hat er gesagt.«
    »Der spinnt doch wohl«, sagte ich, und meine Wut flackerte wieder auf. »Einfach anzurufen und dir von unserem ganz privaten Streit zu erzählen.«
    »Er liebt dich vielleicht wirklich«, seufzte Hanna. »Heiko würde sich jedenfalls niemals solche Sorgen um mich machen und schon gar nicht hinter mir hertelefonieren. Wo warst du denn, nachdem du so hysterisch weinend die Wohnung verlassen hast?«
    »Ach, Scheiße«, sagte ich. »Hat er >hysterisch weinend< gesagt, der Saftsack?«
    »Das muss dir doch nicht peinlich sein. Ich war die erste, die Alex angerufen hat. Weil er meint, dass du am ehesten zu mir fahren würdest.«
    »Willst du damit sagen, er hat noch woanders angerufen?«
    »Ja«, sagte Hanna. »Er hörte sich echt besorgt an. Er hat dein Adressbuch gefunden und wollte alle Nummern anrufen, um nach dir zu fragen.«
    Ich sah mich um. Das Adressbuch lag aufgeblättert neben dem Telefon. Bei Z. »Du meinst, er hat überall angerufen und meinen Freunden von unserem Streit erzählt?«, fragte ich entsetzt.
    »Ja, aber er wird dich nirgendwo erreicht haben«, sagte Hanna mit unübertroffener Logik, »denn sonst wäre er ja nicht losgefahren! Verrat doch bitte, bitte, wo du warst.«
    Ich sagte es ihr. Des besseren Verständnisses wegen erzählte ich ihr die Geschichte aber noch einmal vollständig aus meiner Sicht, von dem Augenblick an, wo ich

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