Die Braut sagt leider nein
unterzogen werden. Vom TÜV.«
»Und das von unseren Steuergeldern. Die kaufe ich jedenfalls nicht mehr«, sagte ich und erhob mich. Den Müttern der ersten Gruppe hatte das Klopapierrollenmobile einer anderen Kindergruppe beim letzten Mal so sehr imponiert, dass sie es nun selber basteln wollten. Ich hatte eigentlich vorgehabt, völlig ungiftige, essbare Fingerfarbe mit ihnen herzustellen und mit ätherischen Ölen zu parfümieren. Die Kinder hätten gemäß einem pädagogisch erprobten Konzept im mollig warm geheizten Raum unbekleidet, beziehungsweise aus hygienischen Gründen immerhin mit einer Windel angetan, herumlaufen können und sich völlig frei und ungehemmt den Farben widmen sollen, die nachweislich keinerlei Spuren auf der Haut hinterließen. Obwohl ich mein Vorhaben mit den wärmsten Worten angepriesen hatte, bestand die Gruppe auf dem Klopapierrollenmobile. Weil es die letzte Stunde vor den Weihnachtsferien war, wollte ich ihnen diesen Wunsch nicht verwehren. Ich stellte Klebstoff zusammen mit Bastelscheren, Wollresten und Klopapierrollen aus den unerschöpflichen Kisten mit Bastelmaterial auf dem Tisch bereit. Dabei nahm ich mir fest vor, meinem Kind so etwas Grauenhaftes niemals zuzumuten.
Nach und nach trudelten die Mütter ein. Sie stellten ihre Kinderwagen im Gang ab, schleppten Babys und Taschen voller Windeln und Bananen herein und grüßten zögernd. Ich grüßte freundlich zurück. Es war schließlich die letzte Stunde vor den Ferien.
»Heute werden wir das Blitzlicht vorziehen«, sagte ich und meinte die wöchentliche Gesprächsrunde. »Weil wir ja basteln wollen.«
Mit Schwung deutete ich hinter mich auf die Stelle, an der das Mobile von der Decke herabbaumelte. Die Mütter starrten mit offenem Mund nach oben. Ich folgte ihrem Blick - und zuckte erschreckt zusammen.
Das Klopapierrollenkunstwerk war verschwunden. Stattdessen hing jetzt dort eine Art Raupe aus Bierdeckeln. Sie war mit Wasserfarben grün angemalt und hatte viele kleine Füßchen aus roter Tonpappe.
»Wie süüüüß«, riefen die Mütter aus.
»Was für eine goldige Idee«, sagte Maike lobend. »Na, Annabell, gefällt dir die Raupe?«
Annabell sagte natürlich gar nichts.
»Die ist viel süßer als das Mobile«, antworteten die Mütter an ihrer Stelle. Ich stellte mich unauffällig so hin, dass ich die bereitgestellten Klopapierrollen mit meinem Rücken verdeckte.
Maike sah mich wohlwollend an. »Ich denke, ich spreche im Namen aller, wenn ich dir ein Kompliment ausspreche. Die Raupe ist viel kindgemäßer als das Mobile. Goldig.«
»Dachte ich's mir doch«, sagte ich. Von Bierdeckeln hatten wir ebenfalls einen unerschöpflichen Vorrat in den Kisten mit wertfreiem Material. Und rote Tonpappe hatten wir auch noch. »Wer aber trotzdem lieber mit Klopapierrollen basteln möchte, für den habe ich auch das bereitgestellt«, setzte ich raffinierterweise noch hinzu.
»Goldig«, wiederholte Maike. Auch die anderen Mütter bedachten mich mit anerkennenden Blicken.
Mir wurde ganz warm ums Herz.
»Ich bin ganz bestimmt schwanger«, sagte ich anschließendzu Hanna. »Wenn selbst diese widerwärtigen Mütter in mir keine Aggressionen mehr auslösen.«
Hanna fand das allerdings auch bedenklich.
»Vielleicht besorgen wir uns einen Schwangerschaftstest in der Apotheke«, schlug sie vor. »Ich springe gleich mal rüber, wenn du deine zweite Gruppe hast.«
Zögernd willigte ich ein.
»Ich wusste sofort, dass ich schwanger war«, sagte Angela aus der zweiten Gruppe, als wir kaffeetrinkenderweise um den Tisch herum saßen. »Im selben Augenblick.«
»Woran hast du es gemerkt?«, fragte ich schüchtern.
»Das war so ein Gefühl«, antwortete Angela vage. »Ich habe eine halbe Flasche Rotwein getrunken und heiß gebadet, aber das hat auch nichts mehr geholfen. Gott sei Dank«, setzte sie hastig hinzu und warf einen Blick hinüber zu ihrem Sohn.
Ich horchte nachdenklich in mich hinein. Da waren eine Menge Gefühle, aber ich wusste nicht so recht, was ich damit anfangen sollte.
»Sicher bin ich schwanger«, sagte ich zu Hanna, die schon viel weniger verschwollen aussah.
»Das werden wir gleich wissen«, erwiderte sie und hielt mir den Schwangerschaftstest aus der Apotheke hin. »Du musst darauf pinkeln, ein paar Minuten warten - und schon weißt du Bescheid. Und ich auch.«
Ich riss die Verpackung auf und studierte die Gebrauchsanweisung .
»Meinst du, Alex wird sich freuen?«
Hanna zuckte mit den Schultern. »Möglich«,
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