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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Herausforderung willkommen, denn das unbedeutende Königreich Navarra genügte seinem Ehrgeiz nicht; auch war seine Lage am Fuß der Pyrenäen viel zu weit von den Zentren der Macht und des Reichtums entfernt, um ihm zu gefallen.
    Der Dauphin sei verdammt, dachte er, während der Aufmarsch der Adeligen weiterging, und sein jämmerlicher Vater Valois möge als Gefangener am Hofe des Idioten Edward fett und blöde werden! Möge Johann von Valois dessen feuchte, elende Insel niemals verlassen!
     
    G uillaume Karle starrte auf das, was er vor sich sah. » Nein! « schrie er, während er aus dem Sattel sprang. » Nicht schon wieder! «
    Kate blieb auf ihrem Reittier sitzen und umklammerte mit weißen Knöcheln die Zügel. Sie kniff die Augen fest zu und begann ein verzweifeltes Gebet. » Gegrüßest seist Du, Maria, voll der Gnaden, der Herr ist mit Dir … «
    Karles wütende Stimme übertönte ihr leises Murmeln. » Dieser verfluchte Bastard! « schrie er. » Er will uns alle abschlachten! « Seine geballte Faust ragte in die Luft. » Selbst Satan könnte sich keine grausamere Tortur ausdenken! «
    » … und mit uns, jetzt und in der Stunde unseres Todes «, schloß Kate ihr Gebet. Sie bekreuzigte sich mit zitternder Hand und wischte sich eine Träne von der Wange. Dann flüsterte sie: » Amen. «
    Vor ihnen hing die Leiche eines mageren Bauern, aufrecht a n e inen Baum gebunden, die Hände hinter dem Stamm gefesselt, die Füße unten an den Stamm gekettet. Der Kopf, wie durch ein Wunder noch auf dem Körper, hing seitlich auf der Schulter, die weit aufgerissenen Augen, die nichts mehr sahen, starrten leeren Blicks auf die eigenen Eingeweide, die man ihm aus dem Leib gerissen und mindestens drei Schritte weit verteilt hatte. Sie lagen auf der Erde ausgebreitet, und da, wo ein hungriges Tier sie angefressen hatte, war eine Blutlache übriggeblieben.
    » Ein Wolf ist schon hier gewesen «, sagte Karle steif, als er sich dem grausigen Fund näherte. » Sie werden jeden Tag frecher, weil die Menschen vom Hunger geschwächt sind. Und sie sind schlau genug, das zu wittern. «
    Oder war in der Nacht ein Fuchs oder ein Wiesel gekommen, um sich an dieser verlorenen Seele gütlich zu tun? Kate fragte sich unwillkürlich, wie lange dieser Mann hatte zusehen müssen, wie die Tiere des Waldes sich mit glühenden Augen um seine glänzenden Eingeweide stritten, ehe er das Bewußtsein verlor.
    Endlich fand sie den Mut, vom Pferd zu steigen. Guillaume Karle hatte sich gerade von dem grauenhaften Anblick abgewandt und würgte.
    » Das ist das Werk Navarras «, polterte er, während er sich den Mund abwischte. » Aber wie kann er überall zugleich sein? «
    » Dies hier hat vielleicht einer seiner Anhänger auf dem Gewissen. «
    » Dann gibt er seine grausamsten Einfälle an sie weiter! «
    Ein weiteres unheimliches Opfer von Navarras Rachefeldzug hatten sie eine Stunde zuvor gesehen, an eine verrottende Regentonne gelehnt, den abgetrennten Kopf sauber im Schoß. Am Vortag hatten sie drei weitere Wehrlose begraben, einer gekreuzigt, einer geröstet, einer mit ausgestochenen Augen und herausgerissener Zunge. Jedes neue Grab, das sie mit ihren jämmerlichen Stöcken und Steinen aushoben, war flacher als das vom Vortag, und ihnen wurde klar, daß die Fortsetzung ihrer Reise womöglich nur aus weiteren mühsamen Begräbnissen bestehen würde. Zusammen lösten sie den Mann vom Baum und legten ihn sanft auf die Erde. Mit der Spitze seines Stiefels schob Karle die Eingeweide wieder zusammen, bis sie auf dem Bauch des Bauern lagen.
    » Warum in Gottes Namen müssen sie die armen Menschen s o g rausam quälen? « fragte Kate sich laut. » Warum töten sie sie nicht einfach und geben sich damit zufrieden? «
    » Das ist eine Frage, die vielleicht sogar der Schöpfer nicht beantworten kann «, grollte Karle. » Navarra hat aus seinen Rittern eine Horde von Schlächtern gemacht. « Erschöpft sah er Kate an.
    » Sollen wir auch diesen begraben? «
    » Habt Ihr noch Kraft? Ich ganz gewiß nicht mehr. «
    » Aber wir können ihn nicht einfach liegen lassen! «
    » Wenn wir jeden verstümmelten Leichnam begraben, dem wir begegnen, werden wir Paris nie erreichen! « Kate wankte vor Müdigkeit.
    Er wußte, daß sie recht hatte. Ergeben setzte er sich auf einen abgefallenen Ast. » Wie sollen wir das überstehen? Es scheint so hoffnungslos. «
    Sie schwieg einen Moment und setzte sich dann neben ihn. » Ihr müßt dieses Feuer mit Eurem eigenen Feuer

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