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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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gefreut, aber noch während er mir erzählte, zu welchen Konditionen er sich vorstellen könnte, meine Sachen in Kommission zu nehmen, ist etwas Komisches passiert. Ich hab mich in dem Laden umgesehen, zwischen den Designerklamotten und den Kosmetikartikeln und all diesem ganzen Nobelkrimskrams, den kein Mensch braucht und doch eigentlich auch kein Mensch will, und habe plötzlich gemerkt, dass ich meinen Schmuck hier gar nicht verkaufen will. Ich will nicht, dass irgendwelche Tinos und Dolores und Philippes meine Sachen plötzlich toll finden, nur weil es sie hier im Laden gibt. Also hab ich den Schmuck hastig wieder eingepackt und mich entschuldigt, bin aus dem Laden gestolpert und die Potsdamer Straße hinab gelaufen, vorbei an den Prostituierten, die mich ansahen, als sei ich vollkommen irr. Ich habe mir ein Taxi angehalten und bin nach Kreuzberg gefahren, zum Laden von Anna und Julie. Tja. Und jetzt verkaufen die beiden doch echt meine Sachen. Gegenüber vom Café Colette. Mitten in Kreuzberg. Im hippen Berlin.
    Mann.
    Echt Wahnsinn.
    Mein Leben nimmt Formen an, endlich. Und zum ersten Mal seit Langem trage ich wieder etwas in meinem Herzen, das mir ein gutes Gefühl gibt, etwas Leuchtendes, Warmes.

30
    Es gibt Nächte, die kommen nicht zur Ruhe, selbst dann nicht, wenn die Party längst zu Ende ist. Sie funkeln, pochen und vibrieren immer weiter, auch wenn du längst im Pyjama und mit geputzten Zähnen im Bettchen liegst und das einzige Licht im Zimmer die kleine Leselampe auf dem Nachtkästchen ist.
    Diese Nacht ist so eine. Ich versuche die Augen zu schließen, doch sie kribbelt immer weiter. Im ganzen Körper kribbelt sie.
    Ich schlage die Decke wieder zurück und springe aus dem Bett, was leicht ist, denn ich bin nicht im Geringsten müde. Ich stehe da, in meinem neuen Schlafzimmer, auf meinem neuen Dielenboden, zwischen meinen neuen Wänden. Ich weiß überhaupt nicht wohin mit mir, tapse erst ins Bad, dann zum Kühlschrank, obwohl ich alles andere als hungrig bin. Und dann spüre ich den Mond, dessen Licht hell und milchig durch die Ritzen der Fensterläden dringt. Ich gehe hinüber, öffne das Fenster und stoße sie auf.
    Ich beuge mich ein wenig hinaus. Silbernes Licht strömt auf mich herab, und die kühle Nachtluft umfängt mich wie ein Schleier.
    Was für eine Nacht.
    Ich schlinge die Arme um die Brust und reibe mir die Gänsehaut weg. Es ist zwar ungewohnt warm für Oktober, aber nachts ist es natürlich kühl. Aus dem Garten dringen noch ein paar Stimmen zu mir nach oben. Ich muss grinsen. Ich kann zwar keinen sehen, aber ich weiß trotzdem ganz genau, wer sich da unten in den Armen liegt. Doch der Rest von Mingharting schläft bereits – wenn man die Straße hinab in Richtung des Dorfes blickt, ist alles dunkel und still. Und auch im Garten sind die Lichterketten bereits aus, die Bühnentechnik ist eingepackt, Grill und Tresen wieder im Keller verstaut.
    Die Party ist vorbei, mein Lieber.
    Doch etwas Neues beginnt. Ich spüre es ganz deutlich. Seit diesem Abend steht wie ein Stern ein Anfang am Himmel, hell und unverrückbar.
    Ich schließe die Augen, ein Schauer überströmt mich, und obwohl das nicht ausschließlich an der Außentemperatur liegt, hole ich meine Strickjacke und ziehe sie mir über.
    Was für eine Nacht.
    Und was für ein Fest das war!
    Alle waren da, wirklich alle, die Gemeinderäte, der Schafkopf-Club, die Jungs vom Fußball, der Burschenverein und die Stammtischler natürlich auch. Es wurde gegessen und getrunken und noch mehr gegessen. Der Metzger Bachhuber hat uns nämlich überraschend die saftigste Sau aller Zeiten spendiert, und die gab’s frisch vom Spieß – neben Bier vom Fass und Omis Würsteln natürlich. Es wurde gebrüllt und gezetert und gelogen und gelacht, der Papa stand mit Leichenbittermiene am Grill, die Jungs von Schubiblue haben sich auf der Bühne die Seele aus dem Leib gejammt und die kleine Mercedes Schaller hat dazu (bekleidet mit einem Minirock, der vermutlich einmal ein Gürtel ihrer Mutter gewesen war) den Macarena getanzt, was natürlich nicht gepasst hat, aber man wäre ja schön blöd gewesen, sie davon abzuhalten. Stichwort: Mayonnaise im Seifenspender.
    Kurzum, alles hat ganz wunderbar gepasst, und vermutlich wäre die ganze Feier ohne weitere Umwege in den planmäßigen Kollektivrausch gemündet, hätte es nicht zwischendrin eine Überraschung gegeben. (Gut, zum Kollektivrausch kam es dann trotzdem noch, und insgesamt gab es zwei

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