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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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ihn auf eine Weise bequatscht, dass es mich nicht wundern würde, wenn Bea und er morgen früh als Teilhaber eines Tatar-Restaurants in Berlin-Mitte erwachen.
    Ach ja. An diese Nacht werde ich mich noch lange erinnern.
    Ich blinzle ins Dunkel, schaue in den Himmel, und habe mit einem Mal das Gefühl, als blinzelten die Sterne heimlich zurück. Und dann geht in einem Fenster im zweiten Stock des Hauses gegenüber ein Licht an.
    Das ist das Zimmer von Max.
    Ich sehe hinüber. Es ist nur ein ganz gedämpftes Licht, wahrscheinlich bloß seine Nachttischlampe. Aber obwohl ein Parkplatz, eine Straße und noch ein Parkplatz zwischen uns liegen, wärmt es mich wie ein Feuer.
    Also gut. Hier kommt die dritte Überraschung an diesem Abend. Obwohl ich gar nicht sagen könnte, was genau eigentlich die Überraschung gewesen ist. Ich meine, es war klar, oder? Irgendwie zumindest. Ich hab es gewusst, schon länger. Ich hatte bloß nicht den Mut, es mir einzugestehen.
    Es war schon relativ spät am Abend, zehn vielleicht, aber natürlich war das Fest immer noch in vollstem Gange. Gut, die Gäste saßen schon etwas schiefer an den Tischen, der Papa vor allem. Der Grill war auch schon aus, und die Omi hatte den Schorschi gerade ins Haus geführt, um ihm ihre neue Küche zu zeigen. Vorher hatte sie mich flüsternd gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, dass der Schorschi bei uns anfängt, was man mal durchrechnen müsste, aber im Prinzip doch eine super Idee ist, oder? Ich schlug vor, das gleich morgen früh zu diskutieren, aber jetzt musste ich erst einmal mit allen anstoßen. Also ging ich zu Bea und Jasper, die vollkommen fasziniert an Quirins Lippen hingen, und kippte einen mit den dreien. Dann ging ich weiter zu den Stammtischlern, bei denen auch der Benjamin Ettl saß, um mit denen einen weiteres Stamperl zu nehmen. Dann traf ich den Papa, der gerade vom Abort kam, und zwang ihn, ebenfalls einen mit mir zu heben. Ich hatte also relativ schnell relativ viel intus, wurde aber dennoch nicht betrunken, was komisch war. Irgendetwas arbeitete in mir, machte mich unruhig, und das, obwohl doch eigentlich alles fertig war: das Wirtshaus, meine Goldschmiedewerkstatt, meine Wohnung. Alles außer der Badewanne, aber die konnte es ja wohl nicht sein.
    Irgendetwas fehlte.
    Ich sagte niemandem Bescheid, als ich mich für eine kleine Pause von der Party schlich. Oder was heißt schlich – ich ging ja gar nicht weit, nur bis runter zum Weiher.
    Der Himmel war sternenklar, es wehte Gelächter durch die Nacht, der helle Mondschein leuchtete mir den Weg. Ich weiß noch, wie seltsam ich es fand, dass Nächte so unterschiedlich sein können. Dass, obwohl der Himmel und die Sterne doch dieselben sind, die Nächte in Berlin so atemlos und flackernd sind, und hier so ruhig und regungslos, selbst dann noch, wenn in der Nähe eine Party stattfindet.
    Der Weiher lag still und schwarz glänzend zwischen den Büschen, von außen hätte man nicht sagen können, wie tief er ist. Ich beugte mich darüber, doch ich spiegelte mich nicht darin.
    Ich steckte zwei Finger ins Wasser, es fühlte sich an wie flüssige Seide. Kleine Wellen breiteten sich aus und rührten das Schwarz auf. Ein winziger Schauer lief mir den Rücken hinab, ich hörte Schritte in der Ferne, und wenig später eine Stimme, die meinen Namen rief.
    » Fanny?«
    » Fanny!«
    Das war der Max, der mich da suchte. Mit einem Mal wurde mir ganz warm.
    » Was gibts?«, fragt ich, stand auf und trocknete mir die Pfote am Hosenboden ab.
    Der Max trat näher, sah mich an und wieder weg. Er wirkte fast so, als hätte ich ihn bei irgendetwas ertappt.
    » Ach, nix eigentlich«, sagte er. » Wollt nur mal schauen.«
    Ich musste lächeln, und er guckte zu Boden. Dann hob er den Blick wieder, und wir sahen uns an. Wir standen einander gegenüber, und für einen kurzen Moment, zwei oder drei Sekunden lang, dachte ich, er würde mich gleich küssen.
    O Mann.
    » Ich …«, sagte er. » Ach, nix.«
    Wieder sahen wir uns an, und ich war froh, dass es dunkel war, denn ich konnte ganz genau spüren, dass meine Wangen glühten.
    Ich hatte es die letzten sechs Wochen immer wieder von mir weggeschoben, aber das Gefühl ist wiedergekommen, wieder und wieder und wieder. Etwas war zwischen uns entstanden.
    » Wollen wir wieder raufgehen?«, fragte ich, einfach nur, weil ich so irre nervös war.
    » Ja, klar«, sagte er. » Gehen wir.«
    » Gehen wir«, wiederholte ich, und bereute meine Worte noch im selben

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