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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Philippe eine Postkarte vorzulesen. Philippe, ausgerechnet. Ich hatte gedacht, er mag mich!
    Und kein Wort darüber, wie er sich dabei anstellt, etwas auf Bayerisch zu sagen – mit seinem Dialekt.
    » Gib noch mal den Wein«, sagt die Dolores.
    » Hier!« Das ist die Frida.
    O Gott, das war ja klar. Wahrscheinlich sind alle stramm bis in die Zehenspitzen.
    Aber macht es das besser? Im Wein steckt die Wahrheit, oder?
    Und der Schmerz.
    Und manchmal beides.
    » Und jetzt zeig noch mal diese hässliche Kette!«
    » Kommt, das ist gemein«, sagt die Frida mit sanfter Stimme.
    » Hier!«, sagt der Tino. Dann scheint er ihr etwas zu reichen.
    » Knips, knips«, fiepst die Dolores. » Knips! Knips! I bin die Maienmaid!«
    » Dolores …«, sagt die Frida.
    » Und das zum dreißigsten Geburtstag«, kichert die.
    » Ach, hört auf«, sagt die Frida. » Sie hat eben nicht so einen guten Geschmack.«
    » Nein, hat sie nicht«, sagt die Dolores.
    » Ich hab ja versucht, sie da in andere Bahnen zu lenken«, sagt der Tino lachend. » Aber tja.«
    In andere Bahnen? Was? War das der Grund für den Einkauf bei Stefanidis?
    » Armer Tino«, macht die Dolores mitleidig.
    Also, jetzt reicht es. Endgültig.
    Und während ich eben noch nicht einmal in der Lage war, auch nur einen Zehen zu rühren, setzen sich meine Beine jetzt von ganz alleine in Bewegung. Ich marschiere den Flur entlang, stoße die Türe auf und baue mich vor meinen Freunden auf. Meinen Freunden. Ha ha.
    » Armer Tino«, wiederhole ich und schaue ihn böse an.
    » Fanny!«, sagt der Tino und starrt mich erschrocken an.
    Und dann scheint ihm endlich zu schwanen, dass ich möglicherweise nicht erst in dieser Sekunde nach Hause gekommen bin, sondern ihm schon eine ganze Weile zuhöre.
    Ich sehe den Anhänger achtlos auf dem Boden liegen, zwischen Rotweingläsern, leeren Flaschen und offenen CD -Hüllen.
    » Raus«, sage ich mit gefasster Stimme.
    Ich bin selbst überrascht, wie ruhig ich bin, ruhig und kalt und in meiner Wut vollkommen bei mir. Vielleicht sollte ich Politikerin werden, wenn das mit der Gastronomie und meinem ganzen Scheiß-Leben hier nichts mehr wird. Politiker sind doch Meister darin, ihre Gefühle in Eis zu verwandeln.
    » Fanny …«
    » Raus, habe ich gesagt!«
    Ich trete eine Flasche um, sie kippt in die Richtung von Dolores, aber leider ist sie leer.
    Okay, das war jetzt doch nicht so cool, aber immerhin wirksam, denn die Dolores schnappt sich ihre Tasche und springt auf.
    » Ich wollte sowieso längst los«, quietscht sie und macht sich trippelnd vom Acker. Sekunden später höre ich, wie die Wohnungstür geht.
    » Die anderen auch«, sage ich.
    Der Philippe erhebt sich zögernd.
    » Fanny«, sagt die Frida.
    » Geht einfach«, sage ich wütend. » Alle.«
    Die Frida steht auf, und tappst auf Zehenspitzen in Richtung Flur, als würde sie ahnen, dass in mir etwas brodelt, das besser nicht zum Überkochen gebracht wird. Der Philippe läuft ihr hinterher, in großen, flinken Sätzen.
    » Tür zu«, schreie ich den beiden nach, und man kann hören, wie sich ihr Tempo verdoppelt und sie zusehen, allerschleunigst zu verschwinden.
    Der Tino bückt sich nach seiner Jacke und will sich ebenfalls davonstehlen.
    » Du nicht«, sage ich und halte ihn am Ärmel fest.
    Ich sehe ihn eisig an, dann höre ich, wie die Türe zufällt und Frida und Philippe endgültig aus der Wohnung sind. Und im selben Augenblick bricht meine Fassade zusammen.
    » Du Arsch«, sage ich.
    » Fanny!«
    » Du Arsch«, sage ich, diesmal wimmernd.
    Der Tino macht einen Schritt auf mich zu und will mich tröstend in den Arm nehmen, aber ich mache unwillkürlich einen Schritt nach hinten.
    » Fanny, was ist denn los?«
    » Du Arsch! Arsch! Arsch! Arsch!«, schreie ich, stampfe mit dem Fuß auf und kann überhaupt nicht aufhören zu schluchzen. Er hat mich die ganzen letzten Wochen nur angelogen, hat mir etwas vorgemacht, jeden verdammten Tag. Ich bin so aufgelöst, dass ich kaum noch denken kann, und erst recht nicht die Kraft aufbringe, ihm seine Fehler auch noch zu erklären. Und wieso auch? Wenn er mich lieben würde, würde er selber wissen, was er falsch gemacht hat.
    Wenn er mich lieben würde, wären all diese Dinge überhaupt nicht passiert.
    Der Anhänger, da liegt er, auf dem Boden. Als ich ihn sehe, weine ich noch mehr. Es sprudelt aus mir heraus, als gäbe es da eine tiefe, dunkle Quelle in mir, von der ich überhaupt nicht wusste, dass sie existiert.
    » Fanny, das …«
    » Du

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