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Die Brillenmacherin

Die Brillenmacherin

Titel: Die Brillenmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Sie hielt ihr Gesicht zum Fenster gewandt, damit er ihre Tränen nicht sah. Diese Fremde!
    Was wollte er ihr erzählen? Daß England nicht mehr dasselbe Land sein würde, wenn das Feuer losgebrochen war, das er wie Funken von einem glühenden Scheit in alle Himmelsrichtungen |143| blies? Daß man ihn hassen würde und ihn lieben? Daß Braybrooke der Ort einer Geburt war, einer schrecklichen Geburt, weil sie den Tod der Kirche bedeutete?
    Nichts davon sollte sie erfahren. Er konnte sich nicht entblößen vor dieser Frau. »Bitte verzeih.« Kühl klang es. Geschäftsmäßig. Er wandte sich um und ging. Auf der Treppe ballte er die Fäuste. Sie hätte ihn anders empfangen müssen nach all diesen Jahren. Meinte sie, es sei allein seine Schuld? Erwartete sie, daß er vor ihr kroch? Zuerst sollte sie ihre Fehler sehen, ihr merkwürdiges Verhalten. Gab sich so eine Ehefrau? Wer Vertrauen wollte, sollte zuerst Menschlichkeit zeigen.

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    Am Eingang zum Saal goß ein Knecht Catherine duftendes warmes Wasser über die Hände. Eine Magd reichte ihr Tücher. Die Tür schwang auf und wirbelte Blumen und wohlriechende Kräuter über die Bodenplatten. Der ganze Speisesaal war damit ausgestreut. Alan, der hinter ihr den Saal betrat, pfiff anerkennend.
    Catherine trug neue Schuhe, die Sir Repton ihr leihweise beschafft hatte, sie knarrten noch, wenn sie damit auftrat. Beide, Alan und sie, waren in frisch gewaschenes Leinen gekleidet. Es gab einem das Gefühl, wertvoll zu sein.
    Weiße Tücher bedeckten die beiden langen Tafeln und den Tisch, der ihre Kopfenden verband. Kerzenschein glühte. Fackellicht huschte über die Wände. Ein Mann in langem Mantel wies jedem seinen Platz zu, den schwarzen Chorherren oben an der Tafel, dem graubraunen Volk weiter unten. Frischgestutzte, geölte Bärte glänzten, kunstvoll gefaltete Hauben schmückten die Haare der verheirateten Frauen, ihre unverheirateten Töchter hatten Zöpfe wie Kronen um das Haupt geschlungen. Man nickte sich zu. Niemand rührte die runden Brotscheiben an, die sich wie Teller aufreihten. Trinkgefäße standen am oberen Tafelende dicht an dicht, am unteren Ende spärlich.
    Diener trugen Kerzenleuchter herein und stellten sie an der Spitze der Tafeln auf. Man erhob sich: Courtenay betrat den Saal. Er durchquerte ihn gemessenen Schritts. Über den Füßen blitzte der Saum der weißen Albe auf, geschmückt mit Stickereien. Kaum stand der Erzbischof still, verschwand das Weiß unter der knöchellangen dunklen Tunika. Ein Hemd kleidete seine Schultern, hing herab bis zu den Oberschenkeln und endete in einer Zeile goldener Ornamente und Fransen. Die Kerzen |145| ließen sie leuchten wie Sterne, man mochte meinen, Courtenay erhelle den Saal und nicht die Fackeln und Flämmchen.
    »Das Gebet«, sagte er.
    Die Anwesenden senkten die Köpfe.
    »Benedic, Domine«
, sprach der Erzbischof,
»nos et haec tua dona quae de tua largitate sumus sumpturi. Per Christum Dominum nostrum. Amen.«
    Kaum hatte er sich gesetzt, kaum waren die anderen Esser auf die Bänke herabgesunken, da schwang die Flügeltür auf, und eine Prozession von Dienern trug Weinkrüge herein. Ein Prunkkelch wurde ihnen vorangehoben wie ein Banner der Schlachtordnung, ein goldener, mit Rubinen und Saphiren besetzter Kelch, der einen Stiel besaß und einen breiten Fuß und mit einem Deckel verschlossen war. Als der Kelch bei Courtenay anlangte, stockte die Prozession. Ein Diener fädelte seinen Finger durch den Ziergriff am Deckel und öffnete das Gefäß. Ein weiterer goß aus einem Krug Wein hinein. Der Erzbischof setzte den Kelch an die Lippen. Sein Schlucken dröhnte durch den Saal, und der Deckel wurde ihm untergehalten, während er trank, als laufe er Gefahr, sich das Hemd zu beschmutzen.
    Endlich bekamen auch die anderen Chorherren Wein. Sie hoben die Becher zum Gruß, lobten den guten Würzwein aus Italien, leckten sich die Lippen. Als sie getrunken hatten, füllte man den Wartenden am unteren Tafelende Ale in die Trinkgefäße.
    Reichbestückte Vorlegeschalen schwebten in den Saal, Platten, auf denen sich Kalbspasteten häuften, Lammfleisch, Dachsrücken, Fischotterstreifen, Eierspeisen. Mit Blüten und Moos verzierte Feigen, Datteln, Mandeln, Rosinen schwankten zur Tafelspitze, Süßspeisen in Schüsseln und Kompott, dann Brezeln, Lachs, Fasane und Zimtäpfel. Eine Duftwolke wirbelte durch den Saal und lockte die Gaumen: Safran, Ingwer, Zimt, Muskat, Kardamom, Pfeffer.
    Ein mit Gemüse

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