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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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allesamt abgestorben. Feucht und traurig hingen sie herab, schlaffen, grauen Lumpen gleich. Tatsächlich war alles Moos in Reichweite, jede Kletterpflanze, jeder Baum verwelkt, als wäre das Grün im schlimmsten je dagewesenen Frost verdorrt.
    Schlimmer noch, was immer den Erdboden heimgesucht
    hatte, schien auch ihr zuzusetzen. Averan war übel, und ihre Muskeln fühlten sich kraftlos an. In ihrem Mund hatte sich ein trockener Belag gebildet.
    Wenn ich hierbleibe, sterbe ich, überlegte sie.
    Mit wachsender Neugier und gleichzeitig voller Entsetzen blickte Averan hinauf in den Himmel. Der Sonnenaufgang lag bereits Stunden zurück. Bald würde die Sonne schon wieder untergehen.
    Den größten Teil der Nacht war Averan gelaufen. In ihrer Erschöpfung hatte sie den ganzen Tag verschlafen.
    Währenddessen hatte eine fürchterliche Veränderung das Land heimgesucht.
    Jetzt hob die grüne Frau die Nase, bis ihr das grüne Haar nach hinten über die Schultern fiel, und sagte leise: »Blut, ja.
    Sonne, nein.«
    Im Nu war Averan im abendlichen Nieselregen auf den
    Beinen und blickte angestrengt den Hang hinab. Eine Meile entfernt eilten siebenundzwanzig Greifer, ihrer Witterung folgend, auf dieser Seite am Kanal entlang.
    Die aus ihrem Brustkorb entweichende Luft erzeugte ein dumpfes Rasseln, und sie trippelten in einer Formation dahin, die ›Neuner‹ genannt wurde. Eine blutrote Zauberin mit einem Stecken aus lodernden Flammen führte sie an.
    Eine blutrote Zauberin, erkannte Averan niedergeschlagen und kämpfte tapfer gegen die aufsteigende Panik an. Offenbar hatte der Kundschafter, den sie verspeist hatten, dieses Ungeheuer und die Klingenträger hinter sich gehabt. Das waren keine gewöhnlichen Greifer, es waren Elitetruppen der Todesmagierin.
    Averans ›Gebtacht‹-Warnungen hatten den Greifern sichtlich angst gemacht und sie veranlaßt, einige ihrer gefährlichsten Krieger zu schicken.
    Verzweifelt sprintete Averan durch die verwelkten Farne um den Hügel herum, glitt auf ihrer schleimigen Oberfläche aus, traute sich kaum, eine Kehre zu laufen, denn sie wußte, diese Ungeheuer konnte sie unmöglich abhängen, und jeden Augenblick konnte sie in ihr Wahrnehmungsfeld gelangen.
    Die grüne Frau sprang neben ihr her und schaute sich
    neugierig immer wieder um, wie ein Hund auf Eichhörnchenjagd, der nicht recht weiß, ob er angreifen oder fliehen soll.
    Alle Bäume hatten ihre Blätter verloren. Es gab kein
    Laubdach, nichts, wohinter sie sich hätte verstecken können.
    Averan kannte keinen Ort, an dem sie sich hätte verkriechen können, sie hatte nichts mehr zu verlieren und tat daher, was ihr Instinkt gebot: Sie schrie Zeter und Mordio. »Hilfe! Hilfe!
    Mord! Ein Mord!«
    Während sie schrie, ging ihr ein verquerer Gedanke durch den Kopf: Wenn sie »Greifer!« rief, wäre kein Mensch so töricht, ihr zu Hilfe zu eilen.
KAPITEL 23
Der Ritt der Mäuse
    Öffnet das Tor«, rief Raj Ahten aus dem Burghof.
    Fünfhundert Kraftsoldaten hatten sich dort versammelt.
    Ritter und Pferde glitzerten in ihren Rüstungen, und ein Wald von bemalten Lanzen ragte in den Himmel.
    Das einzig verbliebene Bauwerk der Menschheit, welches man noch sehen konnte, war Carris selbst, und obwohl der weiße Putz von den Mauern abgefallen war, stand die Feste noch immer stolz und mächtig im fahlen Licht des Nachmittags. Den ganzen Tag über hatte es geregnet, und alles war durchnäßt. Jetzt schien die Sonne durch eine Lücke in den Wolken.
    Und so leuchteten die Mauern von Carris übernatürlich hell und bildeten einen scharfen Gegensatz zu dem Schlamm auf dem Land davor.
    Die Zugbrücke senkte sich, und die Männer auf den
    Wehrgängen und in den Straßen stimmten lauten Jubel an. Raj Ahten persönlich führte den Ausfall an, er trug eine lange weiße Lanze aus Eschenholz und ritt sein großes graues Kraftpferd.
    Mit verblüffender Geschwindigkeit jagte er über den Damm dahin und Sekunden später über die Ebene auf den Thron der Ödnis zu. Sofort rannten Klingenträger auf ihn zu.
    Er wich den ersten von ihnen wie Inseln in einem Strom aus.
    Hinter ihm folgten seine Truppen. Jedes Pferd besaß Gaben der Muskelkraft, der Anmut und des Stoffwechsels, und selbst in voller Rüstung liefen sie wie der Sturm.
    Raj Ahtens Gesicht glühte wie die Sonne. Sogar aus dieser Entfernung zog er das Auge auf sich, als verkörpere er die Schönheit an sich.
    Die Ritter nahmen Formation ein, und fünf Kolonnen
    begannen mit dem Angriff auf den Thron der Ödnis

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