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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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einziger Gedanke aufrecht: Wenn Gaborn Raj Ahten verzeihen kann, so überlegte sie, kann ich dann nicht auch diesem Mann vergeben?
    Sir Hoswell ging davon.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Myrrimas Herz nicht mehr klopfte.
    Stundenlang übte sie Bogenschießen, bis die Sonne langsam über den Horizont kroch.
KAPITEL 10
Nach dem Festschmaus
    Der ledrige Kopf des Greifers war vollkommen blutverschmiert, als Averan damit fertig war, das Hirn in sich hineinzuschlingen. Übersättigt ließ sie sich mit schwerem Bauch nach hinten auf seinen Schädel sinken und blieb eine ganze Weile mit einem dumpfen Gefühl im Kopf sitzen.
    Der Morgen graute. Sie konnte kaum die Augen offenhalten.
    Bruchstücke von Träumen fielen über sie her, beängstigende Bilder aus der Unterwelt von überwältigender Lebendigkeit.
    Sie träumte von langen Reihen Greifern, die aus der
    Unterwelt herausmarschierten und verzweifelt nach etwas suchten. Ein mächtiger Magier, eine scheußliche Bestie mit Namen »Eine Wahre Meisterin« trieb sie voran, obwohl sie eigentlich gar nicht wollten.
    In diesen Visionen offenbarte sich ihr die Welt, wie sie diese niemals zuvor gesehen hatte. Denn im Traum enthüllte sich ihr alles nicht in bildlichen Eindrücken, sondern in starken Gerüchen und einem seltsamen Gefühl von zitternder Bewegung und einer schimmernden Aura von Energiefeldern, die jedes lebende Wesen umgeben. Die Träume waren kalt und geisterhaft – sie zeigten die Energie in Form von Wellen blauen Lichts, als würde der Abendhimmel von einer weißen Schneedecke gespiegelt. Alles erschien ihr übernatürlich klar.
    Und die Greifer sangen Lieder, wortreiche Arien, die sie in Gerüchen verfaßten, welche für die menschliche Nase , zu fein waren.
    Lange Zeit lag Averan träge da und versuchte sich an das zu erinnern, was sie in ihrem Traum gesucht hatte. Dann fiel es ihr plötzlich ein: Das Blut der Gläubigen.
    Averan schlug die Augen auf und mußte einen Schrei
    unterdrücken. Tief im Inneren wußte sie: Was sie gerade erlebt hatte, war kein gewöhnlicher Traum gewesen. Das waren Erinnerungen – und zwar die des Greifers, den sie gegessen hatte.
    Und die Greifer kamen. Sie würden durch dieses Dorf
    marschieren.
    Voll von Greiferhirn und immer noch benommen, dämmerte Averan allmählich ihre prekäre Lage.
    »Wir müssen fort von hier«, erklärte Averan der grünen Frau, während sie vom Kopf des Greifers herunterstieg. »Eine Todesmagierin befindet sich auf dem Weg hierher. Gut möglich, daß es schon zu spät für uns ist.«
    Averan krabbelte von dem toten Greifer herunter und
    wappnete sich für ihre Flucht nach Norden.
    Verzweifelt versuchte sie, die Bilder aus ihren Träumen heraufzubeschwören. Die Greifer konnten mit ihrem Sinn für Energiefelder nicht weit »sehen« – höchstens eine Viertelmeile weit. Während sie Dinge in der Nähe mit allen Einzelheiten wahrnahmen, erschienen ihnen Objekte, die entfernter waren, verschwommen und undeutlich.
    Solange Averan vor den Kundschaftern blieb, war sie in Sicherheit. Allerdings besaßen die Greifer einen hervorragenden Geruchssinn.
    Doch die grüne Frau hatte einen Klingenträger getötet, einen, dem bald zahllose Tausende folgen würden. Die Greifer würden Averans Witterung aufnehmen und sie verfolgen.
    Sie mußte fliehen – und zwar schnell. Am besten auf einem Kraftpferd. Es wäre in der Lage, weit und schnell zu laufen.
    Aber Averan hatte kein Pferd.
    Der Erdkönig könnte uns beschützen, überlegte Averan.
    Sie schloß die Augen und zog die Karte zu Rate, die sie auswendig gelernt hatte. Die smaragdgrüne Flamme leuchtete auf, war seit gestern abend annähernd zweihundert Meilen weit gereist. Doch der Erdkönig war noch immer weit entfernt – im Süden von Fleeds.
    Bei seiner Reisegeschwindigkeit würde er nicht vor heute abend oder morgen hier sein können. Averan blieb nicht annähernd so viel Zeit.
    Ein Greifer war mehr als doppelt so groß wie ein Pferd. Sie hatte gesehen, wie schnell diese Ungeheuer laufen konnten.
    Sie betrachtete den Greifer, der leblos in der Dunkelheit lag.
    Unten in der Nähe seines Spundlochs sonderte er seine Düfte ab, mit denen er die Fährte legte, der die anderen folgen sollten. Das Ungeheuer mußte vor seinem Tod, als es gespürt hatte, wie die Hand der grünen Frau ihm den Schädel zertrümmerte, entsetzliche Angst verspürt haben. Jetzt konnte sie diesen Duft wahrnehmen, der leicht nach Knoblauch roch.
    Vor einer Stunde noch hätte sie ihn niemals

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