Die Bruderschaft der Woelfe
Kreatur zu schießen, und sofort folgten sie der Aufforderung.
Aber wie zuvor verfehlten die Ballistenbolzen ihr Ziel, und der winzige Greifer trabte auf den Anfang des Damms zu, mitten in die grün glühenden Schilde hinein.
Roland sah nicht mehr, was passierte. Er duckte sich hinter der Zinne, ehe der kleine Greifer die Flammenwächter auslöste. Dann spürte er nur mehr das Beben der Mauern und die Hitzewelle, die über ihn hinwegbrandete. Licht und Staub wirbelten in die Luft.
Damit waren die Schilde der Burg verschwunden.
Die Flammenweber, welche Carris beschützen wollten,
hatten sich umsonst verausgabt. Nachdem Roland sich
erhoben hatte, blickte er zu ihnen hinunter. Zwei von ihnen, jetzt nicht einmal mehr von Flammen bekleidet, schlichen nackt die Treppe hinunter, während der dritte widerwillig seine zerstörten Schilde betrachtete.
Da die Wächter nun besiegt waren, wollte sich die
Todesmagierin offensichtlich nicht länger mit der Burg aufhalten, wandte sich um und marschierte nach Norden.
Aber eine Kohorte von tausend Klingenträgern verharrte und bildete knapp außer Reichweite der Geschosse eine lange Reihe vor Carris.
Ihre Absicht war deutlich. Niemand würde aus der Burg fliehen können.
Die Todesmagierin führte ihre Horde nach Norden, und
Roland war über ihren Abmarsch froh. Doch sie zog nicht sehr weit.
Nur ein Stück von der Burg entfernt lag eine kleine
Erhebung, der Knochenhügel, wo jahrhundertelang
Schlachten um Carris ausgetragen worden waren.
Am Fuß dieses kleinen Berges blieb die Todesmagierin
stehen und brachte den Kopf dicht an den Boden heran, einem Hund gleich, der eine Witterung aufnimmt. Langsam ging sie in weitem Kreis um die Erhebung, während ihre Ergebenen hundert Meter hinter ihr warteten.
Nachdem sie den Hügel ganz umkreist hatte, wiederholte sie das gleiche noch einmal, nur schneller jetzt, und senkte den schaufelförmigen Kopf tiefer, so daß sie einen vollkommenen Kreis in die Erde zog. Bei einem dritten Umlauf vertiefte sie die Furche.
Währenddessen begannen alle Greifer zu zischen.
Momente später wehte der Wind einen Geruch heran, der den von Schnee und Asche durchdrang – einen Duft, wie ihn Roland nie zuvor wahrgenommen hatte. Süßer als der Nektar der Rose war er, zarter und exotischer.
Von allem, was er an diesem Tag erlebt hatte, erschien ihm dieser Duft am wunderlichsten. Er atmete tief ein und füllte seine Lungen mit dem schweren Parfüm.
»Was ist das für ein Geruch?« fragte ein Bauer Baron Poll im Flüsterton.
»Er stammt von den Greifern«, erklärte dieser.
»Aber… ich habe stets gehört, Greifer hätten keinen Geruch, und selbst Hunde könnten sie nicht wittern.«
Baron Poll schüttelte verwundert den Kopf. »Mein guter Mann, sogar der klügste Gelehrte der Welt könnte sein gesamtes Wissen über Greifer in einem Buch niederlegen, das nicht mehr als zehn Seiten umfaßt, und trotzdem wäre es das wenige Papier nicht wert, es sei denn, man verwendet es auf dem stillen Örtchen.
Manche behaupten, Greifer hätten keinen Geruch, und
andere behaupten, sie würden lediglich den Geruch ihrer Umgebung nachahmen. Dann gibt es da noch die These, Greifer würden nur nach etwas riechen, wenn sie wollen – aber… seit unserer letzten Schlacht mit Greifern an der Erdoberfläche sind zweitausend Jahre vergangen. Der Großteil unseres Wissens über sie ist verloren. Was geblieben ist, sind Halbwahrheiten und Übertreibungen.«
Nachdem die Todesmagierin den Hügel noch sechs weitere Male umschritten hatte, stieg sie zu dessen Spitze hoch.
Andere nahmen die kristallinen Schädel von der Sänfte und schmückten den Berg damit, so daß in alle Richtungen augenlose Greiferschädel starrten.
Anschließend hob die Todesmagierin ihren Stab über den Kopf. Niedere Magierinnen bildeten am Fuß des Hügels einen Kreis. Jede trug einen toten oder sterbenden Mann im Maul, und jetzt packten sie die Körper und wrangen sie aus wie nasse Lumpen. Blut und Innereien spritzten in den Graben.
Dann warfen sie die Leichen beiseite.
Nun machte sich ein anderer Geruch breit – ein geisterhafter Gestank nach Rauch und Verwesung.
Die Heuler und Klingenträger verließen den Knochenhügel und zerstreuten sich im Land. Sie begannen, jegliche menschlichen Bauwerke zu zerstören – sie schleiften
Festungen und rissen Häuser nieder, entwurzelten Bäume und zertraten Steinzäune, die seit Hunderten oder gar Tausenden von Jahren standen.
Sie zerstörten alles,
Weitere Kostenlose Bücher