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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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herbeiführen konnte.
    In Kürze fand er, während er in der Seele des Königs
    forschte, den er stets für seinen Freund gehalten hatte, statt dessen nur eine verschrumpelte Hülse. Wo Gaborn einst Anstand und Ehre vermutet hatte, sah er jetzt eine Maske, die eine unersättliche Habgier tarnte.
    Lowicker war keineswegs Anders’ Bauer, sondern sein
    Mitverschwörer.
    Gaborn drehte sich der Magen um.
    »Also dann« – Lowicker grinste falsch –, »wenn Ihr der Erdkönig seid, gebt mir ein Zeichen, damit ich glaube und Euer Diener werde.«
    »Das werde ich«, schrie Gaborn. »Hier ist das Zeichen: Alle Menschen, die mir den Gehorsam verweigern, werden in den bevorstehenden dunklen Zeiten dem Tod geweiht sein.«
    »Leicht zu behaupten, schwierig zu beweisen«, kicherte Lowicker. »Und da alle Menschen eines Tages sterben müssen, sehe ich keinen Vorteil darin, meine arthritischen Knie vor Euch zu beugen.«
    »Wenn Ihr dieses Zeichen nicht annehmt«, fuhr Gaborn fort,
    »will ich Euch ein zweites anbieten: Ich habe in Euer Herz geschaut. Ich kenne Eure Geheimnisse. Ihr nennt mich einen Königsmörder, doch auf einer Jagd vor acht Jahren habt Ihr Eurem Weibe mit einem Speer den Hals gebrochen. In Eurem Herzen verspürtet Ihr dabei nicht mehr Bedauern, als hättet Ihr ein Schwein erlegt.«
    König Lowickers Lächeln erstarb kurz. Zum ersten Mal
    schien er in Erwägung zu ziehen, daß Gaborn tatsächlich der Erdkönig sein könnte.
    »Niemand wird Euch diese Lüge glauben«, erwiderte er. »Ihr seid, Gaborn Val Orden, kein König und nicht einmal ein guter Schauspieler. Ihr seid nie etwas gewesen. Und Ihr werdet niemals etwas werden. Euer Volk ist der Gnade der Gnadenlosen ausgesetzt. Bogenschützen!«
    Auf der Mauer legten Hunderte Männer die Bögen an.
    Gaborn stand zweihundert Meter entfernt. Ein Pfeil würde über diese Distanz kaum seinen Harnisch durchbohren, aber nur wenige der Pferde in seinem Gefolge waren durch Rüstungen geschützt. Ein Pfeilhagel würde verheerende Wirkung haben, und im Augenblick dürstete Lowicker nach Blut.
    Trotzdem zögerte der verwerfliche alte König.
    »Wartet!« rief Gaborn und hob die Hand. »Ich will Euch noch eine Warnung geben! Ich bin der Erdkönig, und so, wie ich der Erde diene, dient sie mir.
    Man hat mich berufen, die Samen der Menschheit zu
    Erwählen, und jene, die die Hand gegen mich erheben, tun dies auf eigene Gefahr! Ich bitte Euch alle, laßt mich passieren!«
    Auf der Mauer lachten Lowickers Männer ihn spöttisch aus.
    Gaborn starrte sie an und staunte, wie das Böse eines einzigen Mannes so viele vergiften konnte.
    »Kehrt um!« rief Lowicker. Plötzlich fiel Gaborn auf, daß der König aus irgendeinem Grund seine Schützen zurückhielt.
    Da der Mann sein Gewissen mit dem sauberen Schnitt eines Heilers aus seiner Seele entfernt hatte, blieb nur eins, das ihn jetzt zögern ließ: Angst.
    Gaborn blickte von einer Seite zur anderen. Neben ihm stand Binnesman, zusammen mit Sir Langley und anderen Lords aus Orwynne, außerdem Königin Herin die Rote und Erin Connal aus Fleeds sowie Prinz Celinor aus Süd-Crowthen.
    Wenn Lowicker auf diese Gesellschaft schießen ließe, würde das Folgen haben, die er offensichtlich als unangenehm betrachtete – vielleicht fürchtete er sich am meisten vor König Anders’ Reaktion auf den Tod seines Sohnes.
    Tatsächlich blieb Lowickers Blick eine halbe Sekunde lang auf Celinor liegen, wobei er den jungen Mann bösartig anschaute und ihn zum Weggehen aufzufordern schien.
    Gaborn hätte beinahe laut gelacht. Mit unvermittelter Klarheit begriff er, wie die Erde ihm nun zu Diensten sein würde.
    Er sprang von seinem Pferd.
    Ehe ein Steinmetz einen Stein schnitt, zeichnete er eine Rune des Erdbrechens darauf, wodurch der Stein geschwächt wurde und sich dem Willen des Handwerkers weniger widersetzte.
    Vor einer Woche hatte Binnesman eine Brücke auf ähnliche Weise zerstört.
    Gaborn wußte, daß er solche Macht ausüben konnte. Mit dem Erdblick betrachtete er nun nicht Lowicker, sondern die Kriskavenmauer. Sie war ein riesiges Steinmonument, das von Schwerkraft und Mörtel zusammengehalten wurde.
    Dennoch bemerkte er die Makel im Stein. Ein Riß hier, wo sich eine Wurzel hineingedrängt hatte, eine Schwäche im Material dort. Es war weniger eine Wand, die er wahrnahm, sondern ein Netzwerk von feinen Rissen.
    Die Mauer war so schwach. Ein bißchen Druck hier, und dort, und dort drüben, und sie würde einstürzen.
    Gaborn rief Lowicker

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