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Die Bruderschaft des Feuers

Die Bruderschaft des Feuers

Titel: Die Bruderschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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Gleichnis aus der Bibel zu übersetzen. Ich wollte Euch nur dies hier zeigen.« Er kramte in der Tasche seines Gewandes und zog ein gefaltetes Blatt hervor. Er öffnete es und hielt es Mondino hin. »Erinnert es Euch an die Tätowierung auf Bertrandos Arm?«
    Mondino starrte die Zeichnung mit vor Erstaunen weit geöffnetem Mund an. Jemand musste sie mit einem Stück Kohle angefertigt haben, das er direkt aus dem Herdfeuer genommen hatte. An der Falzlinie des Blattes war sie verwischt, aber es gab keinen Zweifel daran, was sie zeigte. Es war das gleiche Götzenbild, sogar in einer klareren Darstellung.
    »Es ist das gleiche Motiv«, bestätigte er. »Aber wie ist es dir gelungen, die fehlenden Einzelheiten hinzuzufügen?«
    »Das war nicht ich, Magister, sondern ein Franziskaner.«
    Gerardo berichtete ihm von seinem Gespräch mit Bruder Samuele. »Er ist allein ins Pratelloviertel gegangen, an den Ort, wo man die Leiche seines Mitbruders gefunden hat«, sagte er. »Dort hat er mit einigen Dirnen gesprochen, die in einem Haus in der Nähe arbeiten.«
    »Und ihm haben sie erzählt, was sie dem Capitano del Popolo nicht verraten haben?«, unterbrach ihn Mondino. »Warum das?«
    »Das ist nicht schwer zu verstehen«, erwiderte Gerardo. »Niemand vertraut sich gern den Vertretern der Justiz an, aus Angst, in Schwierigkeiten zu geraten. Und in diesem Fall gab es noch einen anderen gewichtigen Grund.«
    »Welchen?«
    Mondino wäre es lieber gewesen, wenn Eleonora dieses Gespräch nicht mitgehört hätte. Trotz allem, wozu sie sich bereit erklärt hatte, war sie immer noch die Gattin seines Feindes. Aber er wollte Gerardo auch nicht ihre Anwesenheit verraten. Er fühlte, dass er ihr wenigstens dieses Zeichen von Respekt schuldete, nach allem, was sie für ihn getan hatte.
    »Eines der Mädchen, diejenige, die die Leiche entdeckt hat, hat den Toten nach Wertsachen durchsucht, bevor die Häscher kamen.«
    »Um sie ihm abzunehmen.«
    »Natürlich«, gab Gerardo unbefangen zu. »In der Nähe des Körpers hat sie einen goldenen Anhänger gefunden, den der Tote seinem Mörder abgerissen haben muss. Selbstverständlich hat sie ihn an sich genommen und dem Capitano del Popolo nichts davon erzählt, denn sonst hätte sie ihn ja abgeben müssen.«
    »Einen Anhänger?«, fragte Mondino überrascht. Er hatte erwartet, dass Gerardo von einer Tätowierung erzählen würde.
    »Genau. Um es kurz zu machen, als Bruder Samuele mit dem Mädchen gesprochen hat, hat sie ihm den Anhänger gezeigt. Sie hat ihn schwören lassen, dass er sie nicht verrät, und ihm dann erlaubt, ihn auf diesem Blatt abzuzeichnen.«
    »Eine Dirne, die einem Geistlichen vertraut?«, fragte Mondino zweifelnd. In der ganzen Sache passte zu vieles nicht zusammen.
    Gerardo seufzte laut und wandte den Blick schnell auf die Regale mit den Ampullen, ehe er wieder Mondino fixierte. »Genau das habe ich auch gedacht«, gab er zu. »Ich hatte den Eindruck, dass Bruder Samuele mir nicht alles erzählt hat und dass er Angst hatte.«
    »Angst wovor?«
    »Vor etwas, das diese Frauen über ihn wissen und das ihm schaden könnte, wenn sie es verrieten.«
    Mondino fiel es nicht schwer, sich vorzustellen, welche Geheimnisse eine Dirne über einen Geistlichen wissen könnte, doch diese Erklärung überzeugte ihn nicht ganz. »Und dieser Mönch hat sich nicht an die Richter gewandt, sondern ist zu dir gekommen?«, fuhr er fort. »Warum das? Kanntest du ihn?«
    Gerardo machte eine ärgerliche Handbewegung. »Ich bin bekannter, als mir lieb ist, Magister«, antwortete er. »Wir sind uns gestern Morgen begegnet, als ich auf dem Weg zum Capitano del Popolo war. Samuele wusste, wer ich bin und wo er mich finden würde, und dachte, er könnte mir vertrauen, weil ich ein Mönch bin … oder vielmehr war. Ich wollte ihn schon wegschicken, aber als er mir diese Zeichnung gezeigt hat …«
    »Ich verstehe.« Mondino nickte. Zwischen Bertrando Lambertis Tod und dem toten Mönch aus dem Pratelloviertel musste eine Verbindung bestehen. Jetzt war es besser, wenn Eleonora sie nicht weiter belauschte. »Höre, Gerardo«, sagte er dann laut und nahm den Schlüssel vom Tresen. »Ich kann nicht länger bleiben, ich muss nach Hause zurück.«
    »Selbstverständlich«, entgegnete Gerardo. »Wie Ihr wollt.« Falls ihn Mondinos plötzliche Eile überraschte, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Vielleicht sollte ich auch den Schlüssel für die rückwärtige Tür aus dem Hinterzimmer mitnehmen«, fuhr Mondino

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