Die Bruderschaft des Feuers
fort, immer noch lauter als nötig. »Es ist besser, ihn sicher zu Hause aufzubewahren, was meinst du?«
»Wer sollte denn hierherkommen, um getrocknete Kräuter zu stehlen?«, fragte Gerardo ungläubig.
Mondino hatte dies nur gesagt, um Eleonora einen Weg zu zeigen, wie sie nach Hause kam, aber Gerardos Kommentar machte ihn wütend.
»Viele dieser, wie du so abfällig sagst, getrockneten Kräuter sind sehr wertvoll«, erwiderte er. »Ganz zu schweigen von den Gefäßen aus venezianischem Glas. Aber vielleicht hast du recht, es lohnt sich nicht, sich zu große Sorgen zu machen. Jetzt lass uns gehen, wir haben schon zu viel Zeit verloren.«
»Nur noch einen Augenblick, Magister. Das, was ich Euch sagen muss, wird Euch kaum Zeit kosten, und ich möchte lieber nicht auf der Straße darüber reden, wo jemand uns belauschen könnte.«
Die Situation war fast so grotesk wie die Komödie, die Mondino während eines Doktorschmauses gesehen hatte, wo jede Figur etwas wollte, aber immer genau das Gegenteil erreichte. Aber diesmal konnte er nicht darüber lachen. Sollte er Eleonora verraten und Gerardo von ihrer Anwesenheit in Kenntnis setzen oder zulassen, dass sie alles mithörte und es vielleicht ihrem Ehemann hinterbrachte?
Er zögerte einen Augenblick zu lange, und Gerardo begann zu erzählen. In knappen Worten erläuterte er ihm die Verbindung zwischen den beiden Morden. Bertrando musste der Mann gewesen sein, der Pater Venanzio in der Beichte ein gefährliches Geheimnis anvertraut hatte. Sein Mörder hatte davon erfahren und sowohl ihn als auch seinen Beichtvater aus dem Weg geräumt.
»Das klingt vernünftig«, erklärte Mondino. Es war sinnlos geworden, sich weiter darum zu sorgen, was Eleonora hören konnte. »Auch wenn ich nicht begreife, warum er zwei so unterschiedliche Methoden gewählt hat. Jetzt ist klar, dass der gleiche Mensch auch die Leiche aus meiner Schule gestohlen hat, vielleicht wollte er verhindern, dass die Tätowierung entdeckt wurde.«
»Ja«, sagte Gerardo. »Aber hier geht es nicht mehr darum, eine verschwundene Leiche wiederzufinden. Pater Venanzio hat, bevor er zum letzten Mal das Kloster verließ, erzählt, er habe in der Beichte etwas Schreckliches erfahren.«
»Was?«
»Anscheinend will jemand die Stadt niederbrennen. Und das sehr bald, schon in der Weihnachtsnacht.«
»Glaubst du nicht, dass der Bruder in seiner Erzählung übertrieben hat, damit du ihn nicht wegschickst?«
»Ich hatte ihm schon meine Hilfe zugesagt, als er mir das erzählte«, erwiderte Gerardo. »Er schien von dem überzeugt, was er mir sagte.«
»Dann dürfen wir unser Wissen nicht mehr für uns behalten«, sagte Mondino. »Wir müssen die Justiz informieren.«
»Aber ich habe Bruder Samuele geschworen, dass ich den Richtern nichts davon erzählen würde. Und er hat der Dirne, die ihn den Anhänger hat kopieren lassen, das Gleiche versprochen.«
Mondino wollte instinktiv etwas entgegnen, aber dann zwang er sich, erst darüber nachzudenken, ob die Bedrohung tatsächlich bestehen könnte.
»Ein Mönch erfährt also etwas«, fasste er nach einer kurzen Pause zusammen. »Er erzählt es dir, aber um eine Dirne nicht in Schwierigkeiten zu bringen, lässt er dich schwören, dass du den einzigen Leuten, die einen solchen Anschlag verhindern könnten, nichts davon sagst. Erscheint dir das glaubhaft?«
Gerardo breitete die Arme aus. »Und was sollen wir Eurer Meinung nach tun?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Mondino und öffnete die Tür, um die Arzneimittelhandlung zu verlassen. Er war verärgert, da der Sumpf, in den er sich hatte hineinziehen lassen, immer tiefer wurde und ihn zu verschlingen drohte. »Vielleicht ist es wirklich nicht klug, zu den Richtern zu gehen, jedenfalls noch nicht jetzt. Wir haben eine Zeichnung, die irgendein heidnisches Götzenbild darstellt, und die Aussage eines ermordeten Mönchs, die auf der eines anderen Mönchs basiert, der auch alles frei erfunden haben könnte.«
»Man würde uns nicht glauben«, sagte Gerardo zustimmend. »Ihr liefet Gefahr, das Vertrauen des Podestà zu verlieren. Wir müssen abwarten, bis wir etwas Konkreteres in der Hand haben, um eine Entscheidung zu treffen.«
»Was meinst du mit konkret?«
Gerardo wandte den Blick ab und starrte auf den Schneeregen, der in dichten Flocken auf die Straße zu fallen begann. »Pater Venanzios Mörder trug einen Anhänger mit dem Bild um den Hals, das ich Euch gezeigt habe«, sagte er ruhig. »Und Bertrando Lamberti
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