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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Baby. Ich bin wieder gesund.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Mein Körper hat sich wieder erholt.« Sie hatte nicht die Absicht, ihm die Einzelheiten mitzuteilen. Schon wenige Tage nach der Totgeburt war die Milch, die aus ihren Brüsten tropfte, versiegt. Viel länger hatten die kleinen täglichen Blutungen angehalten, aber inzwischen war auch das vorbei. »Ich meine, mein Bauch wird nie wieder so flach sein wie früher, aber… alles andere ist verheilt.«
    Er verstand sie noch immer nicht. »Warum erzählst du mir das?«
    Sie gab sich Mühe, ihre Gereiztheit nicht durchklingen zu lassen, und sagte ruhig: »Ich will damit sagen, daß wir uns wieder lieben können.«
    Er räusperte sich vernehmlich und steckte sich eine Pfeife an; es war nicht unbedingt die Reaktion, die eine Frau sich erhoffen mochte.
    Lizzie ließ nicht locker.
    »Besuchst du mich heute nacht in meinem Zimmer?« fragte sie.
    Er sah sie tadelnd an und antwortete gereizt: »Solche Vorschläge bleiben gemeinhin dem Mann vorbehalten.«
    Lizzie stand auf. »Ich wollte dich nur wissen lassen, daß ich dazu bereit bin«, erwiderte sie. Sie fühlte sich verletzt und ging in ihr Zimmer hinauf.
    Später kam Mildred und half ihr beim Entkleiden. Während sie aus ihren Unterröcken stieg, fragte Lizzie so beiläufig wie irgend möglich: »Ist Mr. Jamisson schon zu Bett gegangen?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Ist er noch unten?«
    »Ich glaube, er ist ausgegangen.«
    Lizzie sah dem hübschen Mädchen ins Gesicht. Irgend etwas an ihrem Ausdruck verwirrte sie. »Mildred, verheimlichst du mir etwas?«
    Mildred war noch jung - ungefähr achtzehn - und hatte keinerlei Talent zum Schwindeln. Sie wandte den Blick ab. »Nein, Mrs. Jamisson.«
    Sie lügt, dachte Lizzie. Aber warum?
    Während Mildred damit begann, ihr Haar zu bürsten, dachte Lizzie darüber nach, wohin Jay gegangen sein mochte. Er ging häufig nach dem Abendessen aus. Manchmal sagte er, er wolle zum Kartenspielen oder zu einem Hahnenkampf, manchmal gab er aber auch überhaupt keine Erklärung. Lizzie war davon ausgegangen, daß er sich in irgendwelchen Schenken mit anderen Männern traf und Rum trank. Doch wenn es weiter nichts war, hätte Mildred ihr sicher die Wahrheit gesagt. Es mußte einen anderen Grund geben.
    Hat mein Mann eine Geliebte, fragte sie sich.
    Eine Woche später war Jay noch immer nicht in ihrem Schlafzimmer gewesen.
    Allmählich wurde Lizzie besessen von dem Gedanken, er könne ein Verhältnis mit einer anderen haben. Die einzige Frau, die ihr in diesem Zusammenhang einfiel, war Suzy Delahaye.
    Sie war jung und hübsch - und ihr Gatte ständig unterwegs. Wie viele andere Virginier hatte er ein Faible für Pferderennen und mußte angesichts der weiten Entfernungen des öfteren am Orte des Geschehens übernachten. Schlich sich Jay an solchen Tagen aus dem Haus, ritt zu den Delahayes hinüber und stieg mit Suzy ins Bett?
    Das ist doch alles reine Einbildung, warf Lizzie sich vor, doch der Gedanke ließ sich nicht mehr vertreiben.
    Am siebenten Abend blickte sie aus ihrem Schlafzimmerfenster und sah das flackernde Licht einer Laterne über den dunklen Rasen schwanken.
    Sie beschloß, dem Licht zu folgen.
    Es war kalt und dunkel, doch sie nahm sich nicht die Zeit, etwas überzuziehen. Sie griff sich lediglich eine Stola und zog sie, während sie schon die Treppe hinuntereilte, um ihre Schultern.
    Sie schlüpfte aus dem Haus. Die beiden Jagdhunde, die im Eingang schliefen, sahen neugierig zu ihr auf. »Roy! Rex! Kommt mit, ihr zwei!« sagte sie. Die Hunde auf den Fersen, lief sie über den Rasen. Schon bald verschwand der Lichtschein im Wald, doch inzwischen konnte Lizzie sich denken, daß Jay wenn er's denn war - jenen Pfad eingeschlagen hatte, der zu den Tabakscheunen und zur Hütte des Verwalters führte.
    Vielleicht hält Lennox ihm ein Pferd bereit, damit er zu den Delahayes reiten kann… Lizzie hatte das Gefühl, daß Lennox in dieser Geschichte seine Hand im Spiel hatte. Das war immer so, wenn Jay Dummheiten machte.
    Die Laterne war nicht mehr zu entdecken, doch die Hütten fand sie auch so. Es gab deren zwei: Die eine bewohnte Lennox. In der anderen hatte Sowerby gehaust; seit seinem Verschwinden stand sie leer.
    Aber jetzt hielt sich jemand in Sowerbys Hütte auf.
    Die Fenster waren gegen die Kälte vernagelt worden, doch durch die Ritzen schien Licht.
    In der Hoffnung, ihr Herzschlag möge sich beruhigen, hielt Lizzie inne, doch war es Furcht und nicht Erschöpfung,

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