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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Hallingskarvet sein, weil sich dann am besten angeln ließ. Daniel hatte zwei Traggestelle mit Rentierschlafsäcken bepackt – eine schwere Last, insbesondere wenn der Fang gut war, aber notwendig, wenn man den Nachtfrost überstehen wollte.
    Sie wanderten schweigend hintereinander her, in Gedanken versunken, und legten eine ziemliche Strecke zurück.
    Sie fanden eine halb verfallene Rentierhüterhütte und breiteten darin Wacholder-und Birkenzweige auf dem Boden aus, bevor sie ihre schweren Schlafsäcke ausrollten. Dann eilten sie zum nächsten Bach. Wie immer bissen die Fische wie wild an, kurz bevor die Bäche zufroren. Als die Dämmerung einsetzte, hörten sie auf, um nicht so viel zu fangen, dass sie auf das Morgenangeln verzichten mussten.
    Sie nahmen den Fang mit klammen Fingern aus und packten ihn zwischen Birkenzweige in ihre Rucksäcke. In der Koje brieten sie sich dann zwei mittelgroße Forellen und tranken einen großen Schnaps, um besser einschlafen zu können. Sie wollten beide rechtzeitig aufstehen, um sich den Sonnenaufgang anzusehen, der auf dem Hallingskarvet etwas ganz Besonderes war.
    Gegen sechs standen sie auf und tranken schweigend ihren Morgenkaffee. Dann traten sie ihren Weg den Hang hinauf an, wo die Sicht noch besser war. Im Osten verfärbte sich der Horizont bereits dunkelrot.
    Das gesamte Hochplateau ruhte noch im Dämmerlicht, lila über den Sümpfen, weiß über den Gewässern, die spiegelblank und ruhig der ersten Sonnenbrise harrten. Plötzlich stieg der obere Rand der rot glühenden Scheibe über dem fernen Fjell auf, und kurz darauf explodierten die Landschaft in allen Farben und die Gipfel in gleißendem Rot. Wenig später war die Sonnenscheibe so hoch gestiegen, dass es aussah, als ruhe sie direkt auf dem Berg in östlicher Richtung. Das Licht breitete sich wie ein Fächer aus, die Aussicht über die leuchtenden Herbstfarben reichte unendlich weit bis hin zu den funkelnden Gipfeln des Jotunheimen in hundertzwanzig Kilometer Entfernung.
    Es war ein ergreifender Gedanke, dass sie vielleicht die
einzigen Menschen waren, die diesem überwältigenden Schauspiel in diesem Augenblick beiwohnten, und dass es vor tausend Jahren vermutlich genauso ausgesehen hatte und in tausend Jahren vermutlich immer noch so aussehen würde.
    Für Lauritz war dieser Moment eine kurze Auszeit von allen Belangen seines Lebens, dem Brückenbau, seiner Geldknappheit und den bevorstehenden Anstrengungen der kommenden Jahre bis zu der ersehnten Freiheit.
    Sie fischten noch ein paar Stunden, bis sie so viele Forellen beisammenhatten, wie sie tragen konnten.
    Den größten Teil ihres Fanges überließen sie Joseph Klem, dem Händler, den Rest trugen sie in die Küche seiner Frau Alice, die gerade von Myrdal heraufgezogen war, um in Finse ein Hotel zu eröffnen. Einstweilen handelte es sich noch um ein sehr kleines Hotel, aber die Klems rechneten mit mehr Touristen, sobald die Eisenbahnstrecke fertiggestellt war. Das würde nicht mehr lange dauern.
    Sie ließen sich den Fisch nicht bezahlen, da man sie abends ohnehin zu Essen, Getränken und Unterhaltung einladen würde. Nach dem Abendessen versammelten sich alle Gäste im Salon des Hotels, und Joseph Klem spielte Gitarre oder gab Vorführungen in modernem Tanz. Er war ein großer Bewunderer der Amerikanerin Isadora Duncan, die nicht nach irgendwelchen Regeln tanzte, sondern »frei«, wie Joseph das nannte. Eigentlich sah es aus, als würde er planlos herumhopsen. Lauritz war unsicher, was er von diesem neuen Tanzstil halten sollte, aber er vermutete, dass er Ingeborg sehr gut gefallen hätte.

    Der Frühherbst war die Zeit, in der sich der Gletscher jenseits des Finsevand mit einem ganz besonderen Glanz im Wasser spiegelte. Wer sich auskannte, erklärte das ungewöhnliche Licht damit, dass so viel Sand von den Bergen in den See gespült wurde, dass das Wasser stärker reflektierte. Worauf auch immer es beruhen mochte, es war ein sich ständig veränderndes Schauspiel, insbesondere gegen Abend, wenn sich das schräg einfallende, rote Licht in den eisblauen Tunneln, Höhlen und aufragenden Säulen des Gletschers brach.
    Lauritz hatte auf Skiern einen Ausflug auf den Gletscher unternommen. Nach seiner Rückkehr erzählte ihm die Köchin in Finse, aus Bergen habe jemand für den Ingenieur Lauritzen angerufen. Es sei um Bankpapiere und den Kauf von Aktien gegangen.
    Genaueres konnte sie nicht sagen, und den Namen des Anrufers hatte sie auch vergessen. In dieser Nacht

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