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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Sonne.
    Er streckte die Hand nach einem der gekühlten weißen Baumwolltücher aus, die man neben seinen Liegestuhl gelegt hatte, und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. War er wirklich entschlossen? Ja. Aber dann musste er alles zu Papier bringen, bevor Aisha Nakondi kam und ihn erneut verzauberte. Beim Anblick ihres Lächelns, ihres Rückens, ihrer Augen, ihrer hingebungsvollen Gestalt fielen alle prinzipiellen Erwägungen und Beschlüsse in sich zusammen. Sie war buchstäblich unwiderstehlich, obwohl ihre Liebe rätselhaft blieb.
    Das Wort Liebe gehörte nicht zu ihrem Wortschatz und vielleicht auch nicht zu ihrer Vorstellungswelt. Die Barundi unterschieden sich von allen anderen afrikanischen Völkern, die er kannte. Allein die Tatsache, dass die Frauen die
wirtschaftliche und politische Macht ausübten und dass man nicht in Familienverbänden mit Mutter, Vater und Kindern lebte. Unter diesen Voraussetzungen war es selbstredend, dass sie sich niemals mit einem Dasein als Hausfrau begnügen würde, deren einzige, mehr oder weniger erfundene Aufgabe darin bestand, die Dienstboten herumzukommandieren und Wohltätigkeitsveranstaltungen, kirchliche Nähkränzchen und Gala-Diners zu besuchen. Aber eben so ein Leben hatte er ihr in dem naiven Glauben, dass sie für diesen Übergang vom Stammesleben zum zivilisierten Leben dankbar sein würde, angeboten.
    Für sie war ein solches Leben genauso sinnlos wie für ihn das Leben, das sie ihm hätte bieten können, nämlich Mitbürger bei den Barundi zu werden und sich der Jagd und Fischerei zu widmen.
    Er würde ihr Leben genauso wenig leben können, wie sie sich für seines eignete. Was er für Zivilisation hielt, war für sie nur Unsinn und Faulheit.
    Im Lichte dieser sachlich einwandfreien Argumente waren seine Beschlüsse ebenso logisch wie unvermeidlich.
    Daher musste er diese nun der Formalität halber zu Papier bringen und abschicken, bevor sie kam, ihn anlächelte, ihre Wange an seine legte und ihm unanständige Komplimente ins Ohr flüsterte.
    Er schob eine neue Stahlfeder in den Halter, tauchte sie in das Tintenfass, strich das mit seinem Monogramm versehene Leinenpapier glatt und holte tief Luft.
    Seine erste Verfügung an die Bank galt Mohamadali Karimjee Jiwanjees Option, weitere Anteile der Firma zu erwerben. Oscar zögerte und entschloss sich, fünfzig Prozent des Unternehmens an Mohamadali zu verkaufen. Damit
würden ihm noch zehn Prozent gehören, ebenso viel oder wenig wie dem dritten Teilhaber, der Eisenbahngesellschaft.
    Anschließend verfügte er den Kauf dreier weiterer Prozent der Aktien der Eisenbahngesellschaft, womit er die erforderlichen zehn Prozent für einen Platz im Aufsichtsrat besitzen würde. Mohamadali hatte immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig das sei.
    Er grübelte eine Weile, wie er mit seinem Haus verfahren sollte. Das Einfachste wäre gewesen, es Hassan Heinrich zu schenken, nach all den Jahren in seinem Dienst hatte er es redlich verdient, und er könnte es für seine wachsende Familie gut gebrauchen.
    Aber andererseits erschien es ihm taktlos. Es würde keinen guten Eindruck machen, dass ein Mann wie Hassan Heinrich luxuriöser wohnte als Generalgouverneur Schnee oder der Generaldirektor der Eisenbahn, Dorffnagel. Damit würde er wahrscheinlich einen Skandal heraufbeschwören, der nur zu Unglück, Klatsch und Neid geführt hätte.
    Sollte er Hassan Heinrich Bargeld geben? Das Haus verkaufen? Nein. Aisha Nakondi besaß das Wohnrecht auf Lebenszeit. Das hatte er ihr versprochen.
    Die Lösung musste sein, die Hälfte des Besitzes ihr zu übertragen, mit der Bedingung, dass Hassan Heinrich über das Haus verfügte und es unterhielt, aber seinen normalen Dienst versah, wenn sich einer der Besitzer dort einfand. Die Bank sollte ihm denselben Lohn auszahlen, den er auch jetzt erhielt.
    Er hielt das für eine recht elegante Lösung. Hassan Heinrich würde in dem Haus wohnen, als sei es sein eigenes, aber nach außen als Hausverwalter des abwesenden
Eigentümers auftreten. Das könnte die deutsche Kolonie problemlos akzeptieren.
    Kadimba hatte bei ihren zwei Elefantenjagden im Kongo 10 000 Pfund in Gold verdient. Das machte ihn zum reichsten Mann seines Volkes, seine finanzielle Zukunft war also gesichert.
    Dann war da noch die Schule der Barundi. Aisha Nakondi hatte ihm mündlich zugesichert, was einer Genehmigung der Stadtverwaltung gleichkam, dort eine Schule einzurichten. Die protestantische Mission würde 3000 Pfund

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