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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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man im Frühling von einer schmelzenden Eisscholle auf die nächste sprang. Am Ende ging nichts mehr, egal, wie geschickt man war. Das war in der klebrigen, sich immer noch steigernden Augusthitze Dars vielleicht ein etwas gesuchter Vergleich. Aber innerlich befand sich Oscar seit mehreren Jahren auf der Heimreise, und immer häufiger suchte er in der Erinnerung nach Bildern von dem Fjord und dem Zuhause auf Osterøya.
    Immer war ihm etwas dazwischengekommen und hatte ihn stets von Neuem für Monate aufgehalten. Als Mohamadali beschloss, in Sisal-und Kokosplantagen zu investieren, musste die Firma eine Menge Genehmigungen zum Landerwerb beschaffen. Natürlich war es einfacher, wenn Oscar statt des eigentlichen Firmenchefs Mohamadali diese Verhandlungen führte. Ein Geschäft war auf das andere gefolgt, und so war die Zeit verronnen.
    Jetzt war er jedoch bei der letzten Ausrede angekommen. Er wollte noch das große fünfundzwanzigjährige Jubiläum der Schutztruppe und des Eisenbahnbaus erleben. Die tausend deutschen Einwohner der Stadt hatten wochenlang
gearbeitet, damit alles bis zum 30. August fertig wurde. Es würde eine Regatta und Bierabende geben, und mit dem Dampfer war ein Flugzeug aus Deutsch-Südwestafrika gekommen. Faszinierende Vorführungen waren in Aussicht gestellt worden. Kronprinz Friedrich Wilhelm würde das Jubiläum höchstpersönlich mit seiner Anwesenheit beehren. Das Dampfschiff Feldmarschall war bereits mit einer großen Ladung Lebensmittel, Bier und Wein aus Deutschland eingetroffen.
    Als handelte es sich um einen Sprung von der letzten kleinen Eisscholle an Land, suchte er den Kapitän des Dampfschiffs Feldmarschall auf und reservierte eine Erste-Klasse-Kabine mit Salon für die Rückfahrt kurz nach Ende der Feierlichkeiten. Er bezahlte im Voraus. Damit war es unwiderruflich, keine weiteren Ausflüchte, keine Verzögerungen mehr.
    Nun blieb ihm nur noch, Lebewohl zu sagen. Er hängte das Gewehr über die Schulter, nahm die Bahn nach Kilimatinde und ging die 67 Kilometer zu Kadimbas Heimatdorf zu Fuß. Kadimba lebte ein angenehmes Leben. Er hatte drei Frauen und war der reichste Mann des Dorfes. Sie tranken die beiden Flaschen Bier, die Oscar in seinem Rucksack mitgebracht hatte, als seien sie heilig. Ein letztes deutsches Bier unter Freunden, denn sie würden sich nie mehr wiedersehen, aber nichts könnte sie entzweien, wie man in Kadimbas Sprache sagte.
    Er kehrte am 5. August nach Dar zurück. In der Stadt gingen Kriegsgerüchte um. Laut den Zeitungen, die sich dank der sensationellen Schlagzeilen rasend schnell verkauften, hing der drohende Krieg mit einem Anarchisten zusammen, der eine Bombe geworfen und den österreichischen
Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin in der serbischen Stadt Sarajevo getötet hatte. Daraufhin hatte Österreich Serbien den Krieg erklärt, was ja durchaus begreifbar war, zumindest war die Wut der Österreicher zu verstehen. Aber anschließend hatte Russland Deutschland den Krieg erklärt. Vielleicht war es auch umgekehrt. Daraufhin hatte Deutschland Frankreich den Krieg erklärt, weil Frankreich mit Russland verbündet war. Ein Krieg gegen Frankreich und Russland konnte nicht allzu lange dauern, behaupteten die Zeitungen.
    Nachdem er alle verwirrenden Erklärungen gelesen hatte, wie und warum der Krieg ausgebrochen war, duschte er, zog sich um und begab sich in den Deutschen Club, um dort mehr über die Vorfälle zu erfahren. Es herrschte ungewöhnlich reger Betrieb, unter anderem waren fünf deutsche Ärzte anwesend, die sich einige Jahre im Landesinneren aufgehalten hatten, um dort die Schlafkrankheit auszurotten, und die jetzt nach Dar zurückgekehrt waren. Auch sie hatten vor, nach dem Jubiläum mit der Feldmarschall zurückzufahren. Jetzt diskutierten sie aufgebracht darüber, dass das Schiff nicht wie vorgesehen Richtung Heimat in See stechen würde, da die englische Flotte in den Gewässern zwischen Sansibar und Dar lauerte.
    Oscar fragte einen der Ärzte, was deutsche Handelsschiffe die englische Flotte kümmere. Der Mann sah ihn an, als sei er ein Idiot. Übertrieben ironisch erklärte er, dass solche Dinge in Kriegszeiten durchaus von Bedeutung seien. England habe Deutschland den Krieg erklärt, und auf See lauere wie gesagt die englische Marine.
    Oscar konnte keinen klaren Gedanken fassen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er die Informationen verarbeitet
hatte. Deutschland und England im Krieg? Weil ein Anarchist irgendeinen

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