Die Brueder des Kreuzes
Bewusstsein.
Da er nicht wusste, woher die Schmerzen seines Freundes kamen, konnte Moray nichts für ihn tun. Doch diesmal erholte sich Sinclair schnell, und obwohl sein Gesicht grau und eingefallen war, als er die Augen öffnete, war er bei klarem Verstand.
»Ich habe mir irgendetwas gebrochen. Den Arm, glaube ich, obwohl es sich eher nach meiner Schulter anfühlt. Kannst du irgendwo Blut sehen?«
»Nein. Ich habe sofort nachgesehen, als ich dich hier gefunden habe, weil ich dachte, du wärst vielleicht verwundet. Du hast hier gelegen wie ein Toter, als ich dich gefunden habe, und dein Arm war ausgekugelt. Also habe ich die Gelegenheit genutzt und ihn wieder eingerenkt, solange du den Schmerz nicht spürst.«
Er zögerte, dann grinste er.
»Eigentlich hatte ich zwar keine Ahnung, was ich da tue, aber ich habe das schon zweimal gesehen. Ich konnte keinen Bruch finden … aber offensichtlich hast du ja jetzt einen gefunden.«
»Aye, offensichtlich.«
Sinclair holte tief Luft.
»Hilf mir, mich hinzusetzen und mich an den Felsen zu lehnen. Dann müsste besser festzustellen sein, woher der Schmerz kommt. Aber sei vorsichtig. Bring mich nicht um, nur weil du den Schmerz nicht fühlen kannst.«
Ohne den schwarzen Humor seines Freundes einer Antwort zu würdigen, konzentrierte sich Moray darauf, Sinclair in eine einigermaßen bequeme Position aufzuhelfen, in der er sich umsehen konnte. Doch das war leichter gesagt als getan, denn er musste dabei feststellen, dass der linke Arm seines Freundes nutzlos herabhing und Sinclair bei jeder Bewegung unerträgliche Schmerzen hatte. Der Oberarmknochen – gewiss gab es einen Namen dafür, doch er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er lautete – war knapp über dem Ellbogen gebrochen.
Er richtete den Freund auf, lehnte sich gegen ihn und hielt ihn so fest, während er dem Verletzten mit beiden Händen den Gürtel von der Taille löste und ihn dann benutzte, um den gebrochenen Arm stillzulegen, indem er ihn so fest wie möglich an Sinclairs Rippen festschnallte.
Erst als er damit fertig war und sich wieder hinsetzte, kam ihm zu Bewusstsein, dass er keine Geräusche mehr über ihnen auf dem Hügel hörte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wie oder wann der Lärm nachgelassen hatte und verstummt war. Er richtete den Blick auf Sinclair und sah, dass dieser ihn beobachtete.
»Dann sag mir, was geschehen ist.«
Während er den Schilderungen seines Freundes zuhörte, verzog sich Sinclairs Gesicht zunehmend, doch er versuchte nicht, Moray zu unterbrechen, bis dieser schließlich verstummte. Dann kaute er mit verkniffener Miene auf seiner Unterlippe.
»Verdammt sollen sie alle sein«, sagte er schließlich. »Sie haben es selbst heraufbeschworen mit ihren Eifersüchteleien und ihrem Gezänk. Ich habe gewusst, dass es so kommt, seit sie gestern beschlossen haben, den Vormarsch auf Tiberias zu unterbrechen. Es gab nicht einen vernünftigen Grund dafür. Nicht einen Grund, den ein guter Kommandeur hätte rechtfertigen können. Wir waren doch schon zwölf Meilen durch die höllische Hitze marschiert und hatten keine sechs mehr vor uns. Wir hätten vor Anbruch der Nacht in Sicherheit sein können, wenn wir zusammengeblieben und weitergezogen wären. Anzuhalten war absolute Narrheit.«
»Narrheit und Verachtung. Und Hochmut. Dein Großmeister, de Ridefort, wollte dem Grafen von Tripoli seine Verachtung zeigen. Und Rainald von Chatillon hat ihm geholfen, indem er seinen Einfluss beim König benutzt und Guido bedrängt hat.«
Sinclair stöhnte vor Schmerzen auf und fasste sich an den gebrochenen Arm.
»Zu Chatillon kann ich nichts sagen«, keuchte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich habe noch nie mit ihm zu tun gehabt. Der Mann ist ein Barbar und eine Schande für den Tempel und alles, wofür dieser steht. Aber de Ridefort ist ein Ehrenmann, und er glaubt wirklich, dass Raimund von Tripoli ein Verräter an unserer Sache ist. Er hatte gute Gründe, ihm zu misstrauen.«
»Das mag ja sein, aber die Stimme des Grafen von Tripoli war die einzige Stimme der Vernunft unter unseren Anführern. Er hat gesagt, es wäre Wahnsinn, unser sicheres Lager in La Safouri zu verlassen, während uns Saladins Heerscharen auf den Fersen sind, und er hatte recht.«
»Aye, das stimmt, aber er hat schon einmal mit Saladin gemeinsame Sache gemacht, auch wenn er die Verbindung dann gelöst hat – zumindest sagt er das. Und diese Verbindung hat uns letzten Monat in Cresson hundertdreißig
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