Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
Vom Netzwerk:
zu tun und zuzulassen, dass Philip allein als Retter Jerusalems in Outremer eintraf, war undenkbar. Nach dem Tod des deutschen Kaisers Barbarossa konnte es nur noch einen Retter Jerusalems geben: Richard Plantagenet.
    Und so war die Mobilisierung des englischen Königs unter beispiellosem Chaos vonstattengegangen, denn trotz seiner beträchtlichen Erfahrung konnte auch Robert de Sablé den unerwarteten Beginn und die schlechte Organisation nicht auffangen. Tagelang hatte es so ausgesehen, als wollte einfach nichts gelingen und als könnten alle nur noch Fehler machen: Schiffe waren beladen und bemannt worden, nur um dann wieder entladen zu werden, weil der Ballast ungleich verteilt war oder die Vorräte falsch zugewiesen worden waren – zu wenig Trinkwasser, zu wenig Essen für die Männer oder Futter für die Tiere.
    Tagelang hatte nicht nur im Hafen von Messina, sondern auch in sämtlichen benachbarten Buchten heilloses Durcheinander geherrscht, das mit drangvoller Enge auf allen Verkehrswegen begann und sich mit anderen Problemen fortsetzte.
    Am Ende jedoch hatte die Ordnung wieder Einzug gehalten, und am Morgen dieses Gründonnerstags hatten sie schließlich die Segel gesetzt. Den beeindruckten Sizilianern, die sich in Scharen auf den Küstenfelsen einfanden, um die Abfahrt zu beobachten, hatte sich ein herrlicher Anblick geboten.
    Von da an waren Gott und Seine Heiligen der englischen Armee hold gewesen, die nun ihre Positionen innerhalb der Flotte eingenommen hatte und unter Sir Robert de Sablés Kommando nach Südosten segelte.
    Der folgende Tag war der Karfreitag, und Sir Robert ging davon aus, dass sie rechtzeitig in Kreta vor Anker gehen würden, um die Messe am Ostersonntag zu feiern.
    Prinzessin Berengaria war auf einem der gigantischen Dromone der Vorhut untergebracht, begleitet von ihrer Anstandsdame und zukünftigen Schwägerin Joanna, und sie genoss dort die Sicherheit des Schiffes, das obendrein den Großteil der Goldbarren in Richards Kriegsschatulle transportierte und daher von einem großen Kontingent der königlichen Leibwache begleitet wurde.
    Richard, der seine Verlobte und seine Schwester sicher untergebracht wusste, gönnte sich daher gute drei Meilen hinter den Damen seine Freiheit im Kreis seiner Freunde und Kameraden. Kein Wunder, dachte Sir Henry zynisch, dass der König zum Scherzen aufgelegt war.
    »Sir Henry! Wie habt Ihr Euch denn das Privileg verdient, allein hier oben zu stehen und unsere prachtvolle Flotte zu bewundern?«
    Henry erkannte die Stimme und drehte sich lächelnd zu Sir Robert de Sablé um, ohne die Ellbogen von der Schiffsreling zu nehmen. Der Flottenkommandant hatte sich von der Gruppe gelöst, die sich achtern nach wie vor laut diskutierend um den König scharte, und hatte sich zum Bug des Schiffes begeben.
    »Sir Robert, guten Tag. Ich habe mir das Privileg, wie Ihr es nennt, auf dem Exerzierplatz von Messina verdient, indem ich massenweise gepanzerte, schwitzende, ungewaschene Männer durch die Landschaft gescheucht habe, bis sie nur noch todmüde auf ihre Schlaflager fallen konnten, zur großen Erleichterung der Offiziere, die für ihr Benehmen und für ihr Wohlergehen verantwortlich waren. Nun, da wir auf See sind, ist mir das nicht mehr möglich, und ich kann mich endlich ausruhen und bis zur Ausschiffung meine Kräfte sammeln.«
    »War es das, worüber Ihr gerade nachgedacht habt?«
    St. Clair lächelte erneut und schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich habe darüber nachgedacht, dass ich als Seemann fast glücklich werden könnte, wenn das Leben immer so wäre wie heute.«
    »Aye, gewiss, Sir Henry, gewiss. Wenn es immer so wäre, hätten wir auch keine Schwierigkeiten, Seeleute zu rekrutieren. Doch die traurige Wahrheit, die die Seefahrer und die Kaufleute vergeblich zu verheimlichen versuchen, ist, dass auf jeden Tag wie diesen zwanzig von der anderen Sorte kommen, an denen die Welt kopfzustehen scheint und sich in sprühende Gischt und Erbrochenes verwandelt, während ringsum der eisige Wind tobt.«
    Sir Henry nickte und blickte zum westlichen Horizont zurück, an dem die Sonne allmählich zu versinken begann.
    »Dann müsst Ihr Gott doch für Tage wie diesen dankbar sein.«
    »Aye, das bin ich auch jedes Mal aufs Neue. Doch ich betrachtete sie nie als Selbstverständlichkeit. Ich traue dem Wetter nicht, Sir Henry. Niemals. Nicht einmal, wenn ich überall nur blauen, wolkenlosen Himmel sehe. Er kann sein Antlitz schneller von einem Lächeln zu wildem Toben

Weitere Kostenlose Bücher