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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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vor uns haben, also werden wir unseren südöstlichen Kurs fortsetzen, bis wir Land sehen. Mit etwas Glück wird es Kreta sein, aber es könnte genauso gut irgendein Eiland einer Inselkette sein. Uns wäre das einerlei, weil sie alle nur wenige Tagereisen von Kreta entfernt liegen.«
    Er hielt inne, dann lächelte er zögerlich.
    »Natürlich ist es ebenfalls möglich, dass wir vollständig zurückgeworfen worden sind und das nächste Land, das wir sichten, wieder Sizilien ist. Das müssen wir abwarten. Vorerst sitzt unser scharfäugigster Seemann im Ausguck und sucht das Meer in alle Richtungen ab. Er wird bald Land sehen, und dann wird alles besser.«
    Sir Henry nickte.
    »Danke. Ich finde, es gibt nichts Schlimmeres als kein Wissen zu besitzen, auf das man seine Entscheidungen stützen kann. Und wo wir gerade von Wissen sprechen, darf ich Euch fragen, ob Ihr wisst, auf welchem Schiff sich mein Sohn befunden hat? Ich war fest davon überzeugt, dass er tot sein muss, und von Euch zu hören, dass dies nicht zwangsläufig so ist, erleichtert mich sehr.«
    »Ich kann Euch sagen, dass es eins der vier Templerschiffe war, im zweiten Flottenglied gleich hinter den Dromonen des Königs. Wo sie jetzt sein könnten, kann ich nicht einmal erraten. Nun muss ich aber wieder auf meinen Posten zurück. Habt Ihr es bequem? Kann ich noch irgendetwas für Euch tun?«
    Sir Henry schüttelte den Kopf und dankte dem Flottenkommandeur noch einmal herzlich. Dann lehnte er sich vorsichtig zurück und schloss die Augen. Eine kühle Brise fuhr ihm sanft durch die Haare und lullte ihn in den Schlaf, während die Geräusche an Bord wieder ihren alltäglichen Klang annahmen.
    Sein letzter klarer Gedanke vor dem Einschlafen war, dass der König nicht erfreut sein würde, wenn einem der drei Dromone etwas zugestoßen war, denn gemeinsam transportierten sie seine drei kostbarsten Schätze: seine Kriegsschatulle, seine Schwester und seine zukünftige Königin.

    NUR STUNDEN SPÄTER erspähte der Ausguck das erste versprengte Schiff am südlichen Horizont, und de Sablé befahl sofort, darauf zuzufahren. Es war ein dickbäuchiges Frachtschiff, das im Wasser dümpelte wie eine trächtige Sau, doch trotz seiner Behäbigkeit hatte es den Sturm gut überstanden. Sobald es die herannahende Galeere bemerkte, änderte es seinerseits den Kurs. Im Lauf der nächsten Stunde fanden sie noch ein Schiff und noch eins, bis ihnen am Ende des Tages über zwanzig Schiffe folgten. Die meisten waren in mehr oder minder gutem, einige allerdings in gefährlichem Zustand, doch de Sablé hielt sie dicht beieinander, und die Nacht verlief ohne Zwischenfälle.
    Am folgenden Tag zog die wachsende Flotte weitere Überlebende an, und ihre Zahl wuchs auf über sechzig. Drei Tage später sahen sie bei östlichem Kurs direkt vor sich Land und gingen am selben Nachmittag in Kreta vor Anker. Inzwischen zählten sie mehr als hundert Schiffe, darunter sieben der Galeeren, und noch während sie sich dem Ankerpunkt am Fuß des Berges Ida näherten, meldeten die Ausgucke ständig neue Schiffe.
    Niemand jedoch konnte etwas über den Verbleib der drei Dromone sagen.
    Richard zeigte sich ernstlich besorgt, und obwohl Henry nicht an der Aufrichtigkeit dieser Sorge zweifelte, ertappte er sich dabei, dass er sich zynisch fragte, ob es eher der Verlust seiner Schatztruhen war, der dem Monarchen Kopfzerbrechen bereitete, oder der seiner Frau und seiner Schwester. Schließlich entsandte Richard noch am selben Abend vier seiner Galeeren, um die Inseln vor der griechischen Küste im Norden und Nordwesten abzusuchen, während die anderen vier ostwärts gen Zypern fuhren.
    Sir Henry war erleichtert, in Kreta von Bord gehen zu können, denn dort konnte er sich auf einem ordentlichen Bett ausstrecken, eine Wohltat für seine schmerzenden Brustmuskeln.
    Drei Tage blieb er auf den Rat von Richards Leibarzt hin im Bett liegen, damit sich sein Körper erholen konnte; dann ließ Richard ihm ausrichten, dass sie am nächsten Morgen nach Rhodos aufbrechen würden, wo eine große Zahl der vermissten Schiffe vor Anker gegangen war. Gut erholt durch seine Bettruhe fühlte er sich gesund genug, um aufzustehen und sich zu bewegen, und er konnte bis zum Hafen gehen, fast eine halbe Meile weit, bevor er den ersten Anflug von Schmerz verspürte.
    Am folgenden Tag segelten sie ohne Zwischenfälle nach Rhodos, wo die restlichen Schiffe ihrer Flotte sie bereits erwarteten. Das Wiedersehen bot ihnen Grund zu verhaltener

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