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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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schritt er in Richtung des Gebäudes davon, in dem er Quartier bezogen hatte.

3
    J
    EAN PIERRE TOURNEDOS war der Sohn einer Kaufmannsfamilie, die eine bescheidene Handelsflotte besaß. Mit sechsundzwanzig Jahren hatte man ihn eingeladen, dem Orden des Tempels als eine Art Extraordinarius beizutreten und gegen angemessenes Entgelt sein Wissen und sein Können der Konstruktion eines Schiffes zu widmen, das es dem rapide anwachsenden Orden ermöglichen würde, nicht länger nur an Land zu operieren.
    Tournedos entwarf ein großes Schiff, das Männer, Fracht und Vieh transportieren konnte. Was das Schiff so einzigartig machte, war die Tatsache, dass sein Entwurf vorsah, dass es einer Mannschaft von Kriegermönchen Unterschlupf bot. Diese waren es gewohnt, unter kargen Bedingungen zu leben und mit beengten Unterkünften vorliebzunehmen, die normale Seeleute niemals akzeptiert hätten. Dank der außerordentlichen Disziplin und des religiösen Gehorsams der Männer konnte das Schiff auch als Kriegsschiff dienen, wenn es notwendig wurd e, und so war es mit dreifachen Ruderbänken, Kam pfplattformen und einem metallverstärkten Rammbug versehen. Gleichermaßen ließ es sich zu einem schwimmenden Kloster umbauen – eine Tatsache, die genauso revolutionär war, wie es die Idee kämpfender Mönche noch vor neunzig Jahren gewesen war.
    Da die Ordensregel im Alltag der Mönche eine große Rolle spielte, gab es im Inneren des Schiffes gleich unter dem Ruderdeck einen Raum, in dem sich die Ordensbrüder zum Gebet und zur Messe versammeln konnten. Es war ein beengter, unbequemer Raum, der es einem Mann nur im Mittelgang gestattete, aufrecht zu stehen, doch die Männer, die ihn benutzten, interessierten sich nicht für Annehmlichkeiten und boten Gott die Strapazen, die sie erduldeten, mit Freuden als Buße dar.
    Der Mittelgang war der einzige Zugang. Von dort krochen oder kletterten die Brüder an die ihnen zugewiesenen Plätze, wo sie nachts schliefen, um sich dann wieder sitzend oder kniend den Gebeten und Lesungen der Regel zu widmen.
    Die Einrichtung dieses Raumes war ein außergewöhnliches Zugeständnis in einer Zeit, in der jeder Zoll an Bord kostbarer Platz war, doch dies war um des seelischen und körperlichen Wohlbefindens der Brüder willen für notwendig befunden worden.
    In der Folge hatte man drei Schwesterschiffe gebaut, und es befanden sich noch fünf weitere Schiffe nach demselben Entwurf im Bau. Gemeinsam bildeten sie das, was die Templer die Mittelmeerschwadron nannten, und ihr Heimathafen war Brindisi am Absatz des italienischen Stiefels.
    Brindisi, eines der ältesten Ordenshäuser des Ordens in Italien, hatte in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung für die seefahrerischen Interessen der Templer gewonnen. Ganz in der Nähe befand sich eine Reihe von Werften, denen man nachsagte, sie hätten schon zu Römerzeiten existiert. Die Schiffe, die sie bauten, waren teuer – und ihren Preis wert.
    Tournedos, inzwischen Befehlshaber der Schwadron, war von Brindisi nach Messina gesegelt, um sich der großen Flotte anzuschließen, die Richard von England für seine Expedition ins Heilige Land zusammenstellte. Dort hatte er die hohen Offiziere an Bord genommen, die das Kontingent der Templer bei dieser Expedition anführten, darunter einige der ranghöchsten Templer der ganzen Christenwelt, die es alle kaum abwarten konnten, die Schiffe zu inspizieren, von denen sie schon so viel gehört hatten.
    Mit ihnen kam weitere Verstärkung an Bord, darunter wiederum die rangniedersten Mitglieder des Ordens – die jüngste Ausbeute an Rekruten und Novizen.
    Nun stand Tournedos auf dem Achterdeck seines Schiffes und betrachtete die Szene ringsum. Sie hatten an diesem Morgen Anker geworfen, nachdem sie bei Flut in Limassol eingelaufen waren, und die Insel Zypern, deren raue Hügel weder Wärme noch Zuflucht zu spenden schienen, ragte über ihm auf.
    Wieder einmal kam Tournedos zu dem Schluss, dass die Insel Zypern, die er in seiner gesamten Seefahrerlaufbahn erst zweimal besucht hatte, all ihrer Schönheit zum Trotz keinerlei Anziehungskraft auf ihn ausübte.
    Er richtete den Blick nach rechts, wo in etwa einer Viertelmeile Entfernung zwei riesige Schiffe lagen, die Dromone, zu deren Schutz man ihn entsandt hatte und die sein eigenes Schiff wie ein Spielzeug aussehen ließen. Ein Ruderboot war mit hoher Geschwindigkeit von seinem Schiff zum nähergelegenen der beiden Dromone unterwegs, von dem bereits eine Zustiegsrampe

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