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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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glaube das gern. Würdet Ihr Euch so hinstellen, dass ich Euch ansehen kann?«
    Der andere Mann leistete seiner Bitte Folge und blickte mitfühlend auf Henry hinunter.
    »Gebrochene Rippen sind etwas Unangenehmes. Habe mir letztes Jahr auf Zypern selber zwei gebrochen. Bin mit einem schweren Sack auf einer rutschigen Planke ausgerutscht und gegen einen Pfosten gefallen. Hat Monate gedauert, bis es mir wieder besser ging. Meine Name ist Bluethumb. Ich bin einer der Ruderer.«
    Er hielt seinen Daumen hoch, der beinahe violett gefärbt war. Henry konnte nicht sagen, ob die Verfärbung ein Muttermal war oder von einer alten Verletzung herrührte, doch bevor er fragen konnte, sagte Bluethumb: »St. Clair, wie? Der Fechtmeister des Königs? Der St. Clair?«
    »Aye, genau der. Könnt Ihr mir kurz aufhelfen, damit ich mich umsehen kann? Ich kann mich selbst nicht bewegen – zu fest verschnürt, wie Ihr schon sagt.«
    »Versuchen wir es.«
    Der Mann namens Bluethumb hockte sich neben Henry, schob ihm den Arm unter den Schultern hindurch und hob ihn mit einer kräftigen Bewegung hoch. Henry atmete zischend ein, empfand aber überraschend wenig Schmerz … und vergaß seine unmittelbare Umgebung, als er ringsum nichts als leere Gewässer sah. Wohin er auch blickte, das Einzige, was er sehen konnte, war das Wrack, von dem Bluethumb gesprochen hatte.
    »Danke«, sagte er schließlich. »Ihr könnt mich wieder absetzen.«
    Als er erneut auf seinem improvisierten Sitz aus zusammengerollten Tauen saß, schweiften seine Gedanken unwillkürlich zu seinem Sohn, und er fragte sich, was wohl aus ihm geworden war. Doch es war zwecklos, darüber nachzudenken, und so atmete er tief durch, bevor er Bluethumb fragte:
    »Was ist mit dem König? Geht es ihm gut?«
    Der Mann zog eine Augenbraue hoch, als überraschte es ihn, diese Frage zu hören.
    »Natürlich. Warum auch nicht? Der Mann könnte glatt auf dem Wasser wandeln. Hat sich an der Heckreling festgebunden und während des gesamten Sturms an der Seite des Steuermanns mit dem Ruder gekämpft. Kein Wunder, dass sie Leute so zu ihm aufblicken. Der Mann ist wie ein Gott.«
    »Aye«, sagte Henry und nickte. »Manchmal wächst er wirklich über jeden normalen Menschen hinaus. Wisst Ihr denn, was wir jetzt tun werden?«
    Bluethumb grinste und hielt noch einmal seinen verfärbten Finger hoch.
    »Ich habe Euch doch gesagt, dass ich Ruderer bin. Nach solchen Dingen fragt mich niemand. Man sagt mir, wohin die Reise gehen soll, wann und wie schnell. Und jetzt gehe ich besser zurück.«
    Er machte Anstalten zu gehen, doch Henry hielt ihn mit einer Handbewegung auf.
    »Solltet Ihr Sir Robert de Sablé sehen, entbietet ihm bitte meinen Gruß und sagt ihm, wo ich bin und dass ich ihn gern sprechen würde, wenn er einen Moment Zeit hat.«
    Der Ruderer legte den Kopf schief.
    »Ich? Ich soll de Sablé ansprechen? Er würde mich über Bord werfen lassen.«
    »Nein, das würde er nicht. Nennt ihm meinen Namen, wenn Ihr auf ihn zugeht – Sir Henry St. Clair –, und sagt ihm, ich habe Euch geschickt. Hier, lasst mich –«
    Er tastete nach seiner Börse, doch der Ruderer winkte ab.
    »Ich will Euer Geld nicht, Fechtmeister. Ich werde ihm ausrichten, was Ihr gesagt habt. So lebt denn wohl.«
    Sir Henry spannte vorsichtig seine Rückenmuskeln an und versuchte, es sich bequemer zu machen.
    Bis jetzt hatte er es sich noch nicht gestattet, darüber nachzudenken, was die Leere jenseits der Bordwände bedeutete, doch als er sich nun die Gewalt des Sturms auszumalen begann, musste er sich fragen, wie viele Schiffe wohl dabei gesunken waren – spurlos unter den Wellen verschwunden waren und ihre Besatzungen und Passagiere mit sich gerissen hatten.
    Er stellte schnell fest, dass er diese Gedankengänge zwar einerseits nicht ertragen konnte, andererseits jedoch die grausigen Bilder seiner Fantasie nicht unterdrücken konnte, daher war er froh, als ihn de Sables Stimme ablenkte.
    »Nun, Master St. Clair. Seid Ihr schwer verletzt? Ich habe gesehen, wie man sich um Euch gekümmert hat, hatte aber bis jetzt noch keine Zeit, mich persönlich nach Euch zu erkundigen.«
    »Mir fehlt nichts, Sir Robert. Zumindest nichts Ernstes. Ein Schlag gegen den Schädel und ein paar angeknackste Rippen. Doch es freut mich, Euch bei bester Gesundheit zu sehen. Und ich habe gehört, der König hat während des Sturms als Steuermann ausgeholfen.«
    »Von Anfang bis Ende.«
    Sir Robert verschränkte seine Hände und wrang sie aus, wie es

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