Die Brueder des Kreuzes
und sie feststellten, dass man das Wrack vom Ufer aus erreichen konnte, haben sie die Überlebenden an Land gebracht und dort gefangen gesetzt, ohne ihnen jedoch zu helfen. Dann haben sie entdeckt, dass sich Truhen mit Gold an Bord befanden, und sich wie die Verrückten aufgeführt. Doch bevor sie viel davon an Land holen konnten, traf Kaiser Comnenus mit seinem Gefolge ein und hat … alles beschlagnahmt …«
Er verstummte und runzelte die Stirn.
»Was ist denn, Mann? Ihr habt noch mehr zu berichten, oder? Was ist mit den Frauen an Bord der anderen Schiffe?«
»Es geht ihnen gut, Mylord, aber –«
»Er hat ihnen doch nichts angetan?«
»Nein, Mylord. Aber erst wollte er sie nicht an Land gehen lassen und hat auch ihnen angedroht, sie gefangen zu setzen, wenn sie seine Insel beträten. Später hat er es sich anders überlegt, weil er dachte, auch an Bord dieser Schiffe befände sich vielleicht Gold. Bis dahin waren Lady Joanna und Lady Berengaria jedoch zu dem Schluss gekommen, dass sie an Bord ihrer Schiffe am sichersten sein würden. Selbst wenn sich dieser Mann als Kaiser bezeichnet, hat er doch keine nennenswerte Armee und keine Schiffe. Aber, Sir, da ist noch mehr …«
»Mehr?« Richards Miene verfinsterte sich mit jedem Moment weiter. »Was Ihr mir berichtet habt, ist wahrhaftig schon genug. Ich werde diesem Comnenus einiges zu sagen haben, wenn wir uns begegnen, denn für mich klingt er nicht wie ein christlicher Monarch, geschweige denn wie ein Kaiser. Was kann es denn sonst noch geben?«
»Euer Vizekanzler, Mylord.«
»Nevington? Was ist mit ihm? Ist er tot?«
»Aye, Mylord. Er ist bei dem Schiffbruch ertrunken und war einer der Männer, die ans Ufer gespült worden sind.«
Richard zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Das Siegel! Ist es in Sicherheit?«
Als Vizekanzler trug Lord Nevington das Staatssiegel an einem Band um den Hals. Es zählte zu seinen Aufgaben, es jederzeit bei sich zu tragen, damit es für den König greifbar war, falls dieser ein offizielles Dokument unterzeichnen musste.
»Die Männer, die ihn gefunden haben, haben es ihm abgenommen, ohne zu wissen, was es war, doch dann hat Comnenus es an sich genommen und trägt es nun um den Hals.«
»Grundgütiger, Mann, sagt mir, dass das ein Scherz ist!« Richards Stimme war jetzt ein wütendes Gebrüll. »Wollt Ihr damit sagen, dieser dreckige Schwachkopf hat nicht nur das Gold in seinem Besitz, das ich für den Sold meiner Männer mitgebracht habe, sondern obendrein das Siegel von England?«
Der Seemann nickte nur mit großen Augen.
»Dann werde ich dem Hurensohn den Sack gerben und ihn zu einem Beutel für mein Siegel verarbeiten!«
Er fuhr zu St. Clair herum.
»Henry, leitet sofort alles in die Wege. Lasst die Männer die Lager abbrechen. Einer Eurer Offiziere soll sich auf die Suche nach Robert de Sablé machen und ihn in mein Quartier schicken. Ich will, dass die Flotte morgen Abend wieder beladen ist und jeder Mann, jedes Pferd und jeder Ausrüstungsgegenstand zur Abfahrt am folgenden Morgen bereit ist. Wir werden nach Zypern fahren und diesen verlausten Kaiser lehren, dass er sich mit Richard Plantagenet das falsche Opfer für seine Diebstähle ausgesucht hat. Und Ihr –«
Der König zeigte auf den Galeerenkommandanten, der sich aufrichtete.
»Es war gut von Euch, so schnell und so gut informiert zurückzukehren. Jetzt brauche ich Euch noch weiter. Lasst Eure Männer heute Abend nicht an Land gehen, denn Ihr müsst morgen wieder aufbrechen, vor dem Rest der Flotte. Ihr werdet unverzüglich in Begleitung der anderen Galeere nach Zypern zurückkehren und die vier Templerschiffe dorthin führen. Die Templer werden meine Schwester und meine Verlobte bis zu unserer Ankunft beschützen. Überbringt Eurer Besatzung mein persönliches Versprechen, dass man ihnen zum Ausgleich für die zusätzlichen Pflichten, die ich ihnen auferlege, dort Landgang gewähren wird und sie dazu Extrageld bekommen, das sie dort ausgeben können.«
Er richtete den Blick auf die kleine Gruppe von Edelmännern, die ihn begleitete, und winkte einem goldhaarigen jungen Ritter, den man getrost als Schönheit bezeichnen konnte.
»D’Yquiem, bitte überbringt dem Marschall der Templer meine Ehrerbietung und fragt ihn, ob er wohl so gütig wäre, mich im Lauf der nächsten Stunde in meinem Quartier aufzusuchen.«
Der junge Ritter salutierte knapp und wandte sich ab. Richard nickte abrupt und entließ die anderen Männer mit einer Handbewegung. Dann
Weitere Kostenlose Bücher