Die Brueder des Kreuzes
Schiffen, und daher wurden sie auch viel weiter abgetrieben als der Rest der Flotte. Wie dem auch sei, jedenfalls haben sie die Insel in der Morgendämmerung des dritten Sturmtages gesehen. Zu diesem Zeitpunkt hatten Wind und Seegang zwar ihren Höhepunkt überschritten, waren aber immer noch mächtig und wild. Sie haben das Land erst gesehen, als ihm die drei Dromone schon zu nahe gekommen waren, und das Schiff, das dem Ufer am nächsten war, wurde in die felsige Untiefe getrieben, die die Einheimischen Fels der Aphrodite nennen. Dort ist es auf Grund gelaufen und von Wind und Wellen zertrümmert worden. Es gab nichts, was die anderen Schiffe hätten tun können.«
Die Macht der Wellen, so berichtete André weiter, war derart gewaltig gewesen, dass es nur wenigen Überlebenden des Schiffbruchs gelang, ans Ufer zu schwimmen. Dann waren die Fischer und Inselbewohner an den Strand gekommen, um zu bergen, was sie konnten, wie es bei ihnen Tradition war. Doch die Fischer hatten Gold unter den Wrackteilen gefunden, und es hatte nicht lange gedauert, bis Comnenus davon hörte.
»Die bloße Nachricht, dass Goldmünzen ans Ufer gespült worden waren, war anscheinend genug, um ihn anzulocken. Ein Fischer hatte Euer Siegel um den Hals hängen, und Comnenus hat es gesehen und beschlagnahmt, ohne jedoch zunächst zu wissen, was es war. Dann ist einer seiner Männer getaucht und hat von Kisten mit Gold unter den Trümmern am Meeresboden berichtet.«
Bald darauf hatte man dem Herrscher berichtet, zwei weitere riesige Schiffe seien von Westen hergeweht worden. Sie lägen vor Limassol und bäten um die Erlaubnis zum Anlegen. »Westen« war für Isaac das verhasste Wort, und so hatte er den Schiffen zunächst die Einfahrt in den Hafen verweigern lassen und gleichzeitig alle Überlebenden des Schiffbruchs einkerkern lassen. Erst nachdem er Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, wurde ihm klar, dass sich vielleicht weitere Schätze an Bord dieser Schiffe befanden.
»Es heißt, er war hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, sofort nach Limassol zu fahren und die beiden Schiffe festzusetzen, und der Angst, den Ort des Schiffbruchs zu verlassen, bevor er sicher sein konnte, dass auch das letzte Stück des Schatzes gefunden war. Natürlich konnte er niemandem trauen, auch seinen eigenen Männern nicht. Also hat er gewartet und dabei vor Ungeduld getobt, bis jede einzelne Münze geborgen war. Bei seiner Rückkehr nach Limassol musste er dann feststellen, dass er den beiden Dromonen nicht das Geringste entgegenzusetzen hatte. Man hatte ihm zwar gesagt, dass es gigantische Schiffe sind, aber weil er noch nie etwas Größeres als ein Fischerboot gesehen hatte und der Dromon auf den Felsen schon vor seinem Eintreffen völlig zerstört worden war, wurde ihm erst klar, was ›gigantisch‹ tatsächlich bedeutete, als er die Schiffe vor sich gesehen hat. Er wusste sofort, dass er gegen diese Monster nichts ausrichten konnte.«
Richard hörte ihm stirnrunzelnd zu, und André fuhr fort.
»An diesem Punkt gab er sich dann plötzlich versöhnlich und bot seinen unerwarteten Besuchern seine persönliche Freundschaft, seine Hilfe und seine Gastfreundschaft an. Bereits zuvor hatte er de Bruce ausrichten lassen, er befände sich nicht in Limassol, sondern er hätte im Landesinneren in Nikosia zu tun, und dieser hätte ihm glatt geglaubt, doch dann haben ihn seine eigenen Leute verraten. De Bruce war genauestens informiert, wann Comnenus von dem Wrack zurückkehrte, was man aus den Überresten geborgen hatte und was mit den Überlebenden und den Leichen der Opfer geschehen war.«
»Halt! Ihr sagt, de Bruce weiß all das von Comnenus’ eigenen Leuten? Warum ist er dann nicht mit Joannas Vorgehensweise einverstanden gewesen? Er muss doch gewusst haben, dass sie recht hatte.«
»Nein, Mylord, er wusste, dass sie eine Frau ist und daher wenig von der Realität des Krieges und der Politik versteht –«
»Grundgütiger, Mann! Joanna hat jahrelang als Königin regiert, noch dazu in Sizilien! Sie versteht mehr von Politik, als de Bruce je lernen wird.«
St. Clair nickte.
»Aye, das stimmt wahrscheinlich. Aber de Bruce war fest davon überzeugt, dass er Comnenus überlegen gewesen wäre. Zypern hat keine nennenswerte Seestreitmacht, seine Armee ist in einem erbärmlichen Zustand, schlecht ausgebildetes Gesindel ohne Stolz oder Kampfgeist. Es mag unglaublich klingen, doch es gibt auf der ganzen Insel keine Ritter. Der Kaiser hat sie alle vertrieben,
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