Die Brueder des Kreuzes
doch eigentlich auf dem Weg sind, ihm zu helfen?«
»Interessant?« Der Mann zuckte mit den Achseln. »Nein. Ich meine … vielleicht, wenn man etwas darum gibt. Aber wer tut das schon? Außerdem sind wir ja nicht unterwegs, um ihm zu helfen. Wir sind unterwegs, um die Sarazenen aus dem Land Gottes zu vertreiben, oder nicht? Es für die Kirche zurückzuerobern …«
Er schüttelte den Kopf.
»Ich sehe nicht viel, was dafür spräche, dass wir ihm helfen. Wenn Ihr mich fragt, verdient er den Königstitel kaum. Ich meine, unser Richard hier, das ist ein König. Sieht aus wie ein König, kleidet sich wie ein König und verhält sich auch so. So muss ein König sein … ein Kämpfer. Jemand, der weiß, was ihm zusteht, und der jedem den Kopf abreißt, der auch nur einen schiefen Blick darauf wirft. Das ist ein König. Diese anderen Gestalten. Ich meine, seht Euch Philip an. Oder lieber nicht. Seht Ihr einen König, wenn Ihr ihn anseht? Ich glaube nicht. Oh, wir wissen alle, dass er König ist … und er redet wie ein König und trägt kostbare Kleider, aber er ist viel zu zimperlich. Natürlich würde er Euch im Schlaf ermorden oder in einer finsteren Gasse abstechen lassen, wenn Ihr ihm in die Quere kommt, aber er würde Euch nie ins Auge sehen, bevor er Euch mit bloßen Händen den Kopf abreißt, wie es Richard tun würde. Und nach allem, was ich höre, ist dieser König Guido genauso.«
»Was habt Ihr denn gehört? Wie heißt Ihr übrigens?«
»Nickon. Eigentlich Nicholas, aber alle sagen Nickon. Und Ihr?«
André sagte es ihm.
»Nun denn, André, nach allem, was man mir erzählt, scheint es, als ob dieser König Guido von Jerusalem zwar ein guter Kämpfer ist, aber er kommt nicht oft zum Kämpfen, falls Ihr versteht, was ich meine. Es gibt nicht viele, die ihn für einen guten Anführer halten. Man macht ihm allein die verlorene Schlacht von Hattin zum Vorwurf, wo so viele Templer und Hospitalritter abgeschlachtet worden sind und wir aus dem Heiligen Land vertrieben wurden. Es heißt, er hat dort verloren, weil er sich nicht zu einer Entscheidung durchringen konnte. Einer seiner Begleiter hat vorgestern mit dem König – unserem König – gesprochen, und ich hatte genau dort Wache. Dieser Kerl, ein mächtiger Baron aus Jerusalem, hat gesagt, es sei Guido gewesen, der vor zwei Jahren mit der Belagerung von Acre begonnen hat und Saladins Männer seitdem dort beschäftigt hält.«
Er drehte den Kopf und musterte André von der Seite her.
»Wusstet Ihr, dass er selbst einmal in Saladins Gefangenschaft geraten ist?«
André schüttelte den Kopf, und Nickon nickte ernst.
»So war es aber, über ein Jahr lang. Nun ist es natürlich nicht dasselbe, ob man als einfacher dreckiger Soldat in Gefangenschaft gerät oder als König, denn Saladin hat ihn dann gehen lassen, nachdem Guido ihm versprochen hatte, nicht wieder gegen ihn zu kämpfen. Das hat Guido versprochen! Dann kam er frei und hat sofort damit begonnen, eine Armee aufzustellen. Nun ja, ein Versprechen gegenüber einem gottlosen Heiden ist ja eigentlich kein Versprechen, oder? Vor allem unter … Ihr wisst schon …«
»Druck?«
»Genau. Nun denn, er hat eine Weile gebraucht, aber schließlich konnte er eine Armee aufstellen und Acre belagern. Ihr habt doch schon von Acre gehört, oder? Ihr wisst, was es ist?«
»Ja … und nein. Vage. Was ist denn so wichtig an Acre?«
»Nun, es ist eine Hafenstadt. Eine der Städte, die Saladin unmittelbar nach Hattin überrannt und an sich gerissen hat. Die einzige Stadt, die er damals nicht erwischt hat, war Tyrus, und das ist Conrad von Montferrat zu verdanken. Er ist einer von Barbarossas Männern und ist zufällig am selben Tag, an dem die Verantwortlichen schon die Kapitulation beschlossen hatten, in den Hafen gesegelt. Er hat die Kapitulation verhindert, und am Ende hat sich Saladin zurückgezogen … hat kehrtgemacht, ist nach Süden marschiert und hat stattdessen Acre eingenommen. Seine Armee hält es immer noch besetzt, obwohl Guido sie nun schon seit zwei Jahren belagert.«
André zog die Stirn in Falten.
»Das verstehe ich ja alles, aber was hat es damit zu tun, dass Guido und Conrad Feinde sind?«
»Gar nichts … und alles. Conrad und Guido sind wie zwei Katzen, die sich um dieselbe Maus streiten. Die Maus ist das Königreich Jerusalem, und darum geht es letztlich bei allem, was im Heiligen Land geschieht. Der Zufall hat Conrad nach Tyrus verschlagen und zum Retter der Stadt gemacht. Nun ist er
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