Die Brueder des Kreuzes
sich die Abendkühle auf den Sand senkte, wü rde er von selbst erwachen.
MORAY ERWACHTE kurz nach Anbruch der Dunkelheit. Immer noch hatte es den Anschein, als hätte sich Sinclair – fest im Griff des Wunderpulvers des Syrers – nicht geregt. Er beugte sich über seinen Freund, um auf seinen tiefen, regelmäßigen Atem zu lauschen, dann erhob er sich und trank noch einen Schluck aus dem Wasserschlauch. Dann legte er ihn neben Sinclair auf die Bahre und band ihn zusammen mit dem Bogen und dem Köcher des Sarazenen daran fest.
Er schob die Arme in sein Zuggeschirr, zog die Stricke vor seiner Brust so fest, dass sie gut saßen, und setzte sich in Bewegung. Das Gewicht in seinem Rücken war massiv und schwer, doch das Geschirr erfüllte seinen Zweck, und er stemmte sich in die Riemen wie ein Zugpferd. Seine kräftigen Muskeln zogen die Bahre mit Leichtigkeit. Ohne den Kettenpanzer fühlte er sich freier, und er war dankbar für das helle Licht des Mondes. Das Einzige, was er hören konnte, waren seine Schritte auf dem festen, vom Wind gepeitschten Sand und das beständige Zischen der Speerenden, die hinter ihm eine parallele Spur in den Boden gruben.
Er hatte längst jedes Zeitgefühl und jedes Gespür für die Entfernung verloren, die er zurückgelegt hatte, als er Sinclair hinter sich aufstöhnen hörte und eine plötzliche Bewegung spürte, die den Rhythmus seiner Schritte störte und ihn fast aus dem Gleichgewicht gebracht hätte. Er war dankbar, anhalten und das Geschirr ablegen zu können. Vorsichtig versuchte er, das Ende der Bahre abzulegen, ohne den Verletzten zu sehr durchzurütteln.
»Wo in Gottes Namen sind wir?«
Moray stellte fest, dass Sinclairs Stimme, auch wenn sie immer noch leise war, deutlich kräftiger klang. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und reckte die Arme, um seine Schultern zu lockern, bevor er sich an einer Antwort versuchte.
»Und warum kann ich mich nicht bewegen? Woran bin ich festgebunden?«
Moray fuhr seinem Freund mit der Hand durch das Haar.
»Oh, Gott segne dich auch, Alec. Ich fühle mich bestens, danke, denn ich habe ja auch nur deinen Hintern durch die halbe Wüste geschleift. Aber es ist schön, dein Gejammer zu hören, denn es sagt mir, dass es dir gut geht.«
Von einem Wort zum nächsten legte er den ironischen Ton ab und wurde ernst.
»Du kannst dich nicht bewegen, weil du eingewickelt bist wie ein Schweinebraten, damit du deinen Arm nicht bewegst. Er ist böse gebrochen, und der Schmerz hat dich krank gemacht. Ich habe den Arm mit Armbrustbolzen ruhiggestellt. Du bist an eine Bahre geschnallt, auf der die Sarazenen einen Toten transportiert haben. Ich habe sie gestohlen. Es war die einzige Möglichkeit, die mir eingefallen ist, um uns in Sicherheit zu bringen, denn die Sarazenen sind überall. Wo wir sind? Ich habe keine Ahnung. Irgendwo in der Wüste, unterwegs nach Südwesten. Wir müssen nach Nazareth, denn Saladin hat La Safouri eingenommen, dort gibt es keine Zuflucht mehr. Also ziehe ich dich seit Stunden quer durch Outremer.«
Er verstummte und sah zu, wie sein Freund seine Worte verdaute. Sinclairs Gesicht machte einen weniger ausgezehrten Eindruck, obwohl das auch am Licht des Mondes liegen konnte, der jetzt hoch über ihnen am Himmel stand.
Sinclair runzelte die Stirn.
»Du sagst, die Sarazenen sind überall. Warum?«
»Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich suchen sie nach Flüchtlingen wie uns, Männer, die aus Hattin entkommen konnten. Du siehst schon viel besser aus, Gott sei Dank. Hier, trink ein wenig Wasser.«
Er kniete sich neben die Bahre und hielt Sinclair den Wasserschlauch an den Mund. Als dieser fertig getrunken hatte, sah er sich in der mondbeschienenen Wüste um, die sie umgab.
»Du weißt nicht, wo wir sind?«
»Südwestlich von Hattin und Tiberias. Ich muss dich mindestens fünf Meilen weit gezogen haben, und wir sind die ganze letzte Nacht durchgewandert. Erinnerst du dich noch daran?«
Sinclairs Miene war beinahe verletzt.
»Natürlich!« Er zögerte. »Aber sonst kann ich mich kaum an etwas erinnern.«
»Ich habe dir eine Arznei verabreicht, die ich in meiner Gürteltasche hatte, und du hast lange geschlafen. Hast du große Schmerzen?«
Sinclair machte eine Bewegung, die wohl ein Achselzucken sein sollte.
»Kaum. Ich spüre zwar Schmerz, aber er ist … irgendwie weit weg.«
»Aye, das liegt an dem Betäubungsmittel. Ich gebe dir später noch etwas davon.«
»Du wirst den Teufel tun. Ich brauche kein
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