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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Flasche und zwei Hornbecher hervor, die er beide großzügig mit der goldenen Flüssigkeit aus der Flasche füllte. Dann verschloss er die Flasche wieder und stellte sie zurück. Er trug beide Becher zum Tisch hinüber.
    »Honigmet«, sagte er und reichte André einen der beiden Becher. »Von Gott für Augenblicke wie diesen erschaffen.«
    Sie nippten beide ehrfürchtig an ihrem Honigwein, und Justin setzte sich wieder.
    »Zuerst einmal dürft Ihr nicht vergessen, woher diese Zeremonie stammt. Die neun Gründerbrüder waren alle Mitglieder des Ordens der Wiedergeburt zu Sion. Nachdem sie die ihnen gestellte Aufgabe, die Entdeckung des Ordensschatzes, erfüllt und damit die besagte Wiedergeburt erreicht hatten, wurde der Orden schlicht zum Orden von Sion, obwohl seine Aufgabe noch weit von ihrer Erfüllung entfernt ist.«
    Wieder trank er einen Schluck.
    »Als sie mit der Kunde von ihrem Fund nach Europa zurückkehrten, haben sie natürlich unter den Kirchenoberen Angst und Schrecken verbreitet, und diese haben alles getan, um die Brüder gnädig zu stimmen und zur weiteren Geheimhaltung zu bewegen. Also waren sie voll des Lobes für die Männer, die sich selbst die Armen Soldatenbrüder Jesu Christi nannten, die aber in aller Welt als die Ritter vom Tempelberg bekannt waren. Und bald scharten sich die Rekruten um ihre Standarte und verlangten, dem Orden der neuen Ritterschaft, wie ihn der heilige Bernard nannte, beitreten zu dürfen.«
    Justin schien die Rolle des Geschichtenerzählers sehr zu genießen.
    »Und so wurde der Orden der Templer ins Leben gerufen. Doch unter den Rekruten, die nun in Scharen den Tempelberg aufsuchten, waren keine Ordensbrüder von Sion, und die Geheimnisse der ursprünglichen neun Brüder wurden immer sagenumwobener. Also haben sich Hugh de Payens und seine acht Freunde aus reinem Selbstschutz – und zum Schutz der Bruderschaft – ein neues Ritual ausgedacht, das die Männer zufriedenstellen würde, die nach Aufnahme verlangten – und nach geheimen Symbolen und geheimnisvollen Ritualen. Sie beschlossen, dass die Ordensweihe bei Nacht abgehalten werden sollte, in der Finsternis, und sie haben aus dem Nichts neue Zeremonien geschaffen, die inzwischen zur beinahe heiligen Tradition geworden sind. Nach neunzig Jahren mögen sie bedeutsam erscheinen, doch zu Beginn waren sie Unsinn, und sie bleiben Unsinn.«
    Er zögerte.
    »Damit möchte ich natürlich nicht all meine Templerbrüder respektlos abtun. Sie mögen ja nicht gebildet sein, doch viele von ihnen widmen ihr Leben dem Streben nach Heiligkeit, wenn auch im kirchlichen, christlichen Sinne. Und das ist bewundernswert, selbst für uns, die wir ihren Irrtum von unserem althergebrachten, privilegierten Standpunkt aus sehen. Wir können sie als fehlgeleitet betrachten, aber wir dürfen sie nicht für töricht halten, denn ihre Aufrichtigkeit ist über jeden Zweifel erhaben, und sie teilen ihren Irrtum schließlich mit der ganzen Welt.«
    Justin nippte an seinem Becher.
    »Ihr, Bruder, habt das Glück gehabt, in den Orden von Sion erhoben zu werden, und ihr musstet hart arbeiten und fleißig lernen, um Euren gegenwärtigen Status zu erlangen. Im Tempel werdet Ihr nichts finden, was dieser Anstrengung gleichkäme. Die Riten, denen Ihr Euch unterziehen werdet, sind bedeutungslos, und die einzige Arbeit, die ein Mann tun muss, um weiterzukommen, ist militärischer Natur – Kampfkunst und Kampfeinsatz. Auf diesem Gebiet seid Ihr ja bereits ein Meister, daher glaubt mir, Ihr braucht den Initiationsritus nicht zu fürchten. Wenn Ihr die Kammer für die Zeremonie betretet, habt Ihr jede Aufnahmeprüfung bestanden, und Eure Weihe ist Euch garantiert. Das Ritual in der Kammer ist nur eine Bestätigung für die Gemeinschaft der Templer. Hin und wieder werdet Ihr noch anderen Riten beiwohnen, die jedoch vor den Templern geheim gehalten und nur von unseren Brüdern geteilt werden.«
    Justin hob seinen Becher zum Salut, und André erwiderte die Geste. Dann tranken sie beide die feurig süße Flüssigkeit aus. Justin rülpste laut und erhob sich.
    »Und nun muss ich damit beginnen, alles in die Wege zu leiten. Ich werde einen der Brüder zu Eurem Vater schicken und ihn für den morgigen Nachmittag hierherbitten. Ich werde ihn zur Geheimhaltung mahnen, selbst gegenüber dem König. Glaubt Ihr, er wird sich daran halten?«
    »Das wird er, Bruder Justin, das wird er.«

    DEN FOLGENDEN NACHMITTAG verbrachte André St. Clair auf dem Fechtplatz der Burg.

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