Die Brueder des Kreuzes
Bruders Jakobus bei der Zerstörung Jerusalems vernichtet wurde, hat sich eine Kluft zwischen Gott und den Menschen aufgetan. Seitdem irrt die Menschheit in der Wildnis umher und versucht vergebens, Gott zu finden, indem sie den Spuren Sterblicher folgt. Doch wie wohlklingend auch die Titel sein mögen, mit denen sich diese schmücken, sie sind genauso schwach und töricht wie ihre Anhänger. Beraubt man den Menschen seiner Göttlichkeit, so bleibt nichts von seiner Natur als Zerbrechlichkeit und Eigennutz. Nein, ich bin nicht überrascht. Meine Aufgabe ist es nun, das, was Ihr mir erzählt habt, so zu benutzen, dass es den Zielen unserer Bruderschaft dient. Daher bin ich froh, dass Ihr zuerst zu mir gekommen seid, denn wir müssen nun bei den Templern Hilfe suchen, zu denen de Sablé nicht gehört.«
Der alte Mönch hob warnend den Zeigefinger.
»Von jetzt an müssen wir Euch hierbehalten, wo Euch Richard nicht erreichen kann, und auch dies könnte nur eine vorübergehende Zuflucht sein, da es nach wie vor möglich ist, dass er Euch als Euer Lehnsherr ruft. Wir können nur hoffen, dass dieser Unsinn um Isaac Comnenus ihn in den nächsten Tagen beschäftigt hält, doch der einzige wirklich wirksame Weg, Euch vor ihm zu schützen, ist, Euch offiziell als Ritter in den Templerorden aufzunehmen. Ich werde dazu so schnell wie möglich eine Versammlung der Brüder einberufen.«
»Ihr meint, Ihr wollt mich allein aufnehmen, ohne die anderen Novizen? Wie ist das möglich?«
»Schnell und heimlich, weil es notwendig ist. Es ist nicht nur möglich, es ist auch schnell möglich. Wir haben ja allen Grund dazu. Wir brauchen nur eine genügende Anzahl von Rittern, um die Zeremonie durchzuführen.«
St. Clair verzog das Gesicht.
»Allen Grund. Reicht es denn zu sagen, dass wir mich aus den Klauen des Königs retten müssen, aber nicht darauf eingehen können, warum? Wie wollt Ihr das rechtfertigen?«
»Ihr müsst Euch einfach sagen, dass der König gar nichts mit alldem zu tun hat. Ich habe Euch ja schon erzählt, dass es Eurem Cousin gut zu gehen scheint, dass aber einige seiner Brüder dies anzweifeln. Nicht zum ersten Mal sorgt Sir Alexander für Ärger unter den Templern, indem er ihre Moral verhöhnt. Er ist schon immer ein unbequemer, gnadenlos selbstgerechter Mensch gewesen, doch er hat sich bis jetzt nur selten geirrt – eine Tatsache, der er zwar seinen guten Namen verdankt, die ihm jedoch nicht unbedingt die Sympathien seiner weniger kompromisslosen Zeitgenossen eingebracht hat. Jetzt kehrt er aus der Gefangenschaft der Sarazenen zurück und beschuldigt die Templer der Inkompetenz und der Korruption – und als ihm diese widersprochen haben, ist er wieder in der Wüste verschwunden. Die Templer in Outremer sagen nun, er ist von Saladin zur Gottlosigkeit verführt worden, und sie fordern, dass man ihn seines Ordensranges enthebt und ihn exkommuniziert.«
»Grundgütiger! Können sie das?«
»Aye, wenn sie es für notwendig halten. Sie sind christliche Mönche – Gottesmänner, die damit das Recht haben, jeden Verstoß gegen die Pflicht gnadenlos zu verfolgen. Macht Euch nichts vor, sie können es.«
»Seit wann ist er frei? Ist Lösegeld gezahlt worden?«
»Nein. Soweit ich weiß, ist er bei einem Gefangenenaustausch freigekommen. Doch wie dem auch sei, er ist im Besitz von Informationen, die die Bruderschaft immer noch dringend braucht, auch wenn es Jahre her ist, dass man ihn dorthin entsandt hat, um dieses Wissen an sich zu bringen – und dass einer der Brüder mit ihm zu tun hatte. Alexander Sinclair traut niemandem so leicht, und wir müssen ihm nun jemanden schicken, noch dazu einen Templer, dem er sofort vertraut. Ihr seid einmal sein Freund gewesen, also wird er Euch eher vertrauen als einem Mann, dem er noch nie begegnet ist. Daher werdet Ihr es sein, den man damit beauftragt, ihn in den Orden zurückzuholen, wo ihn seine Brüder einer genauen Beurteilung unterziehen können. Zumindest wird dies der offizielle Zweck Eurer vorgezogenen Weihe und Eurer schnellstmöglichen Entsendung nach Acre sein.«
Justin kratzte sich am Ohr.
»Ob Ihr ihn dann tatsächlich zur Rückkehr bewegen könnt, bleibt abzuwarten. Doch Eure wirkliche Aufgabe wird nichts mit dem Tempel zu tun haben. Sie wird lauten, die Verbindung zwischen ihm und dem Rat der Bruderschaft wiederherzustellen, damit wir an das Wissen gelangen können, das Alexander für uns verwahrt.«
»Und was für ein Wissen ist das?«
Justins hässliche
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